Einen handfesten Krach gibt es zwischen der Stadt Sindelfingen und dem Böblinger Landratsamt. Es geht um eine neue Buslinie, die die Sindelfinger nicht wollen.

Sindelfingen/Magstadt - Kein Parallelverkehr von Bahn und Schiene im öffentlichen Nahverkehr“, so lautet ein Grundsatz in der Region Stuttgart wie auch anderswo. Und doch planen der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) und das Böblinger Landratsamt momentan eine neue Buslinie, die von Dezember an zwischen Magstadt und Sindelfingen fahren soll – parallel zu der dann in Betrieb gehenden S-Bahn-Linie 60. „Ein Unding“, finden vor allem die Sindelfinger aus dem Stadtteil Maichingen und wehren sich heftig gegen diese Pläne. Ein handfester Streit zwischen der Stadt und dem Landkreis ist darüber nun entbrannt.

 

Momentan verbindet die Buslinie 757 Sindelfingen mit Magstadt, Renningen und Rutesheim. Künftig wird dieser Bus nicht mehr gebraucht. Dann fährt die S 60 von Böblingen bis nach Renningen. Die Magstadter seien jedoch durch den Wegfall des Busses im Nahbereich benachteiligt, sagt Thomas Knöller, der Chefplaner des VVS. Bewohner der von der S-Bahn-Strecke weit entfernt liegenden Wohngebiete brauchen in jedem Fall einen Ortsbus, der sie bis zur S-Bahn-Haltetselle bringt. Dieser Punkt ist bei allen Beteiligten unstrittig. Dieser Bus – die Linie 745 – soll aber nach den Vorstellungen der VVS dann gleich bis nach Maichingen weiterfahren.

„In Magstadt ist der Bus 20 Minuten im Ort unterwegs. Durch einen Umstieg auf die S-Bahn gäbe es weitere Verzögerungen“, begründet Knöller die Planung. Vor allem den Schülern will man ein zweimaliges Umsteigen auf dem Schulweg nicht zumuten. Stattdessen sollen sie viermal am Tag direkt von Magstadt bis in die Sindelfinger Realschule Eschenried und auf einer anderen Streckenführung bis zum Goldberg-Gymnasium gebracht werden.

Maichinger befürchten ein Verkehrschaos im Ort

Außerhalb dieser Schülerbeförderung soll für den 745er-Bus, der einen 30-Minutentakt hat, die Endstation an der Maichinger S-Bahn-Haltestelle sein. Dort hat er zehn Minuten Aufenthalt, bis es wieder retour nach Magstadt geht. Genau um diesen Haltepunkt geht der Streit. Der wartende Bus behindere an der Maichinger S-Bahn-Station die anderen Buslinien. „Da herrschen schon jetzt chaotische Zustände. Wir haben den Bürgern immer versprochen, dass das im Dezember endet. Jetzt soll das weitergehen“, empören sich die Maichinger Ortschafts- und Gemeinderäte.

Das Landratsamt und der VVS haben nun den Vorschlag gemacht, die Haltesituation zu entschärfen. „Der Bus könnte die Passagiere an der S-Bahn rauslassen und bis zum Hallenbad fahren und dort die Zeit bis zur Rückfahrt überbrücken. Dort gibt es keine Behinderungen“, sagt Knöller.

Doch auch mit dieser Version sind die Sindelfinger Räte sowie die Stadtverwaltung unzufrieden. Sie haben den Verdacht, dass die Gemeinde Magstadt sich ihren Ortsbus vom Landkreis finanzieren lassen möchte und deshalb der Bus bis nach Maichingen fahren muss. Schließlich, so argumentieren die Sindelfinger, hätten auch in Maichingen viele Bürger nach dem Wegfall der bisherigen Buslinie 757 weitere Wege, um mit der S-Bahn zu fahren. Deshalb sollte der neue Bus, wenn er schon nach Maichingen fahre, statt zehn Minuten zu warten doch auch einige Maichinger Haltestellen bedienen, fordern die Sindelfinger. Dies wiederum lehnen das Landratsamt und der Verkehrsverbund ab.

Gütetermin im Landratsamt steht an

Die Fronten im Streit sind verhärtet. Deshalb will Andreas Wiedmann, der Verkehrsdezernent des Kreises, alle Beteiligten in der kommenden Woche zu einem Klärungsgespräch einladen. „Die Planung ist noch nicht fix“, stellt er klar. Die ursprünglich auf den 7. Mai terminierte Abstimmung über das Buskonzept im Kreistag hatte er deswegen vorher von der Tagesordnung genommen.

Einfach wird es nicht werden, eine Einigung zu erzielen. Zumal sich nun auch noch der Verband Region Stuttgart eingeschaltet hat, der sich an der direkten Schülerbeförderung von Magstadt bis zum Goldberg-Gymnasium stört. „Wir sehen hier auf einem großen Teil der Strecke zu bestimmten Zeiten einen Parallelverkehr zur S-Bahn“, sagt Jürgen Wurmthaler, der Verkehrsdirektor der Region. Bahn und Bus dürften nicht auf derselben Strecke um Fahrgäste konkurrieren.