Die schwierige Lage der EnBW schlägt auch auf den Großaktionär OEW durch: Die oberschwäbischen Landkreise müssen sich auf geringere Ausschüttungen einstellen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) machen es spannend. An diesem Freitag treffen sich die Kreisräte aus den neun Mitgliedskreisen mal wieder zu einer großen „Informationsveranstaltung“, diesmal in Pfullendorf. Doch worum es geht, wird vorab nicht verraten. Man bitte um Verständnis, dass die Mitglieder Vorrang vor den Medien hätten, sagt eine Sprecherin.

 

Es dürfte um die schwierige Lage der EnBW gehen, an der die OEW ebenso wie das Land mit 46,75 Prozent beteiligt ist. Zumindest ein Stück weit sollen den Kreisräten die Augen geöffnet werden, wie ernst es um den Karlsruher Energiekonzern bestellt ist. Früher war er für die Landkreise eine Art Goldesel, der verlässlich Dukaten spuckte. Neuerdings aber muss er seinerseits mit Geld gefüttert werden. Das war bei der Kapitalerhöhung um 800 Millionen Euro so, an der sich die OEW mit 400 Millionen Euro beteiligten. Und das dürfte indirekt jetzt so sein, wenn der Rückkauf der 50-Prozent-Anteile an der Gasversorgung Süddeutschland (GVS) und deren Schwesterfirma Terranets vom italienischen Eni-Konzern ansteht. Benötigt wird erneut ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag, den die EnBW nicht alleine aufbringen will.

Gespräche über Stadtwerke Düsseldorf ausgesetzt

Beteiligungen erwerben oder aufzustocken ist eigentlich das Gegenteil von dem, was der Vorstandschef Frank Mastiaux vorhat. Bis zum Jahr 2020 will er durch den Verkauf von Unternehmensanteilen 2,5 bis drei Milliarden Euro erlösen – Geld, das der Konzern dringend für den Umbau braucht. Schon vor zwei Jahren hatte der OEW-Berater (und Aufsichtsratschef) Claus Dieter Hoffmann die Landkreise indes gewarnt, dass das schwierig werde in einer Zeit, wo „jeder desinvestieren will“. Nun bewahrheitet sich seine Prognose, Vollzugsmeldungen aus Karlsruhe stehen bisher aus.

Wie zäh sich der Beteiligungsverkauf gestaltet, zeigt das Beispiel der Stadtwerke Düsseldorf. Über ihren Anteil von fast 55 Prozent hatte die EnBW Gespräche mit der Kölner Rheinenergie aufgenommen. „Dass wir kein Interesse hätten, kann man nicht sagen“, bestätigte etwas gewunden dessen Chef Dieter Steinkamp. Die Idee: die Karlsruher sollten ihr Anteilspaket gegen jene 16,3 Prozent tauschen, welche die Kölner am Mannheimer Versorger MVV halten. Das Stadtwerke-Paket sei mit bis zu 650 Millionen Euro aber deutlich mehr wert, protestierten die Arbeitnehmervertreter – was die EnBW offenbar genauso sieht. Weil die Preisvorstellungen zu weit auseinander klaffen, wurden die Verhandlungen mit Rheinenergie erst einmal auf Eis gelegt. Das wiederum erschwert den Verkauf der MVV-Anteile der EnBW von 15,1 Prozent: Alleine bieten sie wenig Einfluss, zusammen mit den Rheinenergie-Anteilen könnten die Karlsruher wenigstens eine Sperrminorität von über 25 Prozent offerieren.

Kretschmann: Gasrückkauf nur „Gerüchte“

Auch vor diesem Hintergrund ist die Neigung der EnBW gering, sich beim Gas-Rückkauf stark zu engagieren. Einen deutlich größeren Anteil, hört man aus Karlsruhe, sollten das Land und die OEW übernehmen. Zunächst gab es sogar Überlegungen, die Landkreise sollten die GVS-Anteile alleine kaufen. Immerhin geht es um ein sicheres Geschäft: die durch gesetzliche Vorgaben garantierte Rendite liegt deutlich über dem, was an Zinsen für einen Kredit gezahlt werden müsste. Doch ein Alleingang steht nicht mehr zur Debatte, nun ist ein Konsortium zusammen mit dem Land geplant. Ministerpräsident Winfried Kretschmann stellte sich freilich ahnungslos, als er kürzlich darauf angesprochen wurde: es handele sich um „Marktgerüchte, die ich nicht kommentiere“. Dabei waren natürlich auch Regierungsvertreter zugegen, als im September in einem Hotel eine große Präsentation zu den Eni-Anteilen stattfand.

Die Zurückhaltung der OEW hat wohl auch damit zu tun, dass die künftigen Ausschüttungen der EnBW an den Verband höchst ungewiss sind – und die des Verbandes an die Mitgliedskreise ebenso. Noch 2011 kassierte die OEW Beteiligungs-GmbH 178 Millionen Euro bei einer Dividende von 1,53 Euro, 2012 und 2013 waren es bei 85 Cent nur noch 99 beziehungsweise 110 Millionen Euro. Ähnlich entwickelte sich die Ausschüttung an die Landkreise: 2010 und 2011 flossen noch 60 Millionen Euro, 2012 und 2013 nur noch 40 Millionen Euro. Wie es weitergeht, steht einer Sprecherin zufolge noch nicht fest. Intern wird indes mit einem weiteren Rückgang auf 20 Millionen Euro gerechnet – was manche Landkreise in Bedrängnis bringen könnte: Die OEW-Millionen sind dort fest eingeplant und kaum entbehrlich.

Ganz auf die Dividende verzichten?

Selbst ein Ausfall der EnBW-Dividende gilt inzwischen nicht mehr als unvorstellbar. Schon vor Jahresfrist gab es in den OEW-Kreisen vereinzelt Überlegungen, ganz auf eine Ausschüttung zu verzichten. Man solle die Gewinne zumindest vorübergehend im Unternehmen lassen, damit dieses die „Herkulesaufgabe“ der Energiewende besser bewältigen könne, empfahl etwa der Biberacher Grünen-Kreisrat und Bankier Eugen Schlachter – und erntete Zuspruch auch von CDU-Leuten. Die OEW-Spitze wollte davon indes nichts wissen, ebenso wenig wie das Land, das mit der Dividende die Zinsen aus dem Milliardenkredit für den EnBW-Deal bezahlt. Nun, da es um die Investitionsfähigkeit des Konzerns geht, stellt sich diese Frage umso dringlicher – zumal dessen Überschuss im ersten Halbjahr um 65 Prozent auf 190 Millionen Euro eingebrochen ist. Auch zur künftigen Dividende wollte sich Kretschmann indes nicht äußern. „Da fragen Sie am besten den Vorstand“, beschied er Journalisten. Der wird seinen Vorschlag natürlich erst dem Aufsichtsrat unterbreiten.

Mit Spannung wird nun erwartet, wie offen die Kreisräte über die Lage informiert werden. Bisher galt erkennbar die Devise, Unruhe zu vermeiden; doch das Rumoren in den Landkreisen wird lauter. Mit der Transparenz will es der OEW-Chef und Ulmer Landrat Heinz Seiffert auch nach dem Treffen nicht übertreiben: geplant, lässt er ausrichten, seien weder eine Pressemitteilung noch eine Pressekonferenz.