Respekt, sollen sie denken – die bösen Buben, die Stuttgarts Ordnungshüter bis jetzt nicht ganz ernst nehmen. Helfen soll da die erhöhte Position, die Gemeindevollzugsbeamte einnehmen, wenn sie mit dem Segway unterwegs sind.

Stuttgart - Respekt, sollen sie denken – die bösen Buben, die Stuttgarts Ordnungshüter bis jetzt nicht ganz ernst nehmen. Helfen soll da die erhöhte Position, die Gemeindevollzugsbeamte einnehmen, wenn sie mit dem Segway genannten Elektroroller unterwegs sind und einen besseren Überblick haben über die Fußgänger um sie herum. So steht es in einer Anfrage der CDU. Die Fraktion will von der Verwaltung wissen, ob ein Einsatz von Segways in Stuttgart infrage kommt.

 

Bislang sind die Roller nur gewerblich in der Landeshauptstadt unterwegs. Die Firma Segway-Tour bietet Touristen eine Stadtführung an, bei der auf kräftezehrende Beinarbeit verzichtet werden kann. Die Touristen steigen auf eine zwischen zwei Rädern montierte Plattform und halten sich an einer Lenkstange fest. Neigungssensoren registrieren ihre Gewichtsverlagerungen und lenken so den Roller. Auf bis zu 20 Kilometer pro Stunde kann der Segway beschleunigen. Spaß mache die Fortbewegung mit dem Segway, weil sie so bequem sei, sagt die Segway-Tour-Mitarbeiterin Stephanie Nicolai. „Aber es ist einfach auch ein tolles Gefühl wie beim Schweben“, sagt Nicolai.

Das Sicherheitsgefühl der Bürger verbessern

Schweben sollen nach Vorstellung der CDU auch die Gemeindevollzugsdienstbeamten in der Landeshauptstadt. Beate Bulle-Schmid sitzt für die CDU im Gemeinderat. Sie hält Segways für vorteilhaft, weil sie das Sicherheitsgefühl der Bürger verbessern könnten. „Die Ordnungshüter sind mit den Segways schneller“, sagt sie. Gleichzeitig wäre der Gewinn an Tempo umweltfreundlich zu haben. Denn die Segways benötigen keinen Treibstoff. Der erfolgreiche Einsatz der Roller in anderen Kommunen habe Bulle-Schmidt dazu angeregt, sich für einen Einsatz von Segways auch in Stuttgart starkzumachen, sagt sie.

In Waiblingen sind seit Herbst zwei Elektroroller im Einsatz. „Wir haben vier Gemeindevollzugsbeamte, die sich den Einsatz in Zweierschichten teilen. Und für jeden, der draußen unterwegs ist, gibt es einen Roller“, sagt Werner Nußbaum von der Waiblinger Stadtverwaltung. Die Beamten auf ihren Segways seien vor allem auf Rad- und Gehwegen unterwegs, sagt Nußbaum. Der Einsatz lohne sich auf dem großflächigen Stadtgebiet von Waiblingen. „Die Bürger freuen sich, weil die Ordnungshüter nun besser wahrnehmbar sind“, sagt Nussbaum. Das erhöhe das Sicherheitsgefühl. Ganz umsonst gebe es dieses natürlich nicht, sagt Nußbaum. Ungefähr 16 000 Euro hat die Stadt für die beiden Segways ausgegeben. „Für uns hat sich die Investition aber gelohnt“, sagt Nußbaum.

Bei der Stuttgarter Stadtverwaltung herrscht Skepsis, ob sich die Erfahrungen aus Waiblingen einfach auf die Landeshauptstadt übertragen lassen. Die Anfrage der CDU werde geprüft, sagt Hermann Karpf. Er ist Referent von Martin Schairer, dem Bürgermeister für Recht, Sicherheit und Ordnung. „Aber wir haben keine Eile.“ Bisher habe sich niemand in der Stadtverwaltung Gedanken gemacht, ob Elektroroller eine Ergänzung zu Fuß-, Fahrrad- und Autostreifen sein können. Karpf: „Erst einmal müssen wir klären, wo die Geräte überhaupt fahren können und wo es rechtlich nicht möglich ist.“ Fußgängerzonen und Fahrbahnen sind nach Ansicht von Hermann Karpf in diesem Zusammenhang problematisch.

Schleichwegkontrolle

Zudem sei es bei der Fläche Stuttgarts fraglich, ob es tatsächlich eine Lücke gibt für den Einsatz von Elektrorollern. In Stuttgart gibt es drei Zentralen, von denen die Ordnungshüter zu ihren Einsätzen starten: das Neue Schloss, einen Standort an der Eberhardstraße und einen im Stuttgarter Norden. „Wenn die Beamten zur Schleichwegkontrolle nach Wangen fahren, helfen ihnen Elektroroller nicht weiter“, sagt Karpf. Anders ausgedrückt: die Strecken in Stuttgart sind zu lang oder zu kurz, dass sich Segways lohnen würde.

In Waiblingen sind die Elektroroller allerdings auch in Fußgängerzonen unterwegs. „Es gibt keine Beschränkungen, die das verbieten“, sagt Werner Nußbaum von der Waiblinger Stadtverwaltung. Das Gefährt bewegt sich ohnehin selten schneller als mit Schrittgeschwindigkeit. Da können die Ordnungshüter eben auch schnell bremsen und absteigen, etwa wenn sie angesprochen werden. Die bösen Buben werden dann aber wohl schon das Weite gesucht haben.