Beim Erörterungstermin in Oppenweiler prallen die Meinungen hart aufeinander. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Möglicherweise trifft man sich bald vor Gericht.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Oppenweiler - Wenn der Bürgermeister von Oppenweiler auf das Thema Hochwasser angesprochen wird, dann betont Steffen Jäger stets, dass den allermeisten Bürgern in seinem Flecken ein schneller, effektiver Schutz sehr wichtig sei. Die Menschen seien mit der Konzeption des Wasserverbands Murrtal, dem Jäger vorsteht, zufrieden. Wie berichtet, planen Oppenweiler, Murrhardt, Sulzbach und Backnang den Bau von Rückhaltebecken sowie von innerörtlichen Dämmen und Wällen. Die vier Kommunen wollen in den nächsten Jahren mit Unterstützung des Landes einen zweistelligen Millionenbetrag ausgeben.

 

Die meisten Bürger sind ganz offenkundig einverstanden. Aber nicht alle. Zu dem mehrstündigen Erörterungstermin, der jetzt in Oppenweiler stattgefunden hat, erschien nur ein einziger Zuhörer, der Gemeinderat Rüdiger Dieterich. Zu Wort kamen jene Bürger und Vertreter der Umweltschutzverbände, die sich mit den innerörtlichen Planungen in Oppenweiler nicht anfreunden können.

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) bemängelte, dass viele Bäume zu früh abgeholzt worden seien. Das Landratsamt habe quasi im vorauseilenden Gehorsam die Voraussetzungen für die Bauprojekte geschaffen. Das passiere vielerorts immer wieder. Zudem sei das Gelände an der Murr nicht ausreichend nach Nistplätzen von Fledermäusen abgesucht worden.

Der ehemalige Backnanger Stadtrat Andreas Brunold kritisierte, dass die Wälle und Mauern, die Oppenweiler schützen sollen, flussabwärts in Backnang zwangsläufig zu mehr Hochwasser führten. Sein Haus sei akut gefährdet.

Jürgen Küenzlen, der Besitzer der Rüflensmühle, erklärte, er befürchte, dass sich das Wasser der Murr wegen der Dämme bis zu seinem Gebäude zurückstauen und in die Mühle eindringen könnte. Dieter Lind, der ganz in der Nähe der Murr wohnt, sagte, er befürchte künftig noch viel stärker, vom Hochwasser geschädigt zu werden. Sein Grundstück soll nämlich nicht mit Dämmen gesichert werden, so wie das benachbarten Gelände mit den Industriegebäuden. Lind berichtete wie das Hochwasser, das im Januar 2011 an der Murr immense Schäden angerichtet hat, ihn und seine Eltern in Angst und Schrecken versetzt habe. „Unser Leben war gefährdet.“

Das Ingenieurbüro hat nachgebessert

Jäger, die Vertreter der Stadt Backnang, Mitarbeiter des Landratsamts und des Regierungspräsidiums sowie die für die Planungen der Wasserschutzmaßnahmen beauftragten Ingenieure versicherten, dass die Gesamtkonzeption stimme. Das Ingenieurbüro hat auch nachgearbeitet, nun soll das Bett der Murr unter einer Brücke verbreitert werden, dann fließe das Wasser schneller ab und das Haus der Familie Lind sei weniger betroffen.

Gestritten wurde auch über die geplante Eindeichung eines Grundstücks am Fluss, das zurzeit noch als Rezensionsfläche für die Murr bei Hochwasser dient. Ein Behördenvertreter erklärte, das sei zwar umstritten, aber rechtlich in Ordnung. Es handele sich nämlich um ein potenzielles Baugrundstück einer Firma.

In den nächsten Wochen muss das Landratsamts alle Einwendungen der Kritiker bewerten. Vermutlich noch vor der Sommerpause soll der sogenannte Planfeststellungsbeschluss stehen. Dann kann gebaut werden. Die Kritiker könnten dagegen gerichtlich vorgehen. Dieter Lind erklärte am Rande der Sitzung, dass er wohl klagen müsse. Für seine Familie gebe es nur zwei Möglichkeiten: entweder sein Haus werde auch eingedeicht oder es finde sich ein Käufer für sein Grundstück.