Der Gemeinderat befürwortet das Ansinnen der Ostfilderner Stadtverwaltung, ein neues Baugebiet am Westrand von Nellingen zu erschließen. Dieses bietet eine Gesamtfläche von rund 11,3 Hektar.

Ostfildern - Angesichts der Not vieler Menschen, eine bezahlbare Wohnung zu finden, sind die Kommunen zum Handeln gezwungen. Doch um den Bedarf decken zu können, fehlt es im Ballungsraum Stuttgart meist an geeigneten Flächen für Neubaugebiete. Die Stadt Ostfildern hat in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats ein Areal im Westen des Stadtteils Nellingen vorgestellt, das sie langfristig als Wohnsiedlung erschließen möchte. Das Gremium hat mit großer Mehrheit beschlossen, einen städtebaulichen Ideenwettbewerb vorzubereiten, um das insgesamt rund 11,3 Hektar große Gebiet entwickeln zu können.

 

Straße müsste verlegt werden

Neu ist das Ansinnen einer Bebauung am Westrand von Nellingen nicht. Zwei Flurstücke für eine reine Wohnbebauung sowie für ein Mischgebiet mit Gewerbe und Wohnen sind bereits im Flächennutzungsplan verankert. Die Ostfilderner Stadtverwaltung will aber zusätzlich eine Ausdehnung des Gebiets in nördlicher Richtung bis zur Stadtbahntrasse prüfen lassen. Das Dreieck zwischen der Kreuzbrunnenstraße und den Gleisen der Linie U 7 sei „für verdichteten Wohnungsbau besonders geeignet“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Freilich müsste dann die in Richtung Scharnhauser Park führende Kreuzbrunnenstraße verlegt werden, weil sie sonst das Gebiet in zwei Teile zerschneiden würde. Einige der Stadträte erkennen zudem die Chance zur Ansiedlung eines großen Lebensmittelmarkts für Nellingen.

Mit der Erweiterung böte sich dann eine mögliche Bebauungsfläche von rund 11,3 Hektar. Wie viele Wohneinheiten dort entstehen könnten, vermag die Baubürgermeisterin Monika Bader zu einem so frühen Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Sie könne und wolle dem städtebaulichen Ideenwettbewerb nicht vorgreifen, erklärte sie auf Anfrage.

Die Freien Wähler sind froh, dass das Thema, ein Wohngebiet im Westen Nellingens zu erschließen, jetzt konkret wird. „Wir begrüßen, dass jetzt Bewegung in die Sache kommt“, erklärte der Fraktionsvorsitzende Theo Hartmann. Zudem betonte er, es müsse bei einer möglichen Erschließung des Areals daran gedacht werden, den Landwirten einen alternativen Weg anzubieten, damit sie ihre Äcker und Wiesenweierhin erreichen können.

Bedrohung für Einzelhändler?

Die Grünen sind bei dem Thema zwiegespalten. Die Erschließung des Gebiets sei für die Linderung der Wohnungsnot und ständig steigender Mietpreise lediglich „ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagte die Stadträtin Sonja Abele. Dennoch, so räumt sie ein, benötigten vor allem Menschen, „die bereits hier leben und arbeiten“ bezahlbaren Wohnraum. Die Grünen fordern, dass in dem Gebiet keine Wohnung weiter als 800 Meter von der Stadtbahnhaltestelle entfernt sein dürfe. Einen Bedarf, dort in einem Mischgebiet auch Gewerbe zuzulassen, erkennt die Ostfilderner Fraktion von Bündnis 90/Grüne indes nicht. Zudem befürchtet sie, dass die Ansiedlung eines großen Discounters „das Aus für die Geschäfte in und um die Hindenburgstraße“ in Ostfildern-Nellingen bedeuten würde, so Sonja Abele.

Eine Bedrohung für die Einzelhändler am Ort erkennt auch Rainer Glohr, ein Stadtrat der Freien Wähler. Zudem fordert er, dass bei der Besiedelung des Gebiets vor allem einheimische Wohnungssuchende bedacht werden.