Die Stadt Ostfildern will künftig Flüchtlinge in kleineren Wohneinheiten auf alle Stadtteile verteilen. Die geplante Unterkunft auf einem ehemaligen Tennisplatz in Scharnhausen wird von 120 auf 80 Plätze reduziert.

Ostfildern - Die Stadt Ostfildern ändert ihr Konzept bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Die Kommune will die vom Landkreis Esslingen zugewiesenen Asylbewerber in kleineren Wohneinheiten gleichmäßig auf die Stadtteile verteilen. Doch bisher gibt es lediglich zwei bereits feststehende Standorte in Ruit und in Scharnhausen – und die Zeit drängt.

 

Am Jahresende sollen es rund 280 Hilfesuchende sein, denen die Stadt Ostfildern gemäß eines festgesetzten Schlüssels Obdach gewähren soll. 70 Asylbewerber leben bereits in einer Unterkunft im Stadtteil Ruit. Auf dem ehemaligen Tennisplatz des TSV Scharnhausen sollten ursprünglich Wohncontainer für weitere 120 Menschen aufgestellt werden (wir berichteten). Doch ist der Protest in der Nachbarschaft gegen diese hohe Anzahl an Flüchtlingen – konzentriert an einem Ort – von der Stadtverwaltung offenbar gehört worden. Dort sei deshalb eine Reduzierung der Anzahl von Asylbewerbern und Containerbauten geplant, sagt der Oberbürgermeister Christof Bolay auf Anfrage. Über den Umfang gibt er keine Auskunft, dem Vernehmen nach sollen auf dem früheren Sportgelände dann rund 80 Menschen leben, bis über ihren Asylantrag entschieden ist.

Es fehlen Plätze für 130 Flüchtlinge

Damit fehlen bis zum Jahresende noch Plätze für 130 Flüchtlinge. Darüber, wo sie auf Ostfilderner Markung untergebracht werden sollen, will oder kann Bolay zurzeit noch nichts sagen, verschiedene Standorte würden geprüft. Fest stehe aber, dass die Stadt auf eine dezentrale Unterbringung setze, in die „alle Stadtteile“ eingebunden würden. Der Rathauschef ist überzeugt, „dass wir uns um eine Verteilung bemühen müssen, denn umso höher sind die Akzeptanz in der Bevölkerung und die Möglichkeiten zur Integration“.

Selten sei im Vorfeld die Nachbarschaft von einer Asylbewerberunterkunft vor der Haustür begeistert. Aber im Fall des Standorts Ruit seien „die Befürchtungen nicht eingetreten“. Man müsse aber auch „ehrlich sein“, sagt Bolay: Wenn in einer Unterkunft 60 bis 80 Männer verschiedener Herkunft und Kultur untergebracht würden, „ist das immer mit Folgen verbunden“.

Eine Hallenlösung kommt nicht infrage

Die Stadt wolle die Situation mit kleineren Wohneinheiten entschärfen, auch wenn dies mit einem höheren Betreuungsaufwand verbunden sei. Eine Hallenlösung wie beispielsweise in der Berufschulsporthalle in Esslingen-Zell strebe die Verwaltung „auf keinen Fall“ an. Dies sei auch aus Sicht der Flüchtlinge keine Option, sagt Bolay. Der Landkreis stehe bei der Unterbringung freilich unter Druck – „zahlenmäßig und zeitlich“. Deshalb sei seine Interessenlage eine andere als die der Kommunen. Das Landratsamt favorisiere größere Einheiten, weil sie leichter zu betreuen seien.

Peter Keck, der Sprecher der Kreisbehörde bestätigt das. Allerdings widerspricht er Bolays Darstellung, kleinere Wohneinheiten erleichterten die Integration der aus Krisengebieten geflüchteten Menschen. Darum gehe es in den vorläufigen Unterkünften, in denen sie auf ihr Asylverfahren warteten, nicht. Die Integration beginne erst nach der Anerkennung, so Keck.

Ende Juli sollen die Asylbewerber einziehen

Mit der Entscheidung der Stadt Ostfildern, das Kontingent in Scharnhausen von ursprünglich 120 Flüchtlingen zu reduzieren, „fehlen jetzt natürlich Plätze“. Dass dort nun 40 Asylbewerber weniger untergebracht werden, will Keck weder bestätigen noch dementieren. Sicher sei aber, dass die Menschen „frühestens Ende Juli“ in die Container auf dem ehemaligen Tennisplatz einziehen werden. Für die bis zum Jahresende fehlenden rund 130 Plätze habe die Stadt „zugesagt, zeitnah weitere Standorte zur Verfügung zu stellen“, so Keck.

Laut dem Oberbürgermeister Christof Bolay läuft zurzeit das Baugenehmigungsverfahren für die in Scharnhausen geplante Unterkunft. Dem Vernehmen nach soll eine Anwohnerin gegen die Pläne klagen oder es zumindest vorhaben. Bisher habe er keine Klage auf seinem Schreibtisch vorgefunden, erklärt Bolay. Er bezweifle zudem, dass eine Klage Aussicht auf Erfolg hätte, „aber wir wollen es am besten nicht darauf ankommen lassen“.

Die Flüchtlingspolitik werde die Kommunen auf einen längeren Zeitraum hinaus beschäftigen. Die Unterbringung von Flüchtlingen in vorläufigen Unterkünften stelle die Kommunen schon vor große Aufgaben, sagt Bolay, aber die Anschlussunterbringung, wenn Asyl gewährt wurde, „ist ein noch größeres Problem für uns“.