Einsetzender Regen macht der Premiere der 11. Opern-Air-Festspiele einen Strich durch die Rechnung. Und so muss das Boxenluder vorzeitig die Bühne verlassen.

Nürtingen - Sie verdreht den Männern den Kopf. Doch bei der Premiere am Freitag machte der einsetzende Regen Georges Bizets Oper „Carmen“ einen Strich durch die Rechnung. Noch vor Ende der Premiere bei den 11. Opern-Air-Festspielen in Nürtingen musste die Aufführung abgebrochen werden und für die mehr als 400 Zuschauern endete der Abend kurz nach der Pause.

 

Bis dahin turtelte, schäkerte und flirtete die schöne Carmen (gespielt von Teresa Smolnik) mit dem Wachmann Don José (Rubén Mora). Statt ursprünglicher Folklore, Schmugglerromantik und heißblütiger Zigeunerinnen bot ein Motorsportrennstall die Kulisse für das Stück. Die Regisseurin Birgit Hein hat das Stück nämlich in die Gegenwart übertragen. Aus dem Stierkämpfer Escamillo wurde ein Rennfahrer.

Es half alles nichts, der Regen kam

Dass Escamillo für „Bullmotors“ fährt, konnten sich die Macher als kleinen Wink zum Original aber dann doch nicht verkneifen. Während Don José mit seiner Rolle als Wachmann der Originalrolle des Wachsoldaten recht treu blieb, wurde Carmen zu einem Boxenluder. Nun fragt die Regisseurin Hein im Begleitheft, ob denn Carmen für eine Frau stehe, die in Freiheit und Selbstbestimmung leben möchte, die ihren Weg ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer gehen möchte? Diese Fragen der facettenreichen Originalfigur der Carmen einem Boxenluder anzudichten, ist mindestens gewagt. Am Ende entfernte sich die Inszenierung aber abgesehen vom Bühnenbild und den Kostümen der Protagonisten glücklicherweise nicht allzu weit vom Original. Dazu trug vor allem die Musik einen Beitrag. Die Melodien, wie jene des Habanera, des Torero-Liedes oder des Leitmotivs und der Ouvertüre, transportierten Atmosphäre, Stimmungen und Gefühle.

Die großen Gefühle auf der kleinen Bühne wurden vor allem von den Schauspielern mitreißend ins Publikum getragen. Dass es nicht allein bei stürmischen Liebesszenen auf der Bühne blieb, sondern im Verlauf des Stücks ein echter Sturm aufzog, wurde den Veranstaltern und dem Publikum durch eine zunehmende Frequenz an Blitzen am nächtlichen Himmel signalisiert. Schon während der Pause wurden die Gäste gebeten, ihre Plätze rasch wieder einzunehmen. Man wolle die Vorführung schnell zu Ende bringen, lautete die Ansage. Die Musiker des Nürtinger Konzertensembles hatten wegen des Windes aber zunehmend Schwierigkeiten, ihre Notenblätter festzuhalten. Vor den ersten Regentropfen schützten sie ihre teuren und äußerst nässeempfindlichen Instrumente mit Regenschirmen. Es half aber alles nichts. Kurz nach der Pause wurde die Vorführung abgebrochen.

Weitere Aufführungen finden am Mittwoch, 26. Juli, am Freitag, 28. Juli, und am Samstag, 29. Juli, statt. Der Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr. Bei schlechtem Wetter wird die Vorstellung in die Stadthalle K3N verlegt.