Im „Ostergarten“ in Bad Cannstatt erleben Besucher Jesus‘ Leidensweg mit allen Sinnen – auf zwölf Stationen und 4000 Quadratmetern.

Bad Cannstatt - In Bad Cannstatt weht seit Kurzem das Stadtwappen Jerusalems. Zwei Flaggen mit goldenen Löwen vor hellblauem Hintergrund sind der erste Eindruck, den Besucher des Ostergartens in der Masurenstraße bekommen. Am Freitag hat das Großprojekt auf dem Gelände der Gärtnerei Munder offiziell eröffnet. Bis zum 17. April sollen täglich Hunderte Besucher die Ostergeschichte miterleben und nachempfinden.

 

Die Veranstalter, ein Bündnis regionaler evangelischer Gemeinden, haben einigen Aufwand betrieben, um die Geschichte von Jesus’ Verrat, Anklage, Kreuzigung und Auferstehung auf 4000 Quadratmetern erlebbar zu machen. So berichtete Projektleiter Andreas Munder von 445 Freiwilligen, die sich mit Herzblut am Ostergarten beteiligt hätten. Der Einsatz hat sich ausgezahlt, denn schon vor der Eröffnung war der Ostergarten mit 15 000 Besuchern restlos ausverkauft. 78 Tonnen Material wurden verbaut: Naturstein, Holzbalken, Stoff und Leder. Sogar Olivenbäume stehen jetzt in der Masurenstraße. Mit dem Engagement verfolge man das Ziel, die Ostergeschichte stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

„Ostern soll in der säkularisierten Welt nicht in Vergessenheit geraten“, sagte Munder – zumal das Fest in Deutschland weniger gewürdigt werde als Weihnachten.

Marktfrauen bieten getrocknete Trauben feil

Ein „Reiseleiter“ führt die Besuchergruppen durch zwölf Stationen. Am Freitagabend übernimmt Peter Wenz, Pastor des Gospel-Forums, diese Rolle. Den Beginn macht eine Marktszene am Vortag des jüdischen Passahfests: Hasen und Hühner hoppeln in Gehegen umher, Marktfrauen bieten getrocknete Trauben feil, verkaufen Körbe, Kleider und Öllampen. „Habt ihr schon gehört? Jesus kommt in die Stadt“, verkündet eine. Im nächsten Raum erhält jeder Besucher einen Palmzweig. „Damit hat man damals Könige willkommen geheißen“, erklärt Reiseführer Wenz. Und tatsächlich schreitet nun der „König der Juden“ in einer weißen Toga durch den Raum, die Palmzweige landen vor seinen Füßen.

Zeitreise endet nach einer knappen Stunde

Moderne Elemente scheut der Ostergarten nicht: So tanzen zwei Jugendliche zu einem Deutschrap-Lied, während Jesus im Garten Gethsemane mit Gott Zwiesprache hält. Und vor der Anklage durch Pontius Pilatus verdeutlicht ein kleines Hörspiel die Stimmung im aufgebrachten Volk, das in Jesus einen Unruhestifter und Betrüger, aber auch einen Heiler und Anwalt der Schwachen und Entrechteten sah.

Auf der Via Dolorosa geht es schließlich nach Golgatha, zum Ort der Kreuzigung, schließlich vorbei am leeren Grab in den Erweckungsgarten, einen hellen Raum voll duftender Blumen und weißer Kissen: Das ewige Leben folgt auf den langen Leidensweg. Nach einer knappen Stunde endet die Zeitreise, und aus dem Stadttor Jerusalems geht es wieder hinaus ins moderne Stuttgart.