Bei der offenen Bühne der „Meet Hip Hop Community“ trifft sich das Netzwerk aus der ganzen Region. Rapper, Sänger und Tänzer zeigen, was sie drauf haben.

Ludwigsburg - Ich bin glücklich, nicht perfektionistisch“, rappt die durchgeknalltestes Gruppe des Abends: Die Botaniker. Mit Bonsai-Bäumchen und Gitarre fallen sie unter den Gruppen mit Baseball-Kappen und derben Beat, auf. Auch das Publikum legt weniger Wert auf Perfektion als auf Identifikation. Die Texte erzählen vom massiven Internet-Gebrauch, von Stress, Liebe oder der Gang, die immer dabeisein muss. Kleine Hänger werden verziehen, Applaus gibt es trotzdem. Dafür ist diese Bühne nämlich da.

 

Bei Meet Hip Hop sind Anfänger und Profis dabei

Auf der Open Stage (offene Bühne) der „Meet Hip Hop Session“ in der Karlskaserne probieren sich die jungen Künstler aus. Manche haben ihre Projekte erst seit kurzem gestartet, andere sind Stammgäste und auch erfolgreiche Künstler, die zu Beginn ihrer Karriere auf der Bühne von „Meet Hip Hop“ standen, kommen gerne. Mit dabei sind diesmal die Neulinge „Nullsiebenhaze“ und „Das Rudel“, die auftreten, als ob sie noch etwas anderes gemacht hätten. Zu den Stammgästen gehört das sprach- und kulturübergreifende Projekt „Lubu Beats“. Heute bringt Jamals Freestyle die Menge zum Grölen und Lena bezaubert die Zuhörer mit einem Lied in ihrer Muttersprache, die kaum jemand versteht. Zu den älteren, erfolgreichen gehören Big Daddy X, der Songs aus seinem neuen Album „Wahnsinn“ singt und Ray Martin. Der Rapper stammt aus Texas und lebt heute in Stuttgart. Er stand mit bekannten Dancehall-Künstlern wie „Million Stylz“ oder „Serani“ auf der Bühne. Dazwischen heizt die Gruppe Herzblut mit energiegeladenem Hip Hop ein, die Cheerleader „Pure Allstars“ schwingen ihre Pong Pongs. Sonst unterstützen sie die Basketballmannschaft MHP Riesen.

Initiatorin Cary Clay hat mit Smudo oder Dendemann zusammengearbeitet

In der ersten Reihe tanzt die Moderatorin des Abends zweimal mit: Carina „Cary“ Clay von der Tanz und Theater-Werkstatt. Sie hatte im Jahr 2003 die Idee zur Hip Hop Community, aus der später gemeinsam mit der Kinder- und Jugendförderung Ludwigsburg viele Aktionen entstanden sind. Tänzer, Rapper, Sänger, Gaffiti-Sprayer und DJs treffen dabei zusammen. In Workshops geben sie ihr Wissen weiter. Die Open Stage Session, gibt es nun schon seit bald zehn Jahren.

Cary Clay will dabei ihre eigene Erfahrung weitergeben und einen Ort schaffen, an dem sich der Nachwuchs präsentieren kann. Die Tänzerin hat mit Hip Hop-Größen wie Smudo, Michi Beck oder Dendemann zusammengearbeitet und für die Gruppe Blue Lagoon, die mehrere Chart-Hits platziert hat, getanzt. Jedem, der sich für einen Auftritt auf der offenen Bühne bewirbt, gibt sie ein Feedback. „Die zweite Bewerbung ist dann meistens besser“, sagt sie.

Hip Hop ist Kunst

Auch um Eltern zu zeigen, was Hip Hop ist, hat sie damals das Zusammentreffen initiiert. „Viele denken an Gangstar-Gehabe und Mädchen mit nichts an“, sagt sie. „Hip Hop ist aber Kunst.“ Der Musikstil ist eine Kulturform, die ausdrückt, was eine ganze Generation fühlt und bewegt. Was sie damit meint wird spätestens beim Auftritt der „Culture Clash Crew“ klar. Mit fließenden Bewegungen und auf den Punkt getanzter Isolation in absoluter Synchronität erzählen die drei Tänzerinnen mit ihren Körpern von Wut und Schmerz. Sie mixen Hip Hop mit Elementen aus anderen zeitgenössischen Tänzen wie Modern Dance. Der Beat wummert zu elektronischen Klängen. Am Schluss bleibt nur ein pochender Herzschlag, der aus den Boxen dröhnt. Die Herzen der Zuschauer nehmen den Takt auf.