Roland Bernhard weist daraufhin, dass viele Fahrgäste Probleme beim Umsteigen auf die Schönbuchbahn haben. Die Verspätungen nahmen zuletzt wieder zu – besonders auch auf der Strecke der S 1 zwischen Böblingen und Herrenberg.

Böblingen - Wenn die S-Bahnen auch nur wenige Minuten Verspätung haben, bekommen viele Zugreisende ihre Anschlüsse nicht mehr. Dies bemängelte der Landrat Roland Bernhard am Donnerstag bei einem Pressegespräch mit dem

 

Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS), Thomas Hachenberger. Um noch mehr Fahrgäste auf die Schiene zu bringen, müsse das Umsteigen aber funktionieren, monierte der Böblinger Landrat. Besonders die Nutzer der S 1, die mit der Schönbuchbahn weiterfahren wollten, müssten Wartezeiten in Kauf nehmen, weil der Zug Richtung Dettenhausen bereits weg sei, wenn die S-Bahn ankomme. „Im Juli haben die Verspätungen im VVS-Bereich wieder zugenommen“, räumte Hachenberger ein.

Bernhard forderte die Verantwortlichen von der Bahn und vom Bund auf, mehr in die Sicherheits- und Leittechnik zu investieren. Auch das Land sei in der Pflicht, wenn es für eine bessere Mobilität sorgen wolle, unterstrich wiederum Hachenberger. Die grün-schwarze Landesregierung sollte bereit sein, sich an der Ertüchtigung der Linien finanziell zu beteiligen, sagte der VVS-Chef. Er nannte auch eine Hausnummer für eine Ertüchtigung der Strecken: Rund 50 Millionen Euro.

Mehr Züge mit Verspätung

Hachenberger wartete in Sachen Unpünktlichkeit mit aktuellen Zahlen auf. Im Juli kamen die Fahrgäste im VVS-Bereich bei 89,8 Prozent der Züge bis zu drei Minuten später an ihrem Zielbahnhof an. Im Vormonat hatten noch 86,1 Prozent der S-Bahnen bis zu drei Minuten Verspätung. Der VVS könne nur immer wieder nachfragen, was für die Verbesserung der Infrastruktur getan werde. Und auch Bernhard möchte künftig „mehr Druck“ machen.

Laut der jüngsten Statistik sind lediglich 14,3 Prozent der Reisenden im Kreis mit dem ÖPNV unterwegs. Die Verkehrswege nach Stuttgart legen immerhin 36,8 Prozent mit Bahnen und Bussen zurück. „Für unseren wirtschaftsstarken Landkreis ist es wichtig, dass der ÖPNV leistungsfähiger wird“, betonte der Landrat. Momentan müssen die Nutzer der Gäubahn jedoch wegen der Gleisbauarbeiten zwischen Stuttgart-Vaihingen und Böblingen mit Fahrplanänderungen Vorlieb nehmen. Es gibt Umleitungen im Regionalverkehr über Renningen sowie hin und wieder einen Ersatzverkehr mit Bussen.

Zusätzliche Bahnen und Busse

Von Dezember an soll es eine zusätzliche Fahrt bei den Nacht-S-Bahnen geben, im Spät-, Nacht und Wochenendverkehr sind längere Züge auf den Linien S 1 und S 6 geplant. „Die Menschen würden noch mehr die Bahnen und Busse nutzen, wenn die Anschlüsse gesichert wären“, bemerkte der Landrat. Gegenüber dem Jahr 2008 haben im Jahr 2014 rund 8000 Menschen mehr das tägliche ÖPNV-Angebot im Kreis genutzt. In die Busse und Bahnen sind laut den Erhebungen im Jahr 2014 insgesamt täglich 138 800 Fahrgäste gestiegen. Aktuellere Zahlen der Verkehrsstatistiker lägen nicht vor, hieß es.

Der relativ moderate Anstieg der ÖPNV-Nutzer ist teilweise auch damit zu erklären, dass die Schönbuchbahn mit fast 10 000 Reisenden an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. „Viel mehr kann die Bahn auch nicht bewältigen. Das wird erst besser, wenn wir zwischen Böblingen und Holzgerlingen im 15-Minuten-Takt fahren“, sagte Bernhard. Der teilweise zweigleisige Ausbau soll Ende 2018 fertig sein.

69 700 Menschen fahren im Kreis an Werktagen Bahn

Mit den S-Bahnen werden an Werktagen im Durchschnitt im Kreis 69 700 Personen befördert, auf den hundert Buslinien im Kreis sind von Montag bis Freitag täglich 71 800 Menschen unterwegs. Um den Staus auf den Straßen zu begegnen, wird das Busangebot ausgebaut, etwa mit einer neuen Verbindung zwischen Ehningen und Aidlingen. Auch das Rufauto-Angebot soll von Dezember an verbessert werden: mit einer einheitlichen Servicenummer und einem erleichterten Bestellvorgang.