Zum 1. Januar 2018 werden die Preise für das Parkhaus Österfeld noch einmal erhöht. Die Nutzer sehen die teureren Preise freilich kritisch. Die Stadt will an dem Konzept festhalten.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Zunächst hatte Joachim Stündel die in dem Schreiben der Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg (PBW) angekündigte Erhöhung von 65 auf 69 Euro für geringfügig gehalten. „Die vier Euro im Halbjahr sind vertretbar, dachte ich. Dann habe ich gemerkt, dass die Kosten sich auf ein Vierteljahr beziehen, statt auf ein halbes“, sagt Stündel. Statt 130 Euro im Jahr (zweimal 65 Euro) muss er künftig 276 Euro zahlen (viermal 69 Euro), die Kosten haben sich mehr als verdoppelt. „Bei so einer Erhöhung beginnt man zu rechnen.“

 

Stündel ist Berufspendler. Seit 1994 legt er die insgesamt 33 Kilometer lange Strecke von seinem Wohnort in Holzgerlingen zu seiner Arbeitsstätte in Bad Cannstatt zur Hälfte mit dem Auto und zur Hälfte mit S- und U-Bahn zurück. Sein Auto stellt er im Parkhaus Österfeld ab. Die erste Erhöhung, die die PBW mit der Übernahme des Park-and-ride-Hauses im Dezember 2016 eingeführt hatte, habe er akzeptiert. „Ich finde es ja gut, dass die Stadt mehr Pendler zum Umstieg auf die Öffentlichen bewegen will“, sagt Stündel.

Die nun geplante Kostenverdopplung allerdings sieht er kritisch. „Bei Park-and-ride-Anlagen am Rand der Stadt führt das doch eher dazu, dass diese weniger genutzt werden“, sagt er. Gerade im Hinblick auf die eben begonnene Feinstaubsaison könne das ja nicht das Ziel der Stadt sein.

Stündel könne auch bestätigen, dass im Österfeld seit der Aufstellung der Schranken mehr Parkplätze frei sind. Er spricht von regelmäßig 200 bis 300 leeren Stellplätzen. Das hatten die Mitglieder des Vaihinger Bezirksbeirats bereits kritisiert. Die leeren Parkplätze, so auch Stündels Vermutung, mögen dem geschuldet sein, dass die Beschäftigten des Gewerbegebiets Step das nun teure Parkhaus nicht mehr nutzen. Dadurch steigt der Parkdruck in den angrenzenden Wohngebieten.

1000 Euro im Jahr für Parken und VVS-Ticket

Zusätzlich zu den 276 Euro für das Jahresticket im Parkhaus muss Joachim Stündel sein VVS-Ticket zahlen. Er gibt die Kosten mit mehr als 700 Euro an. „Für beides zusammen zahle ich dann ab Januar etwa 1000 Euro im Jahr“, so Stündel. „Ich muss mir überlegen, ob es für mich sinnvoll ist, weiterhin ein Jahresticket der VVS und diese Gebühren fürs Parken zu zahlen.“ Für die 146 Euro mehr, die dann anfallen, überlege er sich schon, nicht die gesamte Strecke von Holzgerlingen nach Cannstatt mit dem Auto zurückzulegen. „Für das Geld kann ich einige Kilometer fahren“, sagt Stündel.

Kosten werden dem P+R-Parkhaus an der Albstraße angepasst

Der Gemeinderat hat 2016 für das P+R-Parkhaus Österfeld eine neue Tarifstruktur beschlossen, die im Wesentlichen den Tarifen im P+R-Parkhaus Albstraße in Degerloch entsprechen soll. Es gilt das Tarifmodell „Parkschein gleich Fahrschein“, erklärt Jana Steinbeck von der städtischen Pressestelle. Auf Grundlage desselben Gemeinderatsbeschlusses soll zum 1. Januar die Preisangleichung bei Monats-, Halbjahres- und Jahreskarten erfolgen. „Der günstigere Tarif im P+R-Parkhaus Österfeld kann aus Kostengründen auf Dauer nicht angeboten werden. Zumal dort das identische Tarifmodell wie im Parkhaus Albstraße gilt und einheitliche Standards geschaffen werden sollen“, sagt Steinbeck.

Das Park-and-ride-Parkhaus Österfeld sei ein auf zwei Jahre angelegter Pilotversuch, der zeigen soll, wie sich Angebote wie die Polygo-Card und Park- und VVS-Tarife miteinander verbinden lassen, und wie sich das Angebot auf die Akzeptanz der Pendler auswirkt. „Insgesamt sind im Österfeld sehr gute Voraussetzungen für eine Verknüpfung gegeben. In elf Minuten von Vaihingen bis in die Stadtmitte ist im Berufsverkehr mit dem Auto nicht machbar“, so Steinbeck. Derzeit zähle man im P+R-Parkhaus Österfeld durchschnittlich 500 Parkvorgänge am Tag. Das seien fast doppelt so viele vermiedene Fahrten in die Innenstadt und zurück. „Das Parkhaus ist ein wichtiger Beitrag zur Luftreinhaltung. Unser Ziel bleibt daher weiterhin, mit diesem P+R-Angebot mehr Pendler dazu zu bewegen, vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen“, sagt die Pressesprecherin.