Keine Überraschung war die Wiederwahl von Thomas Sprißler als Oberbürgermeister. Die Wahlbeteiligung von 24 Prozent dagegen sei etwas Besonderes, meinte Maya Wulz (Grüne).

Herrenberg - Wer aus der Herrenberger Oberbürgermeisterwahl als Sieger hervorgeht, war vorher schon jedem klar. Als einziger auf dem Wahlzettel stand der Amtsinhaber Thomas Sprißler, der am vergangenen Sonntag 97,5 Prozent der Stimmen erhielt. Der 49-Jährige kann die Geschicke der Stadt also acht weitere Jahre lenken.

 

Das amtliche Endergebnis soll an diesem Montag feststehen. Laut dem vorläufigen Resultat waren drei Prozent der Voten ungültig, rund 100 andere Namen tauchten auf den Wahlzetteln für einen Kandidaten auf, der zuvor nicht gemeldet worden war. Mit viel größerer Spannung jedoch sah man der Wahlbeteiligung entgegen. 24 Prozent der 24 537 Herrenberger Wahlberechtigten gingen zu den Urnen, die in 29 Wahllokalen standen, oder sie gaben per Brief ihre Stimme ab.

Um genau 18.59 Uhr war die Wahl ausgezählt. In die große Schar der Gratulanten reihte sich auch der Landrat Roland Bernhard, der Sprißler einen Karton „mit einer guten Flasche Wein“ überreichte. Der Rathauschef war rundum glücklich und auch mit der Wahlbeteiligung zufrieden: „Sie ist absolut okay angesichts der Konstellation bei diesem Urnengang.“ Sämtliche Fraktionen im Gemeinderat hätten ihm signalisiert, dass sie die Zukunft der Stadt weiter mit ihm gestalten wollten. Dass ihn nun so viele wieder im Amt sehen wollen, sah er als eine „sehr klare Botschaft“ an.

Vier haben Daniela Katzenberger gewählt

Für die Stadrätin Maya Wulz (Grüne) gab es ebenfalls Grund zur Freude: „Wir haben mit Sprißler gut zusammengearbeitet.“ Wenn sie auf die Zeit vor Sprißler blicke, sei seine Amtszeit „ein Quantensprung, ein absoluter Fortschritt“. Besonders lobte Wulz die Bürgerbeteiligung, die in allen Bereichen stattgefunden habe. Sprißler hatte im Februar 2008 die Nachfolge von Volker Gantner angetreten, der 23 Jahre lang OB in Herrenberg gewesen war. Und in puncto Wahlbeteiligung erklärt Wulz: „Wenn ein Amtsinhaber als Alleinkandidat über 20 Prozent kommt, ist das bei OB-Wahlen schon etwas Besonderes.“

Der CDU-Fraktionschef Hermann Horrer meinte jedoch, dass Sprißler eine höhere Wahlbeteiligung verdient gehabt hätte. Andererseits könne er es aber auch verstehen, dass manche doch nicht zur Urne gegangen seien, weil die Wiederwahl doch festgestanden habe. Dass manche aus Jux einen anderen Namen auf den Wahlzettel schrieben, fand er jedoch nicht so gut. Vier Stimmen etwa entfielen auf das Model Daniela Katzenberger. „Sie können wir“, sagte Horrer, „nicht gebrauchen.“

Tour durch sämtliche Ortsteile

Vor der Wahl war der OB durch alle sieben Ortsteile der Stadt getourt, um mit den Bürgern Gespräche zu führen und für die Wahl die Werbetrommel zu rühren. Obwohl er als einziger Kandidat keinen Wahlkampf führen musste, druckte er Flyer und hielt es für angebracht, sich bei einer Kandidatenvorstellung den Wählern in Herrenberg zu stellen. „Ein besonderes Anliegen ist mir, die Bürger in Bewegung zu bringen und mit ihnen intensiv in den Dialog zu kommen“, erklärte Sprißler. Der frühere Schultes von Mötzingen, der seit 16 Jahren für die Freien Wähler im Kreistag sitzt und seit sechs Jahren der Regionalversammlung angehört, hat Herrenberg zu einer Mitmach-Stadt entwickelt. Im Zuge einer regen Jugend- und Bürgerbeteiligung entstand das Leitbild 2020 zur Stadtentwicklung. Sprißler hat während seiner Amtszeit nicht nur Kitas und Schulen ausgebaut und ein Naturbad eröffnet, das allerdings wegen technischer Probleme und Bakterien kurzzeitig geschlossen werden musste. Nach langen Diskussionen einigten sich die Bürger und der Gemeinderat nun auch auf ein Entlastungskonzept für die Innenstadt. Geplant sind eine Bahnunterführung, eine neue Fußgängerzone und zwei weitere Parkhäuser für fast 24 Millionen Euro.

Zudem sollen weitere Areale für Wohn- und Geschäftshäuser erschlossen werden. Bei den Planungs- und Entscheidungsprozesse will Sprißler weiterhin die Bürger befragen. Das gilt auch für ein neues Freizeitgelände. Bei der geplanten Erstaufnahmestelle des Landes für Flüchtlinge fordert Sprißler ein Mitspracherecht und möchte die Asylarbeitskreise beteiligen.