Tödliches Drama unter dem Gipfel eines Alpen-Schneebergs in der Schweiz - alle fünf Opfer sollen aus der Gegend von Berlin stammen. Die Unglücks-Ursache ist rätselhaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Sitten/Zürich - In den Schweizer Alpen sind am Dienstag fünf Bergsteiger in den Tod gestürzt, die nach Medieninformationen alle aus Deutschland kamen. Die Schweizer Zeitung „Blick“ berichtete in ihrer Online-Ausgabe, sie wisse, „dass es sich bei den Opfern um Deutsche aus dem Raum Berlin handelt“. Woher die Information stammt, sagte die Zeitung zunächst nicht. Die Bergsteiger waren am Dienstagmittag kurz unterhalb des Gipfels des 4010 Meter hohen Lagginhorns in den Walliser Alpen abgestürzt, als sie auf dem Rückweg waren.

 

Beim Auswärtigen Amt in Berlin gab es für die Angabe, dass die Opfer Deutsche gewesen seien, zunächst keine Bestätigung. Die Schweizer Polizei erklärte, sie könne vorerst nur sagen, dass die Verunglückten Ausländer gewesen seien. „Bevor nicht alle Angehörigen informiert wurden, geben wir keine Informationen zur Identität der Unglücksopfer heraus“, betonte ein Sprecher der Kantonspolizei Wallis in Sitten. Der „Blick“ nannte zunächst keine Quelle für seine Angaben zur Herkunft der Opfer.

Das Unglück ereignete sich laut Polizei gegen 13 Uhr, als die Bergsteiger auf dem Rückweg vom Gipfel des 4010 Meter hohen Lagginhorn nahe der Ortschaft Saas-Grund im Wallis waren. Insgesamt sechs Alpinisten, die zu einer Gruppe gehörten, seien am frühen Morgen aufgebrochen, um das Lagginhorn zu besteigen.

Spekulationen über die Ursachen des Absturzes

Einer von ihnen sei wegen Unwohlseins etwa 100 Meter unterhalb des Gipfels zurückgeblieben. Kurz nachdem die fünf Bergsteiger den Gipfel verließen, stürzten sie in die Tiefe. Wie es dazu kam, sei bislang unklar. „Ich gehe von einem Mitreißunfall aus, dass einer gestürzt ist und die anderen mit“, sagte der Chef der zuständigen Bergrettung Saas-Fee, Bergführer Rolf Trachsel, der Nachrichtenagentur dpa. Eine andere Möglichkeit sei, dass sich Schneemassen gelöst hätten. „Wir haben noch keinen Abklärungsflug machen können, wegen des Nebels.“

Die fünf Bergsteiger seien etwa „400 Meter in die Tiefe gestürzt, eine steile Felsflanke hinunter“. Die Rettungsmannschaften hätten sie am Auslauf des Gletschers gefunden. Für die Aktionen seien umgehend nach dem Notruf zwei Helikopter der Air Zermatt aufgestiegen. Die Toten seien dann mit Seilwinden geborgen worden.

Nach Angaben der Polizei hatte der zurückgebliebene Bergsteiger Alarm geschlagen. Die zuständige Staatsanwaltschaft des Amtes Oberwallis teilte am Abend mit, sie habe Ermittlungen aufgenommen. Dies sei bei tödlichen Bergunfällen das normale Vorgehen.

Der Unfall ist 2012 bislang der schlimmste

Man habe bislang zwar keine klaren Erkenntnisse zum Hergang der Katastrophe, jedoch gebe es Hinweise darauf, dass die Bergsteiger angeseilt waren. „Sonst wären nicht alle fünf gleichzeitig abgestürzt“, sagte Renato Kalbermatten von der Walliser Kantonspolizei Reportern.

Der Unfall ist der bislang schlimmste in den Schweizer Bergen in diesem Jahr. 2011 kamen in der Schweiz beim Bergsteigen oder Bergwandern 151 Menschen bei 135 Unfällen ums Leben. 29 von ihnen waren ausländische Staatsangehörige.

Der Lagginhorngipfel liegt im Saas-Tal, rund zehn Kilometer von der italienischen Grenze entfernt. Er gilt unter Alpinisten als einer der weniger schwierigen Berge über 4000 Meter Höhe. Durch Schnee kann der Aufstieg allerdings tückisch werden.