Ministerin, Landrat, Bürgermeister: das Integrationskonzept im Asperger Osterholz findet viel Zustimmung. Doch vom Naturschutz hagelt es heftige Kritik.

Asperg - Das integrative Wohnkonzept für Flüchtlinge im Asperger Osterholz scheint den politischen Nerv der Zeit zu treffen. Im Asperger Rathaus versammelte sich am Donnerstag eine Vielzahl prominenter Amtsinhaber, die sich allesamt rückhaltlos für das Projekt der Stiftung Hoffnungsträger in Leonberg ausgesprochen haben. Als „integratives Wohnprojekt für Flüchtlinge zusammen mit der Mehrheitsgesellschaft“ finde sie das Vorhaben „sehr interessant“, sagte etwa die Landesministerin für Integration, Bilkay Öney.

 

Die Stiftung Hoffnungsträger will im Osterholz zwischen Asperg und Ludwigsburg vier Gebäude bauen, in denen 50 Flüchtlinge und 50 Menschen, die schon hier leben, gemeinsam wohnen können. Kurse, Schulungsmöglichkeiten und Jobperspektiven sollen das Konzept abrunden. Kritik an der Abgelegenheit des Standorts, der rund 1,6 Kilometer von der nächsten Wohnbebauung entfernt liegt, relativierte Rudi Yacoub von der Stiftung: „Die Flüchtlinge werden nicht alleine dort draußen leben.“ Er sieht in der Umnutzung des ehemaligen Militärgeländes eine historische Chance: „Wir können mit unserem friedlichen Konzept die Geschichte umdrehen“, sagte Yacoub.

Kritik vom Naturschutz

Doch das Konzept stößt auch auf Kritik. Der Landesnaturschutzverband hat sich in Gestalt des Ludwigsburger Vorsitzenden Werner Brekle bereits zu Wort gemeldet. Ein „weiterer Kahlschlag im Osterholz“ müsse vermieden werden, heißt es in einem Schreiben von Brekle an die Beteiligten und Amtsinhaber. Schon jetzt sei Ludwigsburg der waldärmste Kreis im Südwesten. „Umso wichtiger ist es, auch kleine Waldreste wie das Osterholz zu erhalten“, schreibt Brekle weiter. Schon seit 27 Jahren versuche sein Verband, das ökologisch wertvolle Gebiet, ein „Artenreservat für Tiere und Pflanzen“, zum Landschaftsschutzgebiet zu machen – allerdings bislang ohne Erfolg. Und: auch Brekle hält den Standort für ungeeignet, weil „Flüchtlinge besser innerhalb der bebauten Ortslagen untergebracht werden sollten“.

Sowohl der Landschaftsschutz als auch die Kritik am Standort spielten bei der politischen, presseöffentlichen Versammlung im Asperger Rathaus kaum eine Rolle. „Wenn es nur um eine Unterbringung dort gegangen wäre, hätte ich gesagt: Finger weg!“, sagte der SPD-Landtagsfraktionschef Claus Schmiedel. „Aber der integrative Ansatz entschärft das Problem“, befand der Ludwigsburger. Auch beim Landrat Rainer Haas fällt die Abwägung eindeutig zugunsten des Wohnprojektes aus: „Wir haben größtes Interesse an Ihrem Projekt“, sagte er zu Yacoub. Ein Vorhaben, das Flüchtlinge möglichst schnell zur Selbstständigkeit, im Idealfall zu einem Job, verhelfe, sei im Sinne des Landratsamts, „immerhin bezahlen wir die Rechnungen für die Unterbringung oder die Sozialleistungen“. Die ökologischen und planerischen Hindernisse halte er für überwindbar, meinte Haas.

Langer planerischer Vorlauf

Sehr positiv äußerte sich auch Ludwigsburgs Sozialbürgermeister Konrad Seigfried: „Wenn Sie in Ludwigsburg noch eine geeignete Fläche finden, können Sie hier gerne ein zweites Projekt realisieren.“ Einzig der Asperger Bürgermeister Ulrich Storer wurde konkreter bezüglich der planerischen Hindernisse. „Das Osterholz ist ein sehr sensibles Gebiet“, sagte er. Im Gemeinderat gebe es noch Vorbehalte, zum Beispiel wegen der Frage, wie das Projekt zur benachbarten Diskothek Waldhaus passe. Er hoffe aber, dass diese Skepsis „mit zunehmender Information schwindet“. Fakt sei: zunächst müsse die Stadt für das Wohnprojekt ihren Flächennutzungsplan ändern, dann einen Bebauungsplan aufstellen. Ein Vorlauf von einigen Jahren müsse wohl einkalkuliert werden.