Mehrere hundert Besucher übergeben den „Ort der Vielfalt“ feierlich seiner Bestimmung. Aus dem ehemaligen Skaterplatz ist ein Eldorado für Trendsportler jeder Couleur geworden – aber eben auch eine Freizeitanlage für Menschen jeden Alters.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Angst, dass ihm langweilig werden könnte, hat Simon Zimmermann zwar nicht. Klar ist ihm allerdings, dass sich in seiner Freizeitgestaltung künftig einiges verändern wird. In den vergangenen Jahren hat sich der 24-Jährige, der zusammen mit Leonie Großkopf und Christina Ohngemach beim Göppinger Jugendsportverein S.I.S das Vorstandsteam bildet, mit planerischen, baulichen, gestalterischen und finanziellen Themen befasst oder kurz: mit allem was rund um den „Ort der Vielfalt“ zu tun war.

 

Am Samstag ist der „Ort der Vielfalt“ auf dem Theodor-Heuss-Platz nun feierlich seiner Bestimmung übergeben worden und konnte dabei gleich unter Beweis stellen, dass er seinen Namen zurecht trägt. Viele Hundert Besucher aller Altersklassen waren gekommen, hörten viele lobende Worte und Danksagungen, wurden über viele Trendsportarten informiert, konnten diese auch in Augenschein nehmen oder gleich selbst ausprobieren. Skater und Inliner, Scooter- und BMX-Fahrer hatten sich ebenso eingefunden wie die Anhänger des Bouldern, des Slacklinen oder des Parkour. Kleinere Kinder und deren Eltern tummelten sich auf dem Spielplatz, während sich einige Ältere schon mal an den Stationen des Bewegungsprogramms „Fünf Esslinger“ versuchten oder das muntere Treiben einfach ganz entspannt beobachteten.

Zimmermann: Habe jeden einzelnen Kritiker zur Eröffnungsfeier eingeladen

Simon Zimmermann sprach „von einem Traum, den ich nicht zu träumen gewagt hatte, der jetzt wahr aber geworden ist“. Etwas Vergleichbares gebe es in Deutschland nirgends. „Schon gar nicht in einer Stadt von der Größe Göppingens“, fügte der passionierte BMX-Radler hinzu. Dass es wegen der Größe, der Gestaltung und der Kosten der Anlage bis zuletzt Kritik gegeben hat, dass den Verein auf Online-Plattformen sogar etliche Hasskommentare erreicht haben, all dem habe man sich gestellt, erklärt Zimmermann. „Ich habe sogar jeden Einzelnen, der nicht anonym gemeckert hat, persönlich zur heutigen Veranstaltung eingeladen, ganz nach dem Motto: Schaut’s euch einfach an.“

Ob die Nörgler und Gegner der Einladung wirklich gefolgt waren, ließ sich in der großen Gästeschar zwar nicht ausmachen. Unter denen, die da waren, herrschte allerdings mehrheitlich große Zufriedenheit. Dem achtjährigen Julian etwa, der sich an der fast fünf Meter hohen Boulderwand versuchte, die zugleich als Lärmschutz in Richtung Wilhelmshilfe und Haus der Familie dient, entfuhr ein „das hier ist einfach alles toll“. Zwei Bewohnerinnen des Pflegeheims freuten sich, „dass hier wieder etwas los ist“. Und eine 72 Jahre alte Nachbarin erklärte, „dass ich es gut und sinnvoll finde, wenn die Jugend auf diese Weise aufgehoben ist und auch andere Generationen etwas davon haben“. Das Geld sei in jedem Fall gut angelegt, ergänzte sie mit Nachdruck.

Die Hälfte der Kosten von 1,2 Millionen Euro träggt das Land

Apropos Geld: Alles in allem belaufen sich die Kosten für den „Ort der Vielfalt“ auf rund 1,2 Millionen Euro. Darin enthalten sind allerdings auch die Sanierung des Wegs am Stadtbächle sowie die Verlegung der Toilettenbox vom Bahnhof und deren Installation. Diese trägt nun – ernsthaft – den Namen „Örtchen der Vielfalt“ und löst ein ganz offensichtlich dringendes Problem, das nicht nur den Gemeinderat vor seiner Beschlussfassung beschäftigt hatte. Allein bleibt die Stadt auf den Ausgaben ohnehin nicht komplett sitzen, nachdem das Stuttgarter Regierungspräsidium einen Zuschuss von 614 000 Euro bewilligt hat.

Für den Göppinger Oberbürgermeister Guido Till ist diese Förderung „alles andere als selbstverständlich“. Sie zeige vielmehr, dass hier etwas Außergewöhnliches erschaffen wurde – und zwar nicht nur baulich. Der Rathauschef, der von der versammelten Verwaltungsspitze, vielen städtischen Mitarbeitern und zahlreichen Gemeinderäten zur Eröffnung begleitet worden war, unterstrich den einzigartigen Charakter des Projekts, „mit dem unglaublich viele Seiten von der Ideengebung bis zur Realisierung befasst waren“.

Er verwies auf die Workshops und Gespräche mit den Planern von DSGN Concepts, den Landschaftgärtnern, den Experten der Firma 2move Skateparks, der Energieversorgung Filstal, den städtischen Stellen, dem Jugendgemeinderat, dem Stadtseniorenrat, den Vereinen und nicht zuletzt mit den Anwohnern. „Vielfalt hieß hier auch, viele Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen, um einen echten Generationentreff zu schaffen“, sagte Till. Dass ein solcher wirklich entsteht, ist nicht zuletzt die Hoffnung von Ute Eisele, die das Vorhaben vonseiten der Stadt managte: „Alle Beteiligten haben die Sache durchgezogen bis zum Schluss. Ich denke, dass das Engagement in Zukunft nicht nachlassen wird.“