Augenzeugenberichte etwa des ukrainischen Journalisten Max Lewin, der die Schlacht um Ilowaisk fast mit dem Leben bezahlte und am Montag schockierende Details erzählte, zeigen, wie chaotisch die Kämpfe der ukrainischen Armee ablaufen. Um die Stadt liefern sich seit Wochen Separatisten und Soldaten schwere Gefechte, und lange sah es danach aus, dass Kiews Truppen gewinnen. Doch die Wende kam Ende August. Zwar bettelten die Streitkräfte um Verstärkung, doch in der Hauptstadt erkannte man den Ernst der Lage offenbar nicht. Erst wurden Hunderte ukrainischer Soldaten von professionell vorgehenden Einheiten eingekesselt, dann folgte ein, wie Lewin schreibt, „gnadenloser Beschuss“. Die ukrainischen Soldaten sollen „wie die Fliegen gestorben sein“.

 

Während der Westen noch auf Dialog setzt und große Hoffnungen mit den trilateralen Gesprächen der sogenannten Kontaktgruppe aus OSZE, Russland und der Ukraine verbindet, werden die Politiker in Kiew immer nervöser. Sie haben kein Vertrauen in die Vertreter Russlands und in die von Moskau geführten Separatisten-Führer. Keine 24 Stunden, nachdem russische Nachrichtenagenturen am Montagabend meldeten, die Rebellen aus Lugansk und Donezk hätten auf eine Eigenständigkeit „ihrer“ Gebiete verzichtet und zugestimmt, dass die Regionen bei der Ukraine bleiben, verkündete der selbst ernannte Ministerpräsident der „Volksrepublik Donezk“, Alexander Sachartschenko, die Verhandlungsteilnehmer seien „in Minsk nicht befugt gewesen, über dieses Thema zu reden“. Sie hätten lediglich die Prokura gehabt, über einen Gefangenenaustausch zu verhandeln. Auch der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Wochenende die Eigenständigkeit der Ostukraine gefordert – doch kaum waren die Worte in der Welt, wurde die Äußerung von seinem Pressesprecher relativiert.