Bier, Seifenblasen und ein Hängekarussell: Das Oktoberfest in München lockt vom 20. September an mit sanften Neuerungen.

Vom 20. September an steht die bayerische Landeshauptstadt kopf. 16 Tage lang zieht es die Münchner und Millionen Gäste aus aller Welt zur „Wiesn 2014“. Auf der Theresienwiese zu Füßen der Bavaria wird bis einschließlich 5. Oktober wieder getrunken, geschunkelt und geprostet. Die Tourismusmanager und Wirte freuen sich: Hotels und Bierzelte sind bereits bestens gebucht.

 

Die Frage, die ganz München bewegt, klärt sich bereits am Startsamstag um Punkt 12 Uhr: Wie viele Schläge wird der neue Oberbürgermeister Dieter Reiter brauchen, um das erste Bierfass anzuzapfen? Sein Vorgänger Christian Ude hatte als Neuling 1993 noch sieben Schläge gebraucht und steigerte sich in 21 Jahren auf zuletzt nur noch zwei. Kaum hat Reiter mit einem lauten „Ozapft is!“ die erste Maß traditionell dem Ministerpräsidenten überreicht, herrscht in den Zelten Glückseligkeit:

Auf den Bühnen musizieren Dutzende von Blaskapellen, an den Biertischen liegen sich Australier, Amerikaner, Japaner und Italiener in den Armen. Draußen weht der Duft von gebrannten Mandeln, türkischem Honig und frischen Lebkuchen durch die Schankkellerstraßen. Die Auslagen der Stände sind mit Riesenbrezn, Leberkas und überdimensionalen Käselaiben gefüllt. Die größte Attraktion wird dieses Jahr ein Bierzelt sein, das erste neue seit 30 Jahren. Das einstige Prominentenzelt „Hippodrom“ musste weichen, weil Ex-Wiesnwirt Sepp Krätz, als Steuerhinterzieher verurteilt, die Lizenz verloren hatte. An seiner Stelle entsteht das „Marstall“-Zelt des neuen Wiesnwirts Siegfried Able in eigenwilligem Pink. Neue, noch atemberaubendere Fahrgeschäfte gibt es dieses Jahr nicht, dafür ein Science-Fiction-Gruselkabinett namens „Encounter“.

Surfen zu Jamaika-Rhythmen

Dabei traktiert ein verrückter Professor in einem runden Hörsaal die Besucher mit reichlich High-Tech-Spezialeffekten. Ein riesiges Reagenzglas zerbricht, ein Alien macht sich selbstständig. Und mittendrin: die Gäste, mit Bügeln an ihren Sitz geschnallt. Die zweite Neuerung strapaziert vor allem die Lachmuskeln: „Big Bamboo“ heißt ein mehrstöckiger Erlebnisparcours, der mit Südseeflair, Wasserspielen und witzigen Hindernissen die Besucher verzaubern will. Da surft man zu Jamaika-Rhythmen fast wie auf Hawaii, erlebt einen Tropensturm auf schwankender Hängebrücke und hat reichlich Wasserfontänen, Seifenblasen und sogar eine Lasershow zu überstehen.

Tradition statt Adrenalin heißt das Motto der „Oidn Wiesn“, die es seit der 200-Jahr-Feier des Oktoberfests im Jahr 2010 gibt. Ein neues Highlight auf diesem deutlich ruhigeren Veranstaltungsteil wird das Springpferdekarussell „Evergreen“ sein. Die Stars des aufwendig restaurierten Fahrgeschäfts aus dem Jahr 1900 sind die hübschen Pferde - allesamt Unikate aus der berühmten „Caroussell-Pferde und Kunstfiguren-Fabrik Friedrich Heyn“ zu Neustadt an der Orla. Ebenfalls neu ist das seit 110 Jahren in derselben Schaustellerfamilie betriebene „Märchen-Hängekarussell“, das der Urenkel des Erbauers Anton Wittmann nun auf die Oide Wiesn bringt. Der hatte das Fliegerkarussell mit Hängekörben und Pferden bereits 1905 erbauen lassen.

Auch ein Schießstand mit beweglichen Zielscheiben aus bemaltem Eisenblech ist auf der Oidn Wiesn zu bewundern: In der „Schießhalle B. Dietrich“ zielt man auf Figuren aus den Jahren 1880 bis 1920. Sie bewegen sich noch mit der originalen Mechanik, die nur in den zwanziger Jahren von Hand- auf elektrischen Betrieb umgebaut wurde. Eine Premiere am kulinarischen Wiesn-himmel ist außer dem Marstallzelt die „Kalbsbraterei“, eine für Wiesn-Verhältnisse geradezu winzige Zirbelholzstube mit Platz für 300 Gäste. Dort gibt es Weißwurstessen bis Mittag und Musik von den Chili Buam. Süße Leckermäuler können erstmals den Münchner Baumstriezel im gleichnamigen Lokal probieren; es gibt ihn in den Geschmacksrichtungen Kokos-Kakao, Zimt-Mandel oder Mohn. Und Vegetarier dürfen sich auf eine Veggie-Wiesn freuen: Zwei Bierzelte (Ammer und Herzkasperl) bieten erstmals auch vegane Gerichte an.