Skitouren sind schön und anstrengend. Sie können aber auch gefährlich werden. Einen besonders risikolosen Einstieg bietet der Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen in der Steiermark.

Neumarkt - Gemächlich bewegt sich Bernhard Plank auf der Piste - und das ist schon ungewöhnlich für den muskulösen Mann mit den kräftigen Oberschenkeln, die ihm genug Kraft geben, um als Ski-Rennläufer im Europacup den Hang hinunterzurasen. Noch ungewöhnlicher ist seine Richtung: Mit Fellen unter Tourenskiern steigt er bergan. Und das hätte er sich vor einiger Zeit nicht vorstellen können. Denn Bernhard Plank ist Liftbesitzer am Nordwesthang der Grebenzen. Ein weitläufiger Kalkstock in der nördlichen Steiermark, der weit aufragt über die Waldhügel ringsum.

 

Die Gegend hat nicht die hochalpine Dramatik von Fels- und Eiszacken, aber hier ist immerhin einer der Orte, an denen das Skilaufen Anfang des 20. Jahrhunderts heimisch wurde, als Holzarbeiter sich die Holzlatten ihrer norwegischen Kollegen besorgten. Bernhard Planks Vater Ägydius hat in den 90er Jahren einen Lift auf der Gebrenzen-Alm übernommen, das älteste Skigebiet der Steiermark, und zu einem Areal mit sechs Liften und 25 Pistenkilometern ausgebaut. Der Schlusshang ist zwar so lang, dass hier auch Rennläufer trainieren, aber das Gelände gilt als klassisches Familienskigebiet.

Vor einigen Jahren allerdings begann Bernhard Plank zu beobachten, dass die weiten, eher sanften Hänge noch eine ganz andere Klientel anlockten: Mehr und mehr begannen Tourengeher, entlang der Piste zum Gipfel aufzusteigen. Bernhard Plank war wie alle Liftbesitzer gar nicht erfreut über diesen Anblick. Pistengehen ist in den letzten Jahren, weil es Sicherheit vor Lawinen und eine sorglose Abfahrt garantiert, alpenweit zu einem Massensport geworden - und zu einem höchst kontroversen Thema.

Manche Skigebiete verbieten das Pistengehen

Auch Bernhard Plank fällt schnell ein, was die Liftbesitzer so stört an dieser ungebetenen Kundschaft: Pistengeher sind Geisterfahrer auf potenziellem Kollisionskurs, sie gehen bis in den Abend hoch und kommen damit den Pistenraupen ins Gehege, und sie nutzen eine teure Infrastruktur für lau. Manche Skigebiete verbieten deshalb das Pistengehen. Auf Streit hatte Bernhard Plank keine Lust. Und sagte sich: „Entweder du stemmst dich mit aller Gewalt gegen so eine Entwicklung, oder du gestaltest sie aktiv mit.“ Und das bedeutet für ihn nicht nur, dass er inzwischen selbst gerne am Feierabend den Berg hochläuft, bei jedem Wetter: „Es gibt nichts Besseres, um nach der Tageshektik wieder runterzukommen.“

Sondern auch, dass sein Skigebiet den Tourengehern eine Art Willkommen bietet wie kaum sonst irgendwo in den Alpen. Das mag auch an der Gegend und den Menschen hier liegen. Das Land um die Grebenzen ist ein Naturpark. Viel Wald gibt es und viel Kultur: Seit 1000 Jahren prägt das Benediktiner-Stift Sankt Lambrecht die Region. Dafür leben gerade einmal 9000 Menschen in den zehn noch sehr landwirtschaftlich geprägten Naturpark-Gemeinden. Für die ist der Tourismus als wirtschaftliches Standbein schon wichtig. Aber sich im Markt mit Party und Promi-Treffs behaupten zu wollen, wäre ebenso aussichtslos wie unpassend. Stattdessen setzen die Touristiker auf ihre Stärke, den Überfluss an Natur. Im Wintertourismus profiliert sich der Naturpark deshalb jetzt als Tourenski-Kompetenzzentrum. Das klingt ein bisschen hochgestochen, bietet aber ein ausgeklügeltes Angebot.

Gleich vier Routen leiten Tourengeher auf das Gipfelplateau, wo der Berg das Positive einer isolierten Lage ausspielt: ein prächtiges Rundum-Panorama vom Alpenhauptkamm bis zu den slowenischen Bergen im Süden. Was die Touren noch attraktiver macht: Es geht gar nicht nur die Piste entlang. Ein Waldweg etwa macht einen Schlenker über Maria Schönanger, eine Wallfahrtskapelle auf einer Lichtung mit einem Wirtshaus daneben, wo die Wirtin Selbstgebackenes aufschneidet. Solche Versuchungen gibt es am Berg noch öfter. Mitten am Berg hält das Grebenzenhaus mit Braten und Knödel auf, und hinterm Gipfel wartet die Dreiwiesenhütte mit Bauern-Brettljause. Man kann sich kasteien und die gut 800 Höhenmeter zum Gipfel in einem Stück runterreißen, aber man kann sich auch gemütlich rantasten ans Tourengehen.

Und so Gefallen daran finden, dass man ganz ins Gelände will. Verschiedene Tafeln eines Skitouren-Lehrpfades, verteilt an einer Aufstiegsroute, machen Appetit darauf. Wer sich das nicht zutraut, kann sich anleiten lassen von drei Bergführern um Hans Sitzmann, die das Team des Kompetenzzentrums sind. Die schulen ihre Gäste in der Theorie, geben Tipps zur Gehtechnik und fahren mit ihnen zur Tonnerhütte unterhalb des Zirbitzkogels, einem 2400 Meter hohen Bergrücken - kilometerweit ziehen sich hier die freien Hänge, die den Berg zum beliebtesten Skitourenziel in der Steiermark machen.

Infos zur Steiermark

Pistentouren
Die einzelnen Touren sind im Detail auf der Naturpark-Homepage vorgestellt (www.naturpark-grebenzen.at). Für die Benutzung der Pisten wird eine Spende von fünf Euro erbeten, die Box hängt an der Infotafel. Pistengeher müssen sich ebenso an Regeln halten wie Abfahrer: zum Beispiel nur am Pistenrand aufsteigen, nicht nebeneinander gehen und besonders vorsichtig an unübersichtlichen Stellen sein.

Informationen über die Kurse in der Geschäftsstelle des Naturparks (siehe unten).

Unterkünfte
Erstes Haus am Platz ist das Vier-Sterne-Hotel Lambrechter Hof. Hinter einer historisierenden Fassade steckt ein modernes Haus mit allen Annehmlichkeiten. DZ ab 140 Euro, www.austria-trend.at/Hotel-Lambrechterhof

Sehr beliebt bei Familien ist die Tonnerhütte der Familie Ferner. Sie liegt auf 1600 Meter Höhe am Südhang des Zirbitzkogels, DZ ab 80 Euro, www.tonnerhuette.at

Wintersport
Natürlich kann man im Skigebiet ganz klassisch abfahren. Die 25 Kilometer Piste sind sehr abwechslungsreich und überwiegend einfach - ein klassisches Familiengebiet also. Eine Tageskarte kostet 31 Euro. In der näheren Umgebung werden 40 Kilometer Loipen gespurt. Geboten werden auch Winterwanderwege, Schneeschuhtrails, Eislaufen auf Teichen und eine Rodelbahn. Zum gesamten Wintersport-Angebot gibt es einen eigenen Prospekt mit allen Infos.

Auskünfte: Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen, A-8820 Neumarkt in der Steiermark, Hauptplatz 4, 00 43 / 35 84 / 20 05, info@naturpark-grebenzen.at www.naturpark-grebenzen.at