Ein Krimi im Stuttgart der Jetztzeit mit ziemlich verkitschten historischen Zutaten: trotz spannender Passagen überzeugt Oliver Wolfs zweiter Roman „Kesselsturm“ nicht.

Stuttgart - Oliver Wolf, im richtigen Leben Vertriebsberater, Coach und Trainer, legt mit „Kesselsturm“ seinen zweiten Roman nach „Netzkiller“ vor. Und leider hat er es bei seiner Komposition mit Krimi-Zutaten überaus gut gemeint, um nicht zu sagen – zu gut. Ein Mörder treibt in der Stuttgarter S-Bahn sein Unwesen, die Opfer werden erschossen, brechen blutend zusammen, vom Täter keine Spur. Es ermitteln die aus Göppingen zugezogene Kommissarin Antonia Ronda und André Bürkle, seit drei Monaten Kollegen bei der Stuttgarter Polizei.

 

Das allein wäre eigentlich schon ein guter Plot, doch Wolf packt noch allerhand drauf: Unruhen in der Stadt, weil die Landesregierung überall Windkraftanlagen in Auftrag gibt (Stuttgart 21 lässt grüßen), dazwischen gibt es Kapitel über eine im Jahr 243 nach Christus lebende Dame namens Geofin, deren gesamte Sippe den Römern zum Opfer fällt und die ihre durchaus dramatische Lebensgeschichte erzählt – Vergewaltigung, Mord, Brandschatzung und Kitsch inklusive.

Eine dicke Scheibe Historienschinken

Doch der Sinn dieser Exkurse erschließt sich leider überhaupt nicht, wird am Ende aber in die aktuelle Handlung gepfropft. Außerdem scheint Wolfs Lektüre etlicher Historienschinken im Text ihre – unschönen – Spuren hinterlassen zu haben. Der Tod eines Römers wird beispielsweise reichlich brutal und groschenromanhaft beschrieben:

„Vorsichtig tastete er nach dem Griff des Dolches, der in seinem Auge steckte. Bevor er die Möglichkeit hatte, die Klinge herauszuziehen, erschlafften seine Arme. Sein Körper wurde weich, als wäre auf einen Schlag all seine Kraft entwichen. Die Beine knickten zusammen wie Strohhalme, und er fiel mit dem Gesicht voraus auf den Weg. Der aus dem Schädel ragende Griff ließ seinen Kopf eine Handbreit über dem Boden schweben.“

Der Überfluss regiert

Zu allem Überfluss hat Kommissarin Ronda noch eine demente Mutter (demografischer Wandel), ist heimlich in ihren Kollegen verliebt (Romantik) und dann gibt es da noch den Unternehmer, der finanziell von seiner Frau abhängig ist und sich unterdrückt fühlt (Geschlechterverhältnisse mal ganz anders?). Ziemlich viele Klischees – oder deren Umkehr – für einen einzigen Roman. Kein Wunder, dass dabei auch die Figuren ziemlich hölzern bleiben.

Oliver Wolf: Kesselsturm. Roman. Gmeiner Verlag, Messkirch 2013. 341 Seiten, 11,99 Euro. Auch als E-Book, 9,99 Euro.