Damit die Haltestelle Österreichischer Platz barrierefrei wird, musste die Universität helfen. Das Verfahren zum Einbau eines Aufzugs war eine Weltneuheit.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

S-Mitte - Fahrgäste, die im Aufzug stehen, dürften sich schwerlich bewusst sein, dass ihnen eine Weltneuheit das Treppensteigen erspart. Seit Monatsbeginn ist der erste von zwei Aufzügen in der Haltestelle Österreichischer Platz in Betrieb. Dies zwei Monate später als geplant. Nicht der Aufzug selbst, aber der Bau des Schachtes war ein bisher weltweit unerprobtes Verfahren, für das die Stuttgarter Straßenbahnen sich wissenschaftlichen Rat bei der Universität Stuttgart holten. Einzelne Bauschritte wurden gar im Labor erprobt.

 

Dass die Decke der unterirdischen Station in ferner Zukunft einmal durchbrochen werden müsste, ahnten die Ingenieure bei ihrem Bau im Jahr 1971 nicht. Sie ließen das Bauwerk mit Spannbeton gießen. Den stützen Stahldrähte, die unter Spannung stehen. Das Metall darf nicht einfach durchsägt, sondern muss erst neu gefasst und dann langsam von seiner Spannung entlastet werden. Dieses bautechnische Verfahren war noch nie erprobt worden. Die Haltestellen Staatsgalerie und Österreichischer Platz sind die letzten in Stuttgart, die nicht barrierefrei ist. Erstere wird derzeit ohnehin neu gebaut. Bei letzterer war es unmöglich, sie mit durchgängigen Aufzügen bis an die Erdoberfläche nachzurüsten, schlicht, weil der eine Aufzug mitten auf der Bundesstraße geendet hätte. Wer keine Treppen benutzen kann oder will, muss im Zwischengeschoss von Aufzug eins in Aufzug zwei umsteigen.

Der zweite Aufzug wird in den nächsten Monaten gebaut, unter gewöhnlichen Bedingungen. Ende April soll er in Betrieb gehen. Weitere Schwierigkeiten, teilen die Straßenbahner mit, sind dabei nicht zu erwarten.