Das spannendste Wochenende des Jahres steht bevor. Die Oscar-Verleihung findet zum 84. Mal statt. Es könnte jedoch eine der letzten Verleihungen werden.

Noch mehr Touristen als sonst tummeln sich auf dem Hollywood Boulevard, der schon seit Montag für den Autoverkehr gesperrt ist. Schon stehen die Zelte und Tribünen, bewacht von unzähligen Security-Angestellten, die dafür sorgen, dass kein Unbefugter in die heiligen Hallen eindringt. In diesem Jahr wird es in den Übertragungen in 225 Länder nicht mehr heißen „live aus dem Kodak-Theatre“. Weil der Kamera- und Filmhersteller Eastman Kodak insolvent ist, hat ein Konkursgericht dem Unternehmen jetzt zugestanden, aus dem über 20 Jahre abgeschlossenen Vertrag auszusteigen. Rund 3,5 Millionen Dollar hat Kodak pro Jahr gesponsert, nun wird der Schriftzug entfernt – vermutlich aber erst nach der diesjährigen Award-Zeremonie. Das Theater heißt nun auf Anweisung des Vermieters offiziell „Hollywood & Highland Center“. Das bestätigte der Präsident der „Academy of Motion Pictures Arts and Sciences“, Tom Sherak, dem Sender ABC7.

 

Los Angeles - Der Cirque du Soleil, der sonst hier auftritt, hat den Saal für einen Monat geräumt, die Arbeiter verwandeln es in ein „klassisches Kino“ – die Vorbereitungen sind streng geheim. Unter der warmen Frühlingssonne schwitzen die Arbeiter beim Auslegen der Holzpodeste, auf denen der gut zehn Meter breite und 150 Meter lange rote Teppich ausgerollt wird. Unmengen an Kabeln werden verlegt, um jeden der 3300 Gäste ins rechte Licht zu rücken. Der riesige goldene Vorhang, der den Eingang zum Gebäude schmückt, hängt innerhalb weniger Minuten – nur im gleißenden Sonnenlicht stechen ein paar Flecken ins Auge.

Hollywood bereitet sich auf das spannendste Wochenende des Jahres vor. Der Titel des besten Films 2012 wird in bronzenen Lettern an einer Säule stehen, gegenüber von „American Beauty“ von 1999. Presse und Publikum erwarten eine klassische, niveauvolle Show – die nominierten Filme sind allesamt Geschichten mit großen Gefühlen, die aussichtsreichsten Kandidaten: „The Artist“ und „Hugo“. Billy Crystal, der zum neunten Mal die Gala moderieren wird (er ist damit noch weit von Bob Hope entfernt, der diesen Job 19-mal übernahm), gilt als Garant für unterhaltsame Sprüche. Eddie Murphy, der ursprünglich der 84. Academy-Award-Verleihung etwas Pep geben sollte nach der langweiligen Darbietung von Anne Hathaway und James Franco, sagte ab, nachdem sein Freund Brett Ratner nach herabwürdigenden Äußerungen als Produzent zurücktreten musste.

Es könnte eine der letzten Verleihungen sein

Am Sonntag werden die Oscarstatuen zum elften Mal hier vergeben. Der aus Österreich stammende Starkoch Wolfgang Puck wird das Menü für den anschließenden Ball liefern – unter anderem mit patentiertem geräuchertem Oscar-Lachs, Lobster-Tacos, Lamm mit Koriander-Minz-Vinaigrette und Brezel in Bier-Cheddar-Fondue mit Senf-Knoblauch-Dip – alles bio und ökologisch korrekt. Ein Schokoladenbüfett mit Trüffeln, Torten und Keksen wird die goldbestäubten 24-Karat-Oscars aus Schokolade umrahmen. Als Präsentatoren haben sich unter anderen Tom Cruise, Halle Berry, Tom Hanks, Angelina Jolie, Penélope Cruz, Bradley Cooper und Cameron Diaz angesagt.

Es könnte eine der letzten Oscarverleihungen in Hollywood sein. Denn nach der Kodak-Pleite gibt es Gerüchte, dass die Akademie in das Nokia-Theatre in Los Angeles umziehen könnte, wo auch die Emmys und die American Music Awards verliehen werden. Vorteil: der Saal bietet mit 7000 Sitzen doppelt so viel Platz, er liegt aber nicht mehr in Hollywood. Von der Akademie gibt es noch keinen Kommentar.

Bis Sonntag zählt sowieso nur die Frage, wer bei den 5783 Mitgliedern der Akademie das Rennen macht. Ein bisher streng gehütetes Geheimnis hat die „Los Angeles Times“ enthüllt. Reporter kamen an die Namen von fast 90 Prozent der Akademiemitglieder. Die Ergebnisse sind ernüchternd: 77 Prozent sind Männer. 54 Prozent sind älter als 60. Und trotz aller Internationalität sind 94 Prozent Weiße. 64 Prozent sind selbst noch nicht einmal für den Oscar nominiert worden, 14 Prozent haben selbst einmal die goldene Statue gewonnen.