Der Oberbürgermeister Christof Bolay stimmt im Kubino im Stadtteil Nellingen rund 600 Bürgerinnen und Bürger auf das neue Jahr ein. Die Flüchtlingsunterbringung spielt dabei ebenso eine Rolle wie andere wichtige kommunalpolitische Themen.

Ostfildern - Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, ist eine der schmissigen Weisen gewesen, die der Musikverein Ruit, gleichzeitig die Stadtkapelle Ostfildern, am Sonntag beim Neujahrsempfang im Kubino im Stadtteil Nellingen angestimmt hat. Ob es dann im städtischen Leben des gerade begonnen Jahres genauso spannend zugehen wird wie in der Lektüre auf der Schlafstatt der jungen Dame, bleibt abzuwarten. Aber die rund 600 Bürgerinnen und Bürger, die der Einladung gefolgt waren, wurden von ihrem Oberbürgermeister Christof Bolay schon einmal auf das eingestimmt, was da kommen mag.

 

Für die Musikerinnen und Musiker des Ruiter Vereins ist 2017 in jedem Fall ein besonderes Jahr. Denn sie feiern das 90-jährige Bestehen ihrer Kapelle und fanden beim Empfang schon mal eine gute Gelegenheit, sich einer breiten kommunalen Öffentlichkeit zu präsentieren und ihr Können zu Gehör zu bringen.

Grundwerte sind „sehr klar definiert“

Der Rathauschef blickte in seiner Rede aber erst einmal zurück auf das vergangene Jahr, zu dem ihm angesichts des VfB-Abstiegs als noch „geringstes Übel“ mit Brexit, Trump, Terror und Aleppo „fast nur negative Punkte“ in den Sinn kämen. Doch von den extremen Stimmungen gefährlicher Parallelgesellschaften oder gar wirren Pegida-Theorien sollte man sich nicht leiten lassen, erklärte Bolay. Vielmehr sollte man sich auf Grundwerte verständigen, die in Deutschland per Grundgesetz „sehr klar definiert“ seien. Manchmal seien „Maß und Mitte“ – wenn auch langeilig anmutend – eben doch das Beste. Und neben wehrhaften Entscheidungen sollte weiterhin „das Augenmaß der Freiheit“ bewahrt werden.

In der städtischen Flüchtlingspolitik seien „ein gutes Miteinander und ein angemessenes Klima des Willkommens“ geschaffen worden. Zu verdanken sei das zu einem großen Teil dem Engagement des Freundeskreises Asyl, der sich des Themas so intensiv und professionell angenommen habe, „wie ich das nie vermutet hätte“, sagte Bolay. Auch die Stadt sei hier stark eingebunden. Bolay geht davon aus, dass noch in diesem Jahr bereits geplante Erstunterkünfte für Flüchtlinge im Scharnhauser Park und in Kemnat gebaut werden. Zur Anschlussunterbringung entstünden zurzeit Gebäude in der Maybachstraße in Nellingen, und auf dem Areal der ehemaligen Schillerschule in Ruit würden bezahlbare Mietwohnungen gebaut. Ein entsprechender Vertrag mit dem Siedlungswerk sei vor Weihnachten unterschrieben worden.

Ist es wert, sich aufzuregen?

Bolay berichtete vom vergangenen Oktober, der für ihn ein „sehr emotionaler Monat“ gewesen sei. Ein Besuch in der urkrainischen Partnerstadt Poltawa, in der die Menschen vom Bürgerkrieg gezeichnet seien, habe ihn sehr berührt. Ebenso kurz darauf der Krebstod einer seiner Familie sehr nahestehenden Freundin. Dies seien für ihn Augenblicke gewesen, um „gewissermaßen einen Schritt zur Seite zu machen“ und zu betrachten, ob das, „was wir als Problem definieren und was uns tagtäglich aufregt, es wirklich wert ist“.