Liebe geht durch den Magen – und auch das Internet ist heute für so manche Liebesgeschichte mitverantwortlich. Bei dem Bloggerpaar Jens Glatz und Mirja Hoechst spielte beides eine Rolle.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Dick sei er gewesen, gut über hundert Kilo habe er auf die Waage gebracht und sich geschämt, ins Freibad zu gehen. Jens Glatz, heute einer der erfolgreichsten Foodblogger aus der Region, war nach eigener Aussage noch vor dreieinhalb Jahren kein besonders glücklicher Mensch. Kaum zu glauben, wenn man den 39-Jährigen Betreiber des Internetblogs kochhelden.tv heute in seinen Videos sieht, in denen der schlanke, deutlich jünger wirkende Glatz den Motivationscoach und den Showkoch gleichermaßen gibt und in denen er für gesunde Ernährung wirbt. „Ich will das weitergeben, was ich selbst erlebt habe“, sagt Glatz und schmunzelt.

 

Etwa 12 000 Nutzer folgen seinen Beiträgen regelmäßig, besuchen seine Seite also mindestens ein Mal im Monat. Damit gehört sein Blog, auf dem er sich vor allem für Low-Carb-Kost, also kohlenhydratarme Ernährung ausspricht, zu den meistgelesenen Foodblogs in Deutschland.

25 Kilo innerhalb weniger Monate abgenommen

Doch nicht nur der Erfolg des Blogs und 25 Kilo, die er innerhalb weniger Monate abgenommen hat, bringen Glatz zum Strahlen. Es ist auch eine junge Liebe, die ohne seine Tätigkeit als Blogger und den vollzogenen Typwechsel wohl nur schwer vorstellbar gewesen wäre.

Es waren Blaubeeren in den USA, die Jens Glatz und Mirja Hoechst zusammenbrachten. Glatz und die 26-Jährige, die den vegetarischen Foodblog kuechenchaotin.de betreibt, waren im vergangenen Sommer von amerikanischen Blaubeerfarmern eingeladen worden, damit sie über deren Produkte berichten.

Doch anstatt für die Blaubeeren interessierten sich die Blogger schnell mehr füreinander. „Es war von Anfang an etwas ganz Besonderes“, sagt Glatz. Auch Hoechst sieht das so; direkt nach der Pressereise zog sie von Kiel nach Rudersberg – und in Glatz’ Wohnung im Rems-Murr-Kreis ein.

Besondere Rituale für ein Paar

Heute führt das Paar eine Beziehung, in der einige Rituale anderen ungewöhnlich vorkommen mögen. „Normales miteinander essen gibt es kaum“, sagt Glatz. Einer richte das Essen an, der andere mache Foto- oder Videokamera bereit. Dann wird das Thema Ernährung zelebriert. Dies verfolgen Tausende im Internet mit.

Doch was fasziniert die Internetgemeinschaft mit Bewusstsein für Ernährung an Glatz’ Blog, und dem von Hoechst, die sogar 45 000 regelmäßige Seitenbesucher hat? „Ich glaube, die Leute bemerken, dass ich authentisch bin“, sagt Glatz. Die Geschichte wie seine, vom Mops zum Beinah-Fitnessmodel, habe nicht jeder der unzähligen Foodblogger in den weiten des Internets zu erzählen. Die gelernte Fotografin Hoechst schreibt ihren Erfolg „nicht ganz so schlechten Fotos“ und auch der Einfachheit ihrer Gerichte zu.

Glatz bloggt außerdem nicht frei aus dem Bauch heraus, sondern untermauert seine Textbeiträge und Videos mit fundiertem Fachwissen. „Ich habe natürlich viel zum Thema gelesen, aber auch Trainerscheine gemacht und verschiedene Seminare für Fitnesscoaches besucht“, sagt er. Eine klassische Ausbildung zum Koch hat er aber nicht gemacht.

Inzwischen ist aus dem Hobby ein Beruf geworden

„Es begann als Hobby“, sagt Glatz, doch schnell wuchs die Fangemeinde, die sich für seine sehr persönlich verfassten und bisweilen etwas kreativen Ernährungstipps und Kochrezepte interessierte – wie etwa seine Vorliebe für Chili, das sich bei Glatz in Petersilienwurzelpüree oder Blumenkohlröschen mischt, zu denen er ein zartes Rinderfilet vom Metzger empfiehlt.

Der Erfolg ist auch bei etablierten Medien nicht ganz unbemerkt geblieben und so produzierte Glatz beispielsweise für die Webseite des Lifestylemagazins „Men’s Health“ eine Videoserie. Heute wird er von Siemens für Messen gebucht, wo er die Besucher mit Showcooking unterhält.

Zum Leben, sagt Jens Glatz, würden die Bookings, Werbeerlöse aus Produktplatzierungen und Bezahlinhalte auf seinem Blog inzwischen gut reichen. Darum hängt er auch seinen Hauptberuf als Betriebswirt in der Papierverarbeitungsbranche in den kommenden Monaten an den Nagel und beginnt in einer Agentur, die Blogger, Youtube-Stars und Firmen vernetzt. Der Kreis schließt sich also.

Für Mirja Hoechst, die hauptberuflich als Hochzeitsfotografin arbeitet und trotz mehr Klicks mit ihrem Blog weniger verdient als ihr Freund, war der Umzug in die Region Stuttgart nicht ohne Risiko. „Ich hatte außer Jens hier kaum Kontakte“, sagt sie. Gerade gute Kontakte sicherten Hochzeitsfotografen aber ihre Existenz.

Das Kochbuch verkauft sich sehr gut

Mittlerweile läuft es auch mit den Fotojobs hier im Ländle rund, und auch ihr Kochbuch verkauft sich gut, wie sie sagt. Ob sie sich nicht nur privat, sondern auch beruflich eine Zukunft mit Glatz vorstellen kann, etwa mit einem neuen Blog, den Kochheld und Küchenchaotin – abgesehen von der gemeinsamen Produktion – zusammen bespielen? „Eher nein“, sagt Hoechst. Denn ihr Buch trägt den Titel „Mias süße Kleinigkeiten“. Mia, weil das ihr Spitzname ist. Und Süßigkeiten und andere Dickmacher sind bei Glatz’ Diäten eigentlich verboten. Privat nähert sich das Paar indes den Essgewohnheiten des anderen an.

Das merkt man. Glatz hat heute einen kleinen Bauchansatz. Ob das mit Hoechst verführerischer Kochkunst zu tun hat? Dazu will er lieber nichts sagen.