Mehrere Jahre lang stand das Gebäude der Neuapostolischen Kirche in Stuttgart-Birkach leer. Nun ist der Pallotti-Kindergarten an die Moosheimer Straße gezogen. Er musste weichen, da die Pallotti-Kirche abgerissen und das gesamte Areal neu gestaltet wird.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Birkach - Obwohl das Gebäude an der Moosheimer Straße 20 bereits seit sechs Jahren leer steht, weiß nach wie vor nicht jeder im Bezirk, dass hier nicht mehr vorrangig das Gespräch mit Gott gesucht wird. Stattdessen wird hier seit Kurzem gespielt, getobt und gelesen. So betritt an diesem Mittag ein Mann im mittleren Alter das Haus der Neuapostolischen Kirche und reagiert sichtlich irritiert auf die vielen Kinder und Erzieherinnen. Schüchtern erkundigt er sich, was mit der Kirche passiert sei. Nachdem die Leiterin Maria Lang ihm erklärt, dass in dem Gebäude nun der Pallotti-Kindergarten untergebracht ist, verlässt der Mann das Haus – und die Kinder spielen unbekümmert weiter.

 

Wenige Tage bevor die Vinzenz-Pallotti-Kirche Mitte Oktober dieses Jahres entweiht wurde, mussten die 20 Kinder aus dem dazu gehörigen Kindergarten samt Erzieherinnen umziehen. Hintergrund ist: Die katholische Kirche im Birkacher Norden wird im Januar 2018 abgerissen – denn das gesamte Areal an der Aulendorfer Straße soll neu gestaltet werden; bis zum Jahr 2020 sollen hier 66 Wohnungen gebaut werden für Familien, Studenten und Flüchtlinge, außerdem wollen Schwestern der Franziskanerinnen von Sießen an der Stelle einen Konvent eröffnen. Und nicht zuletzt soll sich dort auch der Pallotti-Kindergarten vergrößern. Künftig sollen nicht nur 20 Drei- bis Sechsjährige im Pallotti-Kindergarten betreut werden, sondern insgesamt 60 Ein- bis Sechsjährige. Doch bis es so weit ist, mussten Kinder und Erzieherinnen erst einmal ausweichen.

Seit Januar 2011 steht die Kirche leer

„Ich wusste bereits seit mehreren Jahren, dass wir irgendwann umziehen müssen. Doch dass es dann auf einmal so schnell geht, damit hatte ich nicht gerechnet“, sagt Maria Lang. „Gemeinsam mit Vertretern der Kirchengemeinde haben wir zunächst im unmittelbaren Umfeld der Pallotti-Kirche nach alternativen Räumlichkeiten gesucht, aber überall nur Absagen erhalten“, berichtet sie.

Irgendwann sei dem Pastoralreferent Odilo Metzler die Idee gekommen, bei den Neuapostolen in Birkach nachzufragen. Bereits seit Januar 2011 steht die Kirche der Gemeinde leer. Recht bald hatte damals das anthroposophisch geprägte Nikolaus-Cusanus-Haus Interesse an der Immobilie geäußert und wollte dort einen Waldorfkindergarten für die Mitarbeiter des Altenheims eröffnen, möglicherweise kombiniert mit Wohnungen für alte Menschen. Doch das Cusanus-Haus und die Neuapostolische Kirche konnten sich offenbar nie einigen – und nun erhielt der Pallotti-Kindergarten die finale Zusage.

Ende 2020 soll der Kindergarten zurückziehen

„Bevor wir eingezogen sind, mussten erst einmal einige Dinge umgebaut werden, so dass das Gebäude für die Kinder sicher ist“, berichtet Lang. „So wurde beispielsweise die Treppe nach oben zur Empore geschlossen. Dort haben wir nun unsere Büros.“ Außerdem wurden diverse Schallschutzmaßnahmen ergriffen, so dass es im Altarraum nicht mehr hallt, wenn die Kinder spielen, essen oder sich unterhalten. Zudem mussten zusätzliche Notausgänge eingebaut werden und die Toilettenräume an kleine Menschen angepasst werden.

Einen Monat nach dem Umzug fühlen sich Kinder und Erzieherinnen in der Interimslösung bereits ziemlich wohl: „Wir haben einen viel größeren Gruppenraum als davor. Die Kinder genießen das“, sagt Lang. Auch der neue Standort bewirke positive Rückmeldungen: „Wir sind hier direkt neben der Grundschule. Das ist für Eltern, die zusätzlich ein Kind in der Schule haben, natürlich sehr geschickt.“

Laut den Architekten vom Siedlungswerk wird der Pallotti-Kindergarten voraussichtlich Ende 2020 an seinen ursprünglichen Ort im Birkacher Norden zurückziehen. Dann soll das neue Areal samt Kindergarten fertiggestellt sein. Der Neubau soll dreistöckig werden mit einem großen Bewegungs- und Essbereich im Erdgeschoss, einem mittleren Geschoss für die größeren Kinder und einem Obergeschoss für die ganz Kleinen. Obwohl Lang mit der Interimslösung zufrieden ist, freut sie sich auf diesen Zeitpunkt – und dies hängt vor allem mit dem Außenbereich des Kindergartens zusammen: „Es ist ein schöner, großer Garten geplant“, verrät sie und lächelt.