Für einen Aufenthalt im Stardesigner-Hotel muss man keine Fernreise buchen. Ein Kurztrip zu unseren Nachbarn in Österreich genügt.

Wien - Große Design-Namen verbinden sich gerne mit Sehnsuchtsmetropolen: Philippe Starck hat das Hudson in New York aufgemöbelt, Karl Lagerfeld zeichnet für das kurz vor der Eröffnung stehende Sofitel So Singapore, Tom Wright setzte Dubai mit dem segelförmigen Burj al Arab ein neues Wahrzeichen - aber Jean Nouvel ist stolz darauf, ein Hotel in Wien errichtet zu haben: „Ich bin ein Fan dieser Stadt. Wien ist einer der schönsten Orte der Welt. Es ist ein großes Privileg, hier bauen zu können“, schwärmt der Pariser Stararchitekt. Im Jahr 2005 ging Jean Nouvel als Sieger aus einem Architekturwettbewerb hervor.

 

Gegenüber dem Media-Tower des Österreichers Hans Hollein sollte ein multifunktionaler Hotelturm das Donaukanalufer im Stadtzentrum Wiens aufwerten. Die Wasserader wurde lange vernachlässigt und erst in den letzten Jahren durch Szenetreffs, ein Badeschiff und einen Schiffsterminal zu neuem Leben erweckt. Damit gibt es nun in Wien die einmalige Situation, Bauwerke zweier Pritzker-Preisträger nebeneinander stehen zu haben - eine Auszeichnung, die mit dem Oscar der Filmbranche vergleichbar ist.

Wien: leuchten in der Nacht
Von seiner schönsten Seite zeigt sich der Nouvel-Tower bei Dunkelheit. Dann strahlt die Leuchtdecke der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist im verglasten Dachgeschoss des Ende 2010 eröffneten Hotels - Neuzugang der französischen Luxuskette Sofitel - weit über die Dächer Wiens. Dort, im Panorama-Restaurant Le Loft im 18. Stock, dinieren die Gäste unter einem illuminierten Blätterdach im Farbenrausch der Jahreszeiten. Beim Frühstück am nächsten Tag dann lockt Wien als 360-Grad-Kulisse zur Stadterkundung. Prominent setzt sich der Stephansdom mit seiner grün-weiß-gelben, rautenförmigen Dachdeckung in Szene, auf die das Schrägdach über dem Sockelgebäude des Hotels formal Bezug nimmt. Jean Nouvel: „Wenn Sie so wollen, haben wir eine Art Echo des Stephansdoms gebaut. Ich will diese Metapher jedoch nicht überstrapazieren. Es soll sich jeder sein eigenes Bild machen.“ In den Zimmern mit Aussicht beginnt das schmale Fensterband genau auf Höhe der Matratze, so dass sich die Wiener Skyline dem im Bett Liegenden im Breitwandformat darbietet. „Ich persönlich würde am liebsten mit diesem Blick einschlafen wollen“, verrät Jean Nouvel, „aber ich bin mir dessen bewusst, dass manche Leute bei Licht nicht schlafen können. Aus diesem Grund kann man das Fenster mit einem einzigen Handgriff zuschieben.“ Oder durch die Stellung der Schiebe-Elemente sein eigenes Wien-Bild kreieren. Die Zimmer selbst sind monochromatisch in Weiß, Schwarz und Grau gehalten. Ganz konsequent - keine bunten Dekokissen, keine Blumen. Auch die Materialien bleiben im Hintergrund: Möbel und Sanitärgegenstände sind aus glattem, homogenem Corian gefertigt, der Boden aus fugenlosem Polyurethan. So wirkt die Stadtansicht noch stärker.

Langenlois: sprache des Weins
Auch der vom „Time Magazin“ als „America’s Best Architect“ ausgezeichnete Steven Holl beschäftigte sich bei seinem Projekt im nie derösterreichischen Kamptal rund 70 Kilometer von Wien entfernt mit dem Genius Loci, dem Wesen eines Ortes. Bei ihm steht ein Thema im Mittelpunkt: Wein. Denn nicht nur in diesem Weinanbaugebiet hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten ein kleines Weinwunder ereignet. Nach einem bösen Glykolskandal fuhren Österreichs Winzer die Produktion deutlich zurück, naturnahe Techniken hielten im einst chemielastigen Weinanbau Einzug. Inzwischen konnte sich insbesondere der Grüne Veltliner aus dem Kamptal sogar in Übersee einen guten Namen machen. Das Loisium Wine and Spa Resort von Steven Holl in Langenlois ist ein Ort, an dem dieser Wandel hautnah erlebbar wird: sei es während eines Abendessens mit fachkundiger Weinbegleitung durch Sommelier Michael Fözö oder in der multimedial inszenierten Loisium Weinerlebniswelt, deren Eingangsgebäude mit dem Hotel ein architektonisches Ensemble bildet. Als gestalterischer Aufhänger dient die verzweigte Struktur der uralten Weinkeller. Sie findet sich im kastigen Baukörper des Hotels, der Fassade des Besucherzentrums, im Design der Barbeleuchtung und sogar als Muster auf den Polstermöbeln der Hotelzimmer. „Bei der Begehung der traditionellen Weinkeller unter dem Gelände hatte ich sofort die Idee zu dieser verrückten Sprache - beinahe eine Art neues Formenalphabet, das das Alte mit dem Neuen verbinden sollte“, fasst Steven Holl seinen Entwurfsansatz zusammen.

Innsbruck: Spiel mit Licht
Im Gegensatz zum Loisium, das wie ein Fremdkörper metallisch aus dem Grün der Weinreben ragt, fügt sich The Penz unauffällig ins Innsbrucker Stadtzentrum ein. Die Bürgerhäuser der Gründerzeit spiegeln sich in der Glasfassade des Hotels, das im Zuge der architektonischen Umgestaltung des Rathauskomplexes durch Dominique Perrault entstand. „Ich glaube, dass es so möglich ist, mit dem umgebenden Stadtgeflecht sozusagen höflich umzugehen“, sagt der Architekt. Äußerlich in optischer Auflösung begriffen, erden Lobby und Hotelzimmer den Gast mit Nussbaumholz und einer den 1960er Jahren entliehenen Farb- und Formenpalette. Auch hier gibt es ein Panoramarestaurant im obersten Stock, doch anders als im Sofitel Wien zieht nicht die Stadt die Aufmerksamkeit auf sich, sondern das beeindruckende Bergpanorama mit der futuristischen Sprungschanze von Stararchitektin Zaha Hadid als Hingucker. Beim Frühstückskaffee berühren die Sonnenstrahlen gerade die Gipfel der Nordkette, wandern dann langsam die Hänge hinunter, bis sie die Kirchtürme von Innsbruck in weiches Licht tauchen. Haben sie schließlich den Talboden erreicht, wird es höchste Zeit für einen Spaziergang.

So wird das Reisewetter in Europa

Infos zu Designer-Hotels

Anreise
Mit der Bahn: Stuttgart-München-Wien/Westbahnhof in 6,5 Stunden ab 131 Euro; Stuttgart-München-Innsbruck/Hauptbahnhof in 4,5 Stunden, ab 80 Euro, www.bahn.de .

Unterkunft
Hotel Sofitel Stephansdom Wien, Fünf-Sterne- Superior-Haus mit avantgardistischer Zimmergestaltung, ab 240 Euro im Doppelzimmer, www.sofitel.com .

Loisium Wine & Spa Resort, Langenlois, Vier-Sterne-Superior-Hotel mit beheiztem Pool im Atrium. Ab 98 Euro im Doppelzimmer, www.loisiumlangenlois.at .

The Penz Hotel, Innsbruck, Vier-Sterne-Stadthotel im Einrichtungsstil der 1960er Jahre, ab 125 Euro im Doppelzimmer, www.the-penz.com .

Allgemeine Informationen
Österreich Werbung Deutschland GmbH, Klosterstraße 64, 10179 Berlin, Tel. 030 / 21 91 48 - 0, www.austria.info , www.langenlois.at , www.innsbruck.info .

Buchtipp: Peter Rigaud/Wojciech Czaja: „Light/Night - Ein neues Wahrzeichen am Wiener Donaukanal, Christian Brandstätter Verlag, 29,90 Euro.

Aktivitäten
In Wien: Käsekrainer essen, wienerisch auch „a Eitrige“ genannt, und zwar am besten direkt am Kiosk auf dem Schwedenplatz. Dazu ein Ottakringer Dosenbier - als Kontrastprogramm zum Gourmet-Restaurant im Sofitel.

In Langenlois: Eine Radtour durch die Weinberge - Mountain- und E-Bikes verleiht das Hotel; alternativ: ein Besuch im entzückenden Heimatmuseum der Stadt, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 12 Uhr. www.langenlois.at/rathaus/verwaltung/einrichtungen-der-stadtgemeinde/heimatmuseum.html

In Innsbruck: Eine Fahrt mit der Nordkettenbahn, deren Stationen - ebenso wie die Sprungschanze - Zaha Hadid entwarf ( www.nordkette.com ).

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