Für mehr Sicherheit und weniger Sachbeschädigung richtet der Zweckverband in allen Zügen eine Videoüberwachung ein. Auch der Bahnhof Korntal-Gymnasium soll virtuell im Blick behalten werden. Kostenpunkt: rund 100 000 Euro.

Strohgäu - Hemmingen ist nicht München. Ditzingen ist ebenfalls keine Großstadt mit erhöhtem Gefahrenpotenzial für Straftaten. Dennoch: auch im vergleichsweise ruhigen Strohgäu soll der öffentliche Nahverkehr verstärkt von Videokameras überwacht werden. „In allen Fahrzeugen der Strohgäubahn sollen Überwachungskameras installiert werden“, sagt Axel Meier, Geschäftsführer des Zweckverbands Strohgäubahn. Das Vorhaben solle zwei Zwecke erfüllen: einerseits solle die Sachbeschädigung eingedämmt, andererseits sollen Straftaten vorgebeugt werden.

 

„Wir haben bei der Bahn relativ hohe Schäden durch Vandalismus“, sagt Meier. Insbesondere am Bahnhof Gymnasium Korntal gebe es eine Häufung der Fälle von zerbrochenen Scheiben oder beschädigten Bänken. Deshalb solle auch dieser Bahnsteig – als einziger übrigens – videoüberwacht werden. Die Kosten für die Überwachung der acht Fahrzeuge und des Bahnhofs Gymnasium beziffert der Zweckverband auf rund 100 000 Euro.

Das Grundprinzip solle bei der Strohgäubahn ähnlich wie bei der S-Bahn Stuttgart, den Stuttgarter Straßenbahnen oder der Schönbuchbahn funktionieren – und zwar als „eine Art Black Box“, wie Meier erläutert, „die Bilder werden nirgendwo hin übertragen“. Die Kameras befänden sich in einem dauernden Aufnahmemodus und filmten so kontinuierlich. Nach jeweils 72 Stunden würden die Bilder wieder mit neuen Aufnahmen überspielt. Einzige Ausnahme sind Fälle, in denen ein Fahrgast den Notrufknopf drückt oder über die Sprechstelle beim Fahrer eine kritische Situation meldet. Dann würden die Bilder jeweils ab 15 Minuten vorher gesichert. „Wer etwas beobachtet oder sich selbst bedroht fühlt, kann die Speicherung auslösen“, sagt Meier. Der Fahrer übrigens auch.

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werte der Betreiber der Strohgäubahn, die Württembergische Eisenbahngesellschaft WEG, die Bilder grundsätzlich nie im Alleingang aus. Diese würde vielmehr auf die Festplatte von speziellen Auswertungsplätzen übertragen, wo immer auch die Polizei mit am Tisch sitze und nach Straftaten suche. Das sei für Fälle elementar, wie sie etwa jüngst an einem Samstagabend in der Strohgäubahn vorgekommen seien. Zwei Fahrgäste hätten begonnen, sich zu prügeln. Wenn es die Überwachung bereits gegeben hätte, so Meier, dann hätte zumindest der Fahrer per Knopfdruck zur Aufklärung beitragen können.

Die Videoüberwachung hat übrigens noch einen für den Zweckverband angenehmen Nebeneffekt. Die Kameras sollen laut Axel Meier bei den künftigen Fahrgastzählungen helfen, verlässliche Zahlen zu liefern. An jeder Tür befinde sich ein Infrarotsensor, der die Ein- und Ausstiege zähle. Zusätzlich zeichne der Videorekorder die Zahl der Fahrgäste im Fahrzeug auf – allerdings per anonymisierter Videotechnik.

Die neue Technik soll im Frühjahr ausgeschrieben werden. Im Sommer, möglichst während der fahrgastarmen Ferienzeit, sollten die Fahrzeuge dann mit den Kameras ausgerüstet werden.