Die Oldtimer Messe Retro Classics setzt immer wieder neue Bestmarken. 1515 Aussteller waren es im vergangenen Jahr, 1550 sind es diesmal, aufgeteilt auf 125 000 Quadratmeter Fläche.

Stuttgart - Die Oldtimer Messe Retro Classics setzt immer neue Bestmarken. 1515 Aussteller waren es im vergangenen Jahr, 1550 sind es diesmal, aufgeteilt auf 125 000 Quadratmeter Fläche. „Leider fasst das Messegelände nicht mehr Aussteller“, sagt Organisator Karl Ulrich Herrmann. Er erwartet bis Sonntag rund 90 000 Besucher, nach genau 86 738 im März 2015. Allgemeine Zahlen zum Thema Oldtimer nennt er auch: 350 000 alte Fahrzeuge seien in Deutschland mit dem H-Kennzeichen ausgestattet und somit 30 Jahre oder älter und im Originalzustand. Das sind 31 500 mehr als im Jahr 2014. Dies hat auch damit zu tun, dass immer mehr Fahrzeuge mit guter Substanz die historische H-Kennzeichen-Grenze erreichen. Beispiele nur sind der Mercedes 190, der Audi 80 oder der VW Golf I.Alltagsautos wie diese rücken nach auf dem Oldtimer-Markt. Auf der anderen Seite der automobilen Altersskala herrscht dagegen massiver Schwund. „Als wir vor 16 Jahren mit der Retro Classics begannen, waren 40 Prozent der ausgestellten Fahrzeuge vor dem Krieg gebaut worden“, hält Herrmann fest. Heute mache diese Kategorie weniger zehn Prozent aus. Schlichter Grund: Die Nachfrage geht zurück, weil eine bestimmte Altersklasse an Eignern nicht mehr Auto fährt. Wer heute einen Klassiker kauft, schaut nach Fahrzeugen, die er entweder in seiner Jugend fuhr oder sich damals gar nicht leisten konnte. Da ist nun manche Enttäuschung programmiert. Denn die Preise für den Porsche 911, den Traumwagen vieler Kinderzimmer, sind stark gestiegen. „Der Markt ist überhitzt“, kommentiert Herrmann, „eine Luftblase sind diese Preise allerdings nicht“. Vor 16 Jahren wurden frühe 911-Modelle noch im Alltag bewegt, heute werden sie wie kein zweites Fahrzeug auf der Retro Classics angeboten. Herrmann schätzt, dass von 3500 zur Schau gestellten Autos rund 300 das Kürzel 911 tragen. Das Porsche Museum hält sich dabei auf der Messe zurück. Es setzt auf die Transaxle-Ära der Frontmotormodelle 924, 944, 968 und 928. Sie sind allesamt in frischen Farben der Siebziger- und Achtziger-Jahre gehalten.

 

Oldtimer-Händler geraten ins Staunen

Der Verband der Automobilindustrie schreibt den alten Wagen im Rahmen eines Oldtimer Index 2015 eine jährliche Wertsteigerung von 5,6 Prozent zu. Beim Rundgang über die Messe wird diese Marke nach einem ersten Eindruck eher übertroffen als unterboten. Da wird ein R 4 mit 90 Prozent Erstlack und 39 000 Kilometern aus dem jahr 1968 für stramme 13 500 Euro angeboten. Für einen VW-Bulli T2 Westfalia von 1977 werden gar selbstbewusste 49 800 Euro aufgerufen, worüber selbst Oldtimer-Händler ins Staunen geraten. Für die zahlreichen Porsche 911-Modelle wäre das freilich ein Preis im unteren Segment.

Nicht in allen Gesprächen steht die Wertsteigerung im Mittelpunkt. Als ein Oldtimer-Freund bei Herrmann um Rat nachfragt, ob er seinen Peugeot 203 von 1951 nun behalten solle oder nicht, hört er von dem Retro Classics-Chef eine klare Meinung: „Behalten Sie ihn! Der Peugeot wird nicht mehr viel wertvoller, aber er ist Ihnen viel wert“. So führt Karl Ulrich Herrmann das Thema Oldtimer darauf zurück, worauf es ihm ankommt – es geht viel mehr um Emotionen als ums Geschäfte machen.