Der Weltskiverband Fis will die Olympia-Qualifikation alleine verantworten. Die Snowboarder wollen da aber auch ein Wörtchen mitreden.  

Stuttgart - Normalerweise tut sich Elias Elhardt immer sehr schwer mit seinen Entscheidungen. Und oft bereut sie der Snowboardprofi aus Oberstaufen dann auch noch. "Aber dieses Mal bin ich mir absolut sicher - diese werde ich nicht bereuen", sagt er. Dabei hat Elhardt einen wirklich bedeutsamen Entschluss gefasst: er wird nicht an den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi teilnehmen.

 

Das klingt zunächst umso verwunderlicher, weil er mit 23 Jahren im besten Alter ist und zudem sehr gute Medaillenaussichten hätte, nachdem das Internationale Olympische Komitee (IOC) in diesem Jahr auch seine Lieblingsdiszpilin Slopestyle, das Fahren auf einem Parcours mit Schanzen und Hindernissen, aufgenommen hat. "Aber ich klinke mich aus dieser Tretmühle aus", sagt Elias Elhardt, der am Samstag beim Big Air in Stuttgart seinen letzten Wettkampf des Winters bestreitet. Nach Weihnachten wird er in Whistler (Kanada) einen Snowboardfilm drehen.

Slopestyle ist eine Erfindung der Szene

Die Tretmühle, von der er spricht, besteht aus der Qualifikation für Olympia. Und in diesem Punkt gibt es zwischen der Organisation, die die Snowboarder vertritt und TTR (Ticket-to-Ride) heißt, sowie dem Weltskiverband Fis große Differenzen. Denn infolge einer alten Abmachung zwischen IOC und Fis ist der Skiverband für die Olympia-Qualifikation im Snowboarden zuständig, seit die Disziplinen Halfpipe und Riesenslalom 1998 olympisch wurden. Das Problem für die Fis besteht nun besonders beim Slopestyle allerdings darin, dass sie in dieser Disziplin nicht einen der wichtigen Wettkämpfe austrägt. Slopestyle ist eine Erfindung der Szene. Die größten Freestyle-Wettbewerbe wie in Laax oder Vermont werden im Rahmen der TTR ausgetragen - und vor allem dort starten eben die besten Fahrer. Deshalb wollen die Snowboarder auch ein Wörtchen mitreden, wenn es um ihre Olympia-Qualifikation geht.

Die Fis sieht das natürlich ganz anders, sie beruft sich stur auf das IOC-Recht, allein die Qualifikation zu verantworten. Deshalb hat sie im November auch ein Kooperationsangebot der TTR abgelehnt, wonach beide in einem gemeinsamen System je vier Qualifikationsveranstaltungen austragen würden. Die Fis-Generalsekretärin Sarah Lewis schloss in ihrem kurzen Schreiben generell eine Zusammenarbeit bezüglich der Topwettkämpfe aus.

Elhardt kann diese sture Haltung und das Machtspiel nicht verstehen. "So wird unser Sport blockiert", sagt der Allgäuer. "Denn die Fis repräsentiert unseren Sport nicht." Die Fahrer ziehen die TTR-Veranstaltungen den Fis-Wettkämpfen klar vor. Dort wird den Athleten mehr Raum gegeben, um sich einzubringen und mitzugestalten. Doch Elhardt weiß auch, dass viele Fahrer nun in die Bredouille kommen: "Olympia kennt halt jeder, von meiner Oma bis zum Kongo." Und weil es auch noch die Interessen von Sponsoren gibt, würden sich einige Fahrer wohl doch beugen, und dann bei den Fis-Wettbewerben antreten.

Elias Elhardt hofft noch

"Olympia hat eben so viel Kraft", sagt auch der TTR-Präsident Reto Lamm. Dass die Fahrer im Zwiespalt stecken, versteht er. Doch der Schweizer kämpft weiter dafür, "dass die Fis uns den Sport nicht abgreift". Und er versucht es weiter ohne Konfrontation. Erst am Donnerstag hat er sich mit Sarah Lewis in St. Moritz getroffen. Zum Meinungsaustausch beim Hintergrundgespräch. Sehr optimistisch ist Lamm aber nicht. Seine große Hoffnung ist nun das IOC, das sich bisher aus der Diskussion herausgehalten hat. "Das IOC interessiert sich für uns", sagt er. "Denn wir sind jung und wachsen - weil wir viel offener als die Fis sind." Und noch ist etwas Zeit, der Qualifikationskalender muss erst im Sommer 2012 vorgelegt werden.

Auch Elias Elhardt hofft noch. Doch mehr als von Olympia schwärmt er von seinen Plänen in Kanada. Dort einen Film drehen zu dürfen, sei zwar noch kein Ritterschlag. "Aber ich sehe das Schwert schon."

Das Big Air in Stuttgart

Ablauf: Das offizielle Training am Freitag musste kurzfristig wegen einer Sturmwarnung abgesagt werden. Der Wettbewerb am Samstag ist aber nicht gefährdet, und so beginnt das Big Air im Neckarpark wie geplant um 15 Uhr mit dem Wettkampf der Nachwuchsfahrer.

Rahmenprogramm: Zusätzlich findet eine begleitende Messe statt, außerdem öffnet ein Snowboardmuseum. Am Samstag werden zudem zwei Livebands spielen. Mehr Informationen gibt es hier.