Tag für Tag quälen sich Autos und Lastwagen durch die Neuhauser Straße in Plieningen. Die Anwohner schlagen nicht erst seit gestern Alarm. Nun hat das Land Geld für eine Umfahrung bewilligt. Wann die Bagger kommen, ist aber ungewiss.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen - Die Grünen sind eher nicht bekannt dafür, sich den Bau von neuen Straßen auf die Fahnen zu schreiben. Im Hinblick auf die Ortsumfahrung für Plieningen liegt der Fall anders. Nikolaus Tschenk, der Landtagsabgeordnete der Grünen für die Filderbezirke, verliert keine Zeit für diese Mitteilung: „Die Ortsumfahrung Plieningen wird nun gebaut“, verkündet er am Dienstag schriftlich. Und zwischen den Zeilen verbirgt sich durchaus ein gewisser Stolz. Er habe sich schon lange für diese Straße eingesetzt, heißt es zum Beispiel.

 

6,4 Millionen Euro für die Ortsumfahrung

Anfang der Woche hat das Land Baden-Württemberg das Geld für den Bau der anderthalb Kilometer langen Umfahrung südlich von Plieningen zur Verfügung gestellt. Es sind 6,4 Millionen Euro. Diese Nachricht ist vor allem für Anwohner der äußeren Neuhauser Straße eine gute. Die Bewohner klagen schon jahrelang über den Lärm und die Abgase vor ihrer Haustür. Zwar erkannte die Politik den Handlungsbedarf. Doch eine neue Straße wird nicht mal eben so beschlossen und erst recht nicht mal eben so gebaut. Nun könnten in absehbarer Zeit die Bagger anrollen.

Die neue Straße wird auf der Höhe des Plieninger Autobahnzubringers beginnen, kurz nach Südosten schwenken, dann parallel zur Autobahn in Richtung Westen verlaufen und schließlich in die vorhandene Landesstraße nach Neuhausen münden. Damit gibt es künftig eine Direktverbindung zwischen Echterdingen und Neuhausen.

Die neue Straße bei Plieningen ist eines von 25 Projekten, für die das Land Baden-Württemberg Geld genehmigt hat. Das entspricht einem Gesamtvolumen von 73 Millionen Euro – rund 39 Millionen Euro für den Neubau und 34 Millionen Euro für den Ausbau. Zum Zug kommen Projekte, die das Land als besonders eilig einstuft.

Die Lebensqualität werde sich deutlich erhöhen

Die Dringlichkeit bemisst sich an der Sicherheit für den Verkehr und der Frage, wie viele Menschen durch eine Straße von Lärm und Stau entlastet werden. „Damit war klar, dass das Land diesen hochbelasteten Abschnitt auf den Stuttgarter Fildern an vorderster Front angeht“, sagt Tschenk. „Die Lebensqualität in Plieningen wird sich deutlich erhöhen, und die Wirtschaft profitiert von einer besseren Infrastruktur.“ Sein Kollege von der SPD, Claus Schmiedel, fügt hinzu: „Grün-Rot baut das Landesstraßennetz nach nachvollziehbaren und transparenten Kriterien aus.“ In dem Zusammenhang können sich die beiden einen Seitenhieb gegenüber der Vorgängerregierung nicht verkneifen. „Mit der Praxis, Spatenstiche nach willkürlichen parteipolitischen Überlegungen zu setzen, haben wir aufgeräumt“, sagt Tschenk.

Wann genau die Straße gebaut wird, ist noch mit einem Fragezeichen versehen. Das ist „sehr stark abhängig“ vom Planungsabschnitt 1.3 des Projekts Stuttgart 21, sagt Edgar Neumann, Sprecher des Verkehrsministeriums. Erst wenn dieser amtlich ist, gebe es auch für die Umfahrung Baurecht. „Das kann sich hinziehen“, sagt er. „Und es liegt nicht in unserer Hand.“ Doch das Land vertraue auf die Terminpläne der Bahn. An anderem könne sich „Verwaltungshandeln nicht ausrichten“.