Die Stadtverwaltung Ostfildern ist verpflichtet, anerkannte Flüchtlinge unterzubringen. Doch dafür mangelt es eklatant an Möglichkeiten.Deshalb hofft sie, dass Bürger verfügbare Wohnungen anbieten.

Ostfildern - Die Stadt Ostfildern will mit einer Kampagne Wohnraum für anerkannte Asylbewerber und für Bedürftige erschließen. Die Verwaltung geht an die Öffentlichkeit und hofft, dass Bürger verfügbare Unterkünfte zur Vermietung anbieten, um ihrer Pflicht, Flüchtlingen in der Anschlussunterbringung eine Bleibe anzubieten, nachkommen zu können. Die Zeit drängt, denn laut einer Mitteilung müssen bis zum Jahresende 100 Menschen ein Dach über dem Kopf haben, im nächsten Jahr kommen weitere 470 hinzu.

 

Der Sozialamtsleiter Jörg Berrer hat damit zu kämpfen, dass der Wohnungsmarkt „leer gefegt“ ist. Deshalb sei die Stadt darauf angewiesen, diesbezüglich alle Reserven zu mobilisieren. Allein die Hälfte der in der Stadt aufgenommenen Syrer, deren Antrag auf Asyl bewilligt worden sei, hätten auch einen Antrag auf Familiennachzug gestellt. Und für das kommende Jahr sei prognostiziert, dass Ostfildern weitere 470 Flüchtlinge zugeteilt werden, die versorgt werden müssen. „Das ist eine Herkulesaufgabe. Die derzeitige Situation sprengt alle Dimensionen“, sagt Jörg Berrer.

Erste Erfolge können vermeldet werden

Vor dem Andrang von Flüchtlingen seien es lange Zeit jährlich rund 80 Bedürftige gewesen, für die Wohnungen gefunden werden mussten. Berrer zufolge waren das Menschen ohne Obdach oder Personen, die aus den unterschiedlichsten Gründen aus ihrem Zuhause ausziehen mussten. Dieser Gruppe habe die Stadt regelmäßig helfen können. Das stelle sich jetzt anders dar.

Das Werben um Wohnraum zeitige erste Erfolge. Auf die bisherigen Aufrufe der Verwaltung seien bereits zehn Wohnungsangebote eingegangen. Weitere fünf seien durch die Kampagne „Kinderzimmer gesucht“ hinzugekommen, die der Freundeskreis Asyl initiiert habe. Doch die Mitarbeiter des städtischen Gebäudemanagements seien weiterhin intensiv auf der Suche nach Potenzial für verfügbare Wohnungen in der Stadt. Die Eigentümer würden dann direkt angesprochen. „Jede Wohnung zählt“, betont der Sozialamtsleiter Jörg Berrer.

Die nach Deutschland kommenden Flüchtlinge würden zunächst in den Erstaufnahmestellen des Landes untergebracht und nach wenigen Wochen den Landkreisen zugewiesen. Diese müssen sie dann wiederum in sogenannten Sammelunterkünften einquartieren. Davon gibt es in Ostfildern zurzeit sieben mit insgesamt 350 Bewohnern. Ist ein Flüchtling anerkannt, ist die Stadt, in der er lebt, verpflichtet, ihm Wohnraum zu beschaffen.

Der Standard soll gehalten werden

Das ist nicht nur mühsam, sondern auch teuer. Der Landkreis bekomme die Kosten für die Unterbringung der Flüchtlinge vom Land erstattet, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Stadt jedoch nicht. Wenn die Menschen ihre Sammelunterkünfte verließen, „gibt es keinen Cent mehr“, sagt Berrer. Deshalb gelte es, nach Wohnbauprogrammen zu suchen und Förderungen zu beantragen. Auf diesem Weg erhält Ostfildern 1,5 Millionen Euro für einen Neubau im Stadtteil Nellingen, in dem für rund 4,5 Millionen Euro 100 Wohnplätze entstehen. Das reicht allerdings nicht aus, um den Bedarf zu decken.

Zudem soll der Standard von zehn Quadratmetern Wohnfläche pro Flüchtling aufrecht erhalten werden, so Berrer. Und zwar in ordentlich gebauten Unterkünften, die dann auch für eine anderweitige Nachnutzung geeignet wären. Inzwischen würden Ein-Zimmer-Wohnungen mit 18 Quadratmetern schon mit zwei Personen belegt. „Und wenn alle Stricke reißen, muss die Stadt Wohncontainer im Industriegebiet aufbauen“, sagt Berrer. Damit es so weit nicht kommt, sei die Stadt auf der Suche nach jedem Wohnraum, den die Bürger in Ostfildern zur Verfügung stellen können. Die Verwaltung könne diesen anmieten oder Mieter vermitteln – und bei Bedarf als Mietbürge einstehen.