Die Gemeinde leert den Sparstrumpf und nimmt Kredite auf: Demnächst entscheidet der Gemeinderat, ob für 6,7 Millionen Euro ein Bürgerhaus gebaut wird. Außerdem werden weitere Kinderbetreuungsplätze geschaffen.

Weil im Schönbuch - Weil im Schönbuch hat noch immer Großes vor. Die knapp 10 000 Einwohner zählende Kommune schultert zurzeit die höchsten Investitionen ihrer Geschichte und plant nun ein Bürgerhaus für 6,7 Millionen Euro. „Wir erleben einen Wandel, den es in einer Gemeinde höchstens alle 50

 

Jahre einmal gibt“, sagt der Bürgermeister Wolfgang Lahl. Entlang der sanierten Hauptstraße hat die Kommune Grundstücke gekauft und in die Jahre gekommene Gebäude abreißen lassen, an deren Stelle Investoren neue Gebäude errichten. 15 Häuser sind renoviert, um- oder neu gebaut worden.

Weitere seniorengerechte Wohnungen sind geplant, zudem werden eine neue Kindergartengruppe gebildet und die Ganztagesbetreuung erweitert. „Wir werden künftig noch familienfreundlicher werden“, verspricht der Hauptamtsleiter Martin Feitscher. Zusätzliche Betreuerinnen werden eingestellt, insgesamt will die Gemeinde vier weitere Personalstellen schaffen. Die Personalausgaben belaufen sich nach dem Etatansatz für 2017 auf insgesamt 6,3 Millionen Euro. Der Haushalt soll Mitte Dezember verabschiedet werden. Gleichzeitig steht auch die Grundsatzentscheidung auf der Tagesordnung, ob ein neues Bürgerhaus gebaut wird. „Wir haben die Wünsche der Bürger und der Vereine gesammelt“, erklärt Lahl. Alle könne man sicher nicht erfüllen. Ein erstes Raumkonzept sei schon erarbeitet worden. Entschieden werden muss auch noch über den Standort des neuen Bürgertreffs, den rund 60 Vereine und Gruppen seit Langem herbeisehnen. Bei all den Freizeitaktivitäten sei der Bedarf an einem geeigneten Raum oder an einem Festsaal groß, weiß der Schultes.

Mehr Schulden

Allerdings muss die Gemeinde dafür tief in die Rücklagen greifen. Sie plant, bis Ende nächsten Jahres 1,6 Millionen Euro aus dem Sparstrumpf zu nehmen und den Kontostand auf den eben noch erlaubten Mindeststand von 480 000 Euro zu reduzieren. Gleichzeitig bleiben im Verwaltungshaushalt durch Steuereinnahmen 1,2 Millionen Euro übrig, die investiert werden können.

Die Finanzlage wird im übernächsten Jahr aber schon ganz anders aussehen. Dann nämlich wird die Kommune Kredite aufnehmen müssen, wenn das Bürgerhaus gebaut werden soll. Die für Ende nächsten Jahres geplante Pro-Kopf-Verschuldung von 139 Euro ohne den Eigenbetrieb Wasser, Abwasser und Kläranlage wird sich dann deutlich erhöhen. Der Schuldenstand soll sich Ende 2017 damit auf rund 1,3 Millionen Euro belaufen.

Gewerbegebiet soll erweitert werden

Die Gemeinde möchte künftig noch mehr Gewerbe ansiedeln und hat dabei mittlere Betriebe im Visier. Sie ist mit Holzgerlingen bereits am interkommunalen Gewerbepark Sol beteiligt, der rund 40 Hektar Fläche bietet. Dort ist aber kaum noch eine freie Fläche vorhanden. Deshalb soll das Gewerbegebiet Lachental erweitert werden. Das soll künftig noch mehr Gewerbesteuer in die Kasse bringen. Zuletzt waren es immerhin rund vier Millionen Euro, denn beim Gewerbegebiet Sol ist die Gemeinde mit 50 Prozent an den Steuereinnahmen beteiligt. Wie sehr Weil von der Firmenansiedlung in den vergangenen Jahren profitierte, lässt sich daran ablesen, dass die Gewerbesteuereinnahme vor zehn Jahren noch 1,5 Millionen Euro betrug.

Zum anderen könnten die Firmen, die bisher noch im Ortskern angesiedelt sind, im Gebiet Lachental ihren Betrieb ausbauen. In der Ortsmitte gäbe es dadurch zusätzlichen Platz für Wohn- und Geschäftshäuser. Zwei neue werden gerade an der Hauptstraße gegenüber der Volksbank errichtet. Ob Weil im Schönbuch bald über die 10 000-Einwohner-Marke klettert und zur Stadt erhoben wird? „Das streben wir nicht an“, sagt Lahl, „uns geht es nicht um quantitatives Wachstum. Wir wollen vielmehr die Lebensqualität weiter steigern.“