Nicola Hoffmann bietet mit ihren beiden Doodle-Hündinnen Kurse an, in denen Menschen durch Übungen mit den Tieren einiges über ihr eigenes Kommunikationsverhalten und ihre Führungsstärken oder -schwächen lernen.

Ostfildern - Malou geht nur bedingt auf die Führungsstrategie seines zweibeinigen Probanden ein. Die Doodle-Hündin, eine Kreuzung aus Pudel und Golden Retriever, folgt ihm nur zögerlich. Sie bleibt immer wieder stehen, schnüffelt ausgiebig an der Grasnarbe oder schaut von dem Grundstück in der Ostfilderner Parksiedlung hinunter ins Neckartal. Sie muss eher gebeten werden, die von ihrer Chefin Nicola Hoffmann vorgegebene Strecke unter der Leitung des ihr Fremden zu gehen. So ganz energisch will man dem Hund nicht zeigen, wo’s lang geht. Ein freundschaftliches Stupsen oder Ziehen am Halsband muss reichen. Schließlich kennt man sich erst seit einer halben Stunde.

 

Nicola Hoffmann filmt die Übungseinheit und geht anschließend darauf ein, wo der Mensch dem Vierbeiner gegenüber Führungsstärke oder aber -schwäche gezeigt hat. Die 43-Jährige leitet nicht etwa eine Hundeschule, sondern „eine Menschenschule für Kommunikation“, wie sie selbst sagt. Sie ist eine selbstständige Trainerin, die mit ihren beiden Golden Doodles Malou und Cookie – ihren beiden „Mitarbeitern“ – tiergestütztes Coaching für den Menschen anbietet.

Der Chef zieht den Übungspartner hinter sich her

Ihre Hauptzielgruppe sind Firmen, in denen sie Mitarbeiter mit Hilfe ihrer Hunde in Sachen Kommunikationsverhalten und Führungsstrategie schult. „Was ich ausstrahle, spiegelt der Hund wider“, sagt sie und nennt als Beispiel den Kurs, in dem ein Chef den Übungspartner mehr oder weniger an der Leine hinter sich hergezogen habe. Der sei zwar widerwillig gefolgt, „aber motiviert war er nicht“. Der Mann habe keine Verbindung zu dem Tier aufgenommen, sondern einfach resolut das Ziel verfolgt, von A nach B zu kommen. Dem Mann sei nach der Videostudie ein Licht aufgegangen: „Vielleicht fühlt sich meine Assistentin genauso wie der Hund?“, habe er sich gefragt.

Der Teilnehmer sei zwar, wie es von ihm erwartet wird, „zielstrebig und ohne herumzueiern“ aufgetreten, berichtet Nicola Hoffmann von dessen Stärke. Aber seinen – in diesem Fall vierbeinigen – Mitarbeiter habe er dabei nicht mitgenommen, ihn nicht ermutigt, mit ihm zusammen im Team zu arbeiten – eindeutig eine Schwäche.

Nicht nur Menschen in Führungspositionen könnten von der Arbeit mit den Hunden lernen. Schließlich müssten Menschen tagtäglich mehr führen als Mitarbeiter: Projekte, Konflikte, Ehen, das eigene Leben eben. Die beiden sogenannten Coachdogs Malou und Cookie geben Nicola Hoffmann zufolge „ein wertfreies Feedback“ über die Fähigkeit und die Art und Weise eines Menschen, sein Ziel zu erreichen und dies zu kommunizieren. Ihnen ist es egal, ob sie vom Chef oder einem Auszubildenden geführt werden. Sie nehmen nicht wahr, wie derjenige gekleidet ist oder wie er sich ausdrückt.

Die Aufgaben werden immer schwerer

„Wie setze ich mich durch, wie gehe ich die Aufgabe an, wie stelle ich eine Beziehung her, wie ist meine Körpersprache“ seien entscheidende Faktoren, ob und wie man die gesteckten Ziele erreicht – bei den Mitarbeitern und Kollegen ebenso, wie bei den Hunden. Wer sich vom behaarten Ende der Leine in ein Gebüsch ziehen lässt, hat sich garantiert nicht durchgesetzt. Im Lauf des Kurses werden die Übungen immer schwerer. Die härteste Aufgabe kommt am Schluss: Die Teilnehmer müssen Malou oder Cookie ohne Leine um ein auf dem Rasen liegendes Würstchen führen, ohne dass die sich auf den Leckerbissen stürzen. Klar, dass dafür eine immense Überzeugungskraft notwendig ist.

Seit rund drei Jahren bietet die Diplom-Biologin Nicola Hoffmann diese Trainings an, unter anderem auch in der Volkshochschule Ostfildern. Neben ihrer Tätigkeit als Koordinatorin und biologische Beraterin für den Südwestrundfunk habe sie vielfältige Erfahrungen als Projektleiterin in der Medienbranche, als Zoopädagogin und als Gymnasiallehrerin gesammelt. Das habe sie mit ihrer Hundeerfahrung verbunden und eine Ausbildung an der Coachdogs-Akademie in Seligenstadt absolviert. Die beiden hellen Hündinnen hat sie nicht zufällig als Mitarbeiter erkoren. Golden Doodles seien wuschelig, offen und freundlich und dazu noch für Allergiker geeignet. Ein großer schwarzer Hund schrecke die Menschen eher ab.

Laut Nicola Hoffmann ist Malou mit dem Probanden „ganz gut mitgegangen“. Der ist stolz auf dieses Lob, denn er hat die kleine Doodle-Runde ohne Hundeerfahrung und ohne das Bestechungsmittel Leckerli geschafft. „Mit einem Würstchen in der Hand wäre man natürlich immer auf der sicheren Seite“, sagt die Trainerin. Aber in einer Firma könne man schließlich auch nicht jeden Tag das Gehalt erhöhen, um seine Ziele zu erreichen.