Beim Fest der Bulldog- und Oldtimerfreunde Schmiden dreht sich alles um die Gefährten auf Rädern. Wir zeigen die schönsten Fotos in einer Bildergalerie.

Fellbach - Während die Festbesucher ein Plätzchen im Schatten suchten, glänzten rund 40 Oldtimer ungeniert in der Sonne. Für die Fahrzeugschau zum 25-Jahr-Jubiläum am Wochenende hatten die Mitglieder der Bulldog- und Oldtimerfreunde Schmiden ihre Lieblinge auf Rädern auf Hochglanz poliert und ums Große Haus aufgestellt. Herbert Gollhofers „Indian Scout 101“ können indes kein noch so weicher Lappen und keine Politur zum Glänzen bringen. Dem Motorrad, Baujahr 1928, sieht man sein Alter an. Der Lack ist zwar nicht ab, aber er sieht aus wie Leder. Aber der Oeffinger ist völlig verschossen in sein betagtes Gefährt. Auch die Geburtstagsgäste musterten neugierig das Krad, das nicht nur optisch hervorsticht. „Bei meiner Indian Scout One-O-One ist alles verdreht“, erzählte der stolze Besitzer.

 

Der gebürtige Österreicher hatte es Anfang der 60er-Jahre von einer Behörde in Wien übernommen

Das Gas sei links, ebenso die Kupplung, die zudem mit dem Fuß bedient wird. „Und geschaltet wird am Lenker mit der rechten Hand.“ Er habe lange gebraucht, bis er sich mit ihr auf die Straße getraut habe, verriet Herbert Gollhofer. Und lange davor hatte er das Motorrad aus der Ferne angehimmelt. Die Indian Scout gehörte einem Bekannten vom Motorradstammtisch in Beutelsbach. Der gebürtige Österreicher hatte es Anfang der 60er-Jahre von einer Behörde in Wien übernommen. In die österreichische Hauptstadt war das Zweirad über die damalige Tchechoslowakei gekommen. „Da gibt es einen Kaufvertrag.“ 54 Jahre habe sein Stammtischkumpel das Motorrad besessen. „Aber er ist nie damit gefahren, es stand bei ihm im Gartenhaus.“ Verkaufen wollte er die Indian aber nicht. Bis vor zwei Jahren. „Mit 73 Jahren begann er, seinen Motorrad-Bestand zu verkleinern, und ich habe mein Traummotorrad bekommen.“ Viele Arbetisstunden hat Herbert Gollhofer in das amerikanische Export-Zweirad gesteckt, das schon über Landstraßen tuckerte, als die legendäre Motorradschmiede Harley Davidson noch gar nicht gegründet worden war. „Ich habe alles gerichtet, jetzt fährt sie wieder wie eine Eins.“ Am Dienstag hat die Indian Scout, die laut Tachostand knapp 69 000 Kilometer auf dem Tank hat, neu Tüv bekommen. „Die Tüv-Leute trauen sich da nicht ran. Sie können nicht mit ihr fahren und kennen sich nicht aus. Anfahren, bremsen und der äußere Augenschein muss genügen.“

Die älteren Gäste interessierten sich auch für die Geschichten hinter den Gefährten

Die jüngeren Besucher standen staunend vor der India Scout 101, einem Flossen-Mercedes-Cabrio oder Renault 4 mit Revolverschaltung und den alten Lanz- und MAN-Trekkern – und es gab kaum etwas Schöneres für sie, als auf einen der alten Schlepper hochzuklettern und im Beifahrersitz Platz zu nehmen. Die älteren Gäste interessierten sich auch für die Geschichten hinter den Gefährten. Davon kann Georg Ehrhardt einige erzählen. Der Vorsitzende des 80 Mitglieder starken Vereins, die zusammen an die 250 alte Autos und Motorräder sowie rund 45 Schlepper besitzen, weiß, dass die Raritäten oft seltsame Wege gehen. Er habe mal einen Schlepper erstanden, den ein Bekannter, als den alten Traktor seines Vaters wiedererkannt habe. „Er wollte ihn unbedingt wiederhaben, und ich habe ihn verkauft.“ Dabei falle ihm das Verkaufen schwer. Man tue es nur notgedrungen, wenn der Platz zum Unterstellen knapp wird oder die Zeit, sagte Georg Ehrhardt. „Denn Oldtimer sind wie Pferde, sie müssen bewegt werden.“ Herbert Gollhofer besitzt noch eine Ducati und einen Roller, sein „Arbeitspferd“. Doch so oft es geht, sitzt er auf seiner India Scout 101. Der 67-Jährige fährt mit dem 89 Jahre alten Motorrad ins Ferienhäuschen der Familie nach Heroldingen, am Rand des Nördlinger Ries, oder in seinen Schuppen in Börtlingen, in dem er seine Hobbywerkstatt hat. „Allzu schnell ist die India nicht, bei 80 ist ihr Wohlfühltempo. Aber das Fahren macht Spaß. Das ist wie Cruisen auf der Harley, und in dem ledernen Schwingsattel sitzt man bequem.“ Sobald er etwas getrunken habe, steige er allerdings nie auf die alte Dame, sagte Herbert Gollhofer. „Sonst liegst du gleich auf der Nase, weil bei ihr eben alles anders ist.“