Es ist noch gar nicht lange her, dass das Siedlungswerk und die katholische Kirche ihre Pläne für das Grundstück der Pallotti-Kirche öffentlich machten. Nun nehmen die Pläne Form an: Der Architektenwettbewerb steht bevor.

Birkach - Es ist ein polarisierendes Thema, das im Umwelt- und Technikausschuss (UTA) des Stuttgarter Gemeinderats zum wiederholten Mal auf den Tisch kommt: In der öffentlichen Sitzung am Dienstag, 3. Februar, geht es um das Flurstück 521. Eine dreiseitige Beschlussvorlage mit 26-seitigem Anhang, die unserer Zeitung vorliegt, der Öffentlichkeit aber noch nicht zugänglich ist, behandelt die Pläne für das Gelände – besser bekannt als Areal der dem Abriss geweihten katholischen Pallotti-Kirche.

 

Allerdings haben die Ausschuss-Mitglieder kommende Woche nicht darüber zu entscheiden, ob das von Kirche und Siedlungswerk geplante „Wohnquartier Sankt Vinzenz Pallotti“ umgesetzt wird. Ihre Zustimmung zu dem Projekt haben sie wie der Bezirksbeirat von Birkach und Plieningen bereits im vergangenen Oktober gegeben. Nun geht es vielmehr um das Wie: Bei der 26-seitigen Anlage handelt es sich um einen Entwurf vom Siedlungswerk für die Auslobung des Architektenwettbewerbs.

Sieger werden im Juli gekürt

Der UTA soll aus seinen Reihen Preisrichter bestimmen, die den sogenannten Unterausschuss Wohnquartier Sankt Vinzenz Pallotti bilden. Zusammen mit Architekten und Vertretern der Stadt, des Siedlungswerks und der Kirche stellt dieser Unterausschuss dann das Preisgericht dar, das die Entwürfe für das Wohnquartier bewertet. Diese Bewertung ist für den 3. Juli geplant. Dem Preisgericht bleibt damit entschieden mehr Zeit, sich des Themas anzunehmen, als die Birkacher Bürger bislang für ihre Auseinandersetzung damit hatten.

Es ist gerade einmal knapp vier Monate her, dass das Doppelprojekt von Siedlungswerk und Kirche bei einer Sitzung des Kirchengemeinderats der Sankt-Antonius-Gemeinde verkündet wurde: Anstelle der Pallotti-Kirche soll ein Quartier mit Eigentumswohnungen und Wohnraum für Studenten und Flüchtlinge entstehen, die Kindertagesstätte in diesem Zug erweitert werden. Weil es aber einen Ausgleich für die dann in Wohnbauland umgewandelte Gemeindebedarfsfläche geben muss, soll im Steckfeld ein Pflegeheim gebaut werden. Als kurze Zeit später das Vorhaben Thema in der Sitzung des Bezirksbeirats auf der Tagesordnung stand, sagte Birgit Fischer vom Stadtplanungsamt: „Die Planung ist noch ganz am Anfang, also eigentlich noch vor der Planung.“

Mitspracherecht bleibt

Das gelte trotz der konkreten Vorgaben, die in dem Entwurf gemacht werden, nach wie vor. Zwar könne die Grundlage, die die zum Wettbewerb eingeladenen Architekten für ihre gestalterischen Ideen nutzen, nun höchstens noch durch die Preisrichter modifiziert werden, wie Michael Knecht sagt. Knecht ist Architekt und beim Siedlungswerk als Prokurist für Projektentwicklung zuständig.

Dennoch bleibt den Birkachern das Mitspracherecht unbenommen: „Die Bürger und Bezirksbeiräte verpassen nichts“, sagt die Bezirksvorsteherin Birkachs und Plieningens, Andrea Lindel auf Nachfrage. „Zu Korrekturen kann es im Bebauungsplanverfahren kommen“, sagt Lindel. Dann hätten Bürger und Bezirksbeiräte wieder die Möglichkeit, sich bei Bedarf einzuschalten. „Aber jetzt muss sich erst einmal zeigen, was die Architekten sich einfallen lassen.“ Das können sie allerdings erst, wenn der Auslobungsentwurf vom Preisgericht diskutiert, gegebenenfalls modifiziert und verabschiedet ist. Das wird voraussichtlich am 6. März der Fall sein. Wenn dann die Gestalter ihre Einfälle zu der rund 8200 Quadratmeter großen Fläche zu Papier und in Modellform gebracht haben und die Siegerentwürfe ermittelt sind, kann das Bebauungsplanverfahren beginnen.

Weniger Wohneinheiten geplant

Dann wird auch die Öffentlichkeit wieder miteinbezogen. Die Öffentlichkeit, deren Anregungen auch im Entwurf schon Rechnung getragen wurde, wie es seitens des Amts für Stadtplanung heißt. So ist in der Beschlussvorlage für den UTA nun etwa nicht mehr die Rede von 78 geplanten Wohneinheiten, sondern von circa 73 inklusive rund 65 Eigentumswohnungen.

Damit kommen Siedlungswerk und Stadtplanungsamt auch einem Antrag der FDP-Fraktion des Bezirksbeirats entgegen und zuvor, der dort im Oktober eingereicht aber in Ermangelung konkreter Planungsvorgaben noch nicht behandelt wurde. Darin sprechen sich die Liberalen wie einige Anwohner gegen eine zu hohe und zu dichte Bebauung aus. Tatsächlich sieht der Entwurf eine geringere Gebäudehöhe als bisher angenommen vor. Ob sich die Projektkritiker und -gegner jedoch damit zufrieden geben, wird sich frühestens am Montag zeigen, wenn das Pallotti-Areal erneut Thema im Bezirksbeirat ist. Denn das Ziel von Siedlungswerk und Kirche bleibt laut Entwurf „ein Quartier mit Wohnraum für alle Kreise der Gesellschaft“.