Seit Jahren geht die Zahl der Teilnehmer bei den traditionellen Ostermärschen zurück. Am Samstag konnte die Friedensbewegung in Stuttgart immerhin zwischen 600 und 1000 Menschen mobilisieren.

Stuttgart - Am Samstag haben sich hunderte Menschen an den Friedenschmärschen in Stuttgart beteiligt. Auftakt war vor dem US-EUCOM in Stuttgart-Vaihingen, von dort aus ging es weiter an die Lautenschlager Straße und schließlich zur Abschlusskundgebung an den Schlossplatz. Dort haben sich – trotz starken Regens – laut Veranstalter gut 1000 Menschen versammelt, die Polizei spricht von 600.

 

Als erster Redner hat Friedensaktivist und Mitglied des Parteivorstandes von Die Linke Tobias Pflüger gesprochen. Unter dem Motto „Siebzig Jahre nach der Befreiung von Faschismus und Krieg: Unsere Verantwortung heißt Frieden“ hat er eine Abrüstung der Bundeswehr gefordert. Vor allem kritisierte er die Beteiligung deutscher Soldaten an Einsätzen in Osteuropa. „Es heißt, das sei ein notwendiges Zeichen gegen Russland“, sagte er. Sicherheits- und Friedenspolitik sei jedoch nur mit und nicht gegen Russland möglich. „Wir möchten kein Kriegsgeklüngel“, so Pflüger weiter. Außerdem forderte der Friedensaktivist die Reparaturzahlungen an Griechenland zu leisten.

Militärische Arbeitsplätze sollen zivile werden

Von der Rüstungsindustrie, sprach im Anschluss Kai Burmeister von der IG Metall Stuttgart. Baden-Württemberg sei davon zwar weitgehend ausgenommen, in anderen Bundesländern und Städten jedoch hingen zahlreiche Jobs am Bau von Panzern, militärischen Flugzeugen und U-Booten. „Das heißt aber nicht, dass wir wegen der Arbeitsplätze an Rüstungsexporten festhalten müssen“, sagte er. Vielmehr glaube er an die Idee der Konversion: „Wir brauchen die Umstellung von militärischer zur zivilen Produktion. Gleichzeitig müssen die militärischen Arbeitsplätze zu zivilen umgewandelt werden.“ Dafür sei die Unterstützung der Politik notwendig.

Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs aus Bretten dachte abschließend über die Rolle der Religionen für den Frieden nach. „Die Welt erstarrt angesichts der Greueltaten der Organisation Isamischer Staat“, sagte er. Dennoch dürfe man die in Deutschland lebenden Muslime nicht mit den Terroristen in Verbindung bringen. „Das verletzt unsere Mitbürger“, sagte er und verwies auf die Pegida-Bewegung in Dresden: „Wir müssen uns solidarisch zeigen mit allen, die unter dumpfem Populismus im Land leiden.“ Gewaltpotenzial, so der Pfarrer, stecke nicht nur im Islam, sondern genauso in jeder anderen Religion, im Christentum, Judentum, Buddhismus und Hinduismus. „Religionen jedweder Art haben in der Vergangenheit viele furchtbare Kriege legitimiert“, sagte er. Auch er sprach sich gegen Waffenlieferungen aus, indem er den Präsidenten des Internationalen Kommitees vom Roten Kreuz zitierte: „Uns fehlt es an der Überzeugung, dass mehr Waffen Sicherheit geben.“ Vielmehr solle in Dialog getreten werden – auch mit den Akteuren des IS. „Religionen haben vielleicht Gewaltpotenzial. Genauso haben sie aber auch ein Friedenspotenzial.“