Stadträte sprechen sich gegen eine Begrenzung bei der Obstannahme für die Saftproduktion aus. Die Stadtverwaltung hat Angst dass sie auf zu viel Saft sitzen bleibt.

Leinfelden-Echterdingen - Das Wichtigste vorneweg: Die Stadt Leinfelden-Echterdingen wird Streuobstwiesenbesitzer in diesem Herbst nicht vor den Kopf stoßen. Die Erste Bürgermeisterin Eva Noller hat in der Sitzung des Technischen Ausschusses am Dienstagabend eine Vorlage zurückgezogen, mit der die Stadtverwaltung die maximale Anlieferungsmenge für die Obstannahme auf 500 Kilogramm begrenzen wollte. Und das ausgerechnet in einem Jahr, in dem bei der Ernte auf den Streuobstwiesen Rekorderträge erzielt werden.

 

Bisher galt bei der Anlieferung von Obst, das auf Grundstücken in der Stadt Leinfelden-Echterdingen geerntet wurde, pro Anlieferer eine Tonne als Höchstmenge. Auf die Lösung mit der Halbierung der Annahmemenge war das Amt für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau gekommen, weil es auf sich selbst bei einer großen Menge an angelieferten Äpfeln ein Problem zukommen sieht. „Wenn wir Pech haben, liefern uns die Leute 40 Tonnen Obst“, sagt Martin Frick, der bei der Stadt die Obstannahme organisiert. Daraus pressen Maschinen in der beauftragten Kelterei dann etwa 28 000 Liter Saft. Eine Menge, die laut Frick den „bereits vorhandenen Überhang an Saft noch vergrößert. Wir wissen nicht, wohin damit“.

Interessante Konditionen

Für Stücklesbesitzer ist die Abgabe des geernteten Obstes bei der Sammelstelle der Stadt durchaus interessant. Die Kommune zahlt, um einen finanziellen Anreiz fürs Auflesen zu bieten, den Anlieferern pro Doppelzentner einen Bonus von fünf Euro auf den aktuellen Tagespreis. Aktuell können die Obstbesitzer auf diese Weise mehr als das Doppelte des Preises erzielen, den sie bei gewerblichen Annahmestellen erhalten. Das Geld gibt’s bei der städtischen Annahmeaktion bar auf die Hand.

Saft kommt nicht in den freien Verkauf

Der im Auftrag der Stadt L.-E. hergestellte Saft gelangt nicht über den Handel in den freien Verkauf. Unter anderem auch aus steuerlichen Gründen beschränkt sich die Kommune beim Vertrieb – zum Selbstkostenpreis – auf Hofläden, Kindertageseinrichtungen, Schulen und Sitzungen des Gemeinderats und seiner Ausschüsse.

Der Leinfelden-Echterdinger Apfelsaft hat aber unverkennbar ein Absatzproblem – zu munden: Die verzehrte Menge ist seit 2010, als knapp 21 400 Liter getrunken wurden, rückläufig. 2011 und 2012 waren es nur noch etwa 17 000 Liter, im zurückliegenden Jahr (12 300 Liter ) sank der Absatz gar auf den tiefsten Wert seit 2004. Die höchste Menge wurde 2007 mit knapp 24 000 Litern L.-E.-Saft verzeichnet.

Mehr Interesse gewünscht

„Der Absatz des Safts lässt sich nicht beliebig steigern“, sagt Frick. Leider sei es auch so, dass „viele städtische Einrichtungen keinen Saft abnehmen“. Insbesondere bei Schulen und Kindertageseinrichtungen würde er sich mehr Interesse wünschen. Laut der Gemeinderatsvorlage schenken nur einzelne Kindergärten sowie die Immanuel-Kant-Schulen und das Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasium L.-E-Saft aus.

Sprecher aller Fraktionen äußerten Verständnis für die Sorgen der Verwaltung, warnten aber in der Ausschusssitzung vor der Halbierung der Anlieferungsmenge. Walter Vohl (Freie Wähler) plädierte dafür, das Risiko einer großen Obstmenge einzugehen: „Der geringe Marktpreis wird sich dämpfend auswirken“, schätzte er die Lage ein. Die Begrenzung „löst bei den Leuten, die ja nicht wissen, wohin mit dem Obst, Enttäuschung aus“, sagte Wolfgang Haug (LE-Bürger-/FDP-Fraktion). Ingrid Grischtschenko plädierte für eine Saftproduktion auf Halde: „Eine Flasche Apfelsaft kann man länger aufheben wie eine Kiste Äpfel.“