Eine Journalistin und eine pazifistische Gruppe werden in diesem Jahr mit der Auszeichnung geehrt.

Schorndorf - Wer in Burundi als Journalist arbeitet und kritische Beiträge veröffentlicht, muss um sein Leben fürchten. So wie zum Beispiel die Radioreporterin Inès Lydie Gakiza. In der Türkei kann das Engagement für einen Friedensprozess zwischen Türken und Kurden dazu führen, dass man in Untersuchungshaft landet – so wie es bei Esra Mungan, Meral Camci, Muzaffer Kaya und Kivanc Ersoy von der Gruppe „Akademiker für den Frieden“ der Fall war.

 

Erinnerung an den Buchhändler Johann Philipp Palm

Die Palm-Stiftung in Schorndorf hat die Genannten nun mit dem Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit geehrt. Die Preisträger der im Zwei-Jahres-Rhythmus vergebenen und mit insgesamt 20 000 Euro dotierten Auszeichnung werden traditionell am 26. August bekannt gegeben, dem Tag, an dem der Namensgeber, der im Jahr 1766 in Schorndorf geborene Buchhändler Johann Philipp Palm, auf Befehl von Napoleon Bonaparte erschossen wurde. Palm hatte eine Schrift veröffentlicht, die den französischen General und Kaiser kritisierte, und musste dafür im Jahr 1806 mit dem Leben bezahlen.

Den Palm-Preis bekommen Inès Lydie Gakiza und die pazifistische Gruppe um Esra Mungan, Meral Camci, Muzaffer Kaya und Kivanc Ersoy bei einem Festakt am 4. Dezember in Schorndorf überreicht. Inès Lydie lebt derzeit auf Einladung der Stiftung für politisch Verfolgte in Hamburg. Bis Mitte des vergangenen Jahres hatte sie für einen privaten Radiosender in Burundi über Menschenrechtsverletzungen und andere Missstände in ihrem Heimatland berichtet – dann musste sie ins benachbarte Ruanda fliehen. Dort hat sie mit Kollegen ein Online-Radio und ein Internetnachrichtenmagazin gegründet und berichtet über die Lage in ihrem Land.

Forderung nach friedlicher Konfliktlösung

Die Gruppe „Akademiker für den Frieden“ hat Anfang dieses Jahres mit einer Petition das Recht auf Meinungsfreiheit und friedliche Konfliktlösungen in der Türkei gefordert. Die vier Wissenschaftler, die den Preis stellvertretend für die Gruppe entgegennehmen sollen, sind nach den Angaben der Palm-Stiftung auch unmittelbar von den Maßnahmen infolge des Militärputsches betroffen – ihnen drohten Berufs- und Ausreiseverbote sowie Prozesse.