Nach den Enthüllungen mehrerer Medien über in Panama gegründete Briefkastenfirmen hat die Staatsanwaltschaft des mittelamerikanischen Landes Ermittlungen zu den Vorwürfen eingeleitet.

Panama-Stadt/Berlin - Ein internationaler Medienverbund um die „Süddeutsche Zeitung“ hat dubiose Offshore-Finanzgeschäfte von Reichen, Berühmten und Mächtigen offengelegt und so weltweit für Wirbel gesorgt. Die Veröffentlichung eines immensen Datensatzes, der mehr als 14.000 Personen mit Offshore-Firmen in Verbindung bringt, warf gleichzeitig Fragen zu der ausgeprägten Nutzung von Steueroasen und die Umgehung von Finanzaufsichten auf.

 

Prominente sollen Geld versteckt haben

Über Briefkastenfirmen sollen frühere und aktive Spitzenpolitiker, Geschäftsleute, Kriminelle, Sportstars und andere Prominente über Jahre Geld versteckt haben, wie die „Süddeutsche“ und mehr als 100 andere Medien am Sonntag berichteten. Die belasteten Politiker stammen demnach aus Island, der Ukraine, Pakistan, Saudi-Arabien, Russland und Argentinien. Auch Banken wie HSBC, UBS, Credit Suisse und Deutsche Bank sollen zum Zweck der Gründung von Offshore-Konten mit Mossack Fonseca zusammengearbeitet haben. Koordiniert wurde die Recherche vom Internationalen Konsortium investigativer Journalisten, kurz ICIJ, das sich auf ein riesiges Datenleck bei der in Panama ansässigen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca berief.

Der Mitgründer der Firma, Ramon Fonseca, bestätigte die Echtheit der Dokumente, wies jedoch jegliche Verantwortung zurück. Sein Unternehmen habe keine Kontrolle darüber, wie Kunden für sie geschaffene Offshore-Firmen nutzten, sagte Fonseca dem örtlichen Sender Channel 2. Die meisten in den Berichten genannten Personen seien keine direkten Kunden der Firma.

Panamas Regierung versprach volle Kooperation bei Ermittlungen zu dem Skandal. Die australische Steuerbehörde teilte am Montag mit, dass sie im Zuge der Enthüllungen wegen möglicher Steuerhinterziehung gegen mehr als 800 wohlhabende Australier ermittele. Mehr als 120 davon seien mit einem Offshore-Dienstleister in Hongkong in Verbindung gebracht worden.

Ist Neuseeland eine Steueroase?

Der neuseeländische Premierminister John Key wies die Beschreibung durch das ICIJ zurück, wonach sein Land zu den 21 Steueroasen zähle, die von Mossack Fonseca genutzt worden seien. „Steueroasen befinden sich dort, wo es eine Geheimhaltung von Informationen gibt“, sagte er. Dies treffe nicht auf Neuseeland zu.

An die Informationen über die sogenannten Panama Papers gelangte die „Süddeutsche“ vor mehr als einem Jahr über eine anonyme Quelle, die den Journalisten E-Mails, Urkunden und andere Dokumente der Anwaltskanzlei zuspielte. Eine vollständige Liste der 214.488 Briefkastenfirmen und 14.153 Klienten von Mossack Fonseca wollte das Konsortium Anfang nächsten Monats veröffentlichen, hieß es. Der Datensatz - laut der „Süddeutschen“ hat er einen Umfang von 2,6 Terabyte - zeigt detailgetreu, wie mächtige Personen Banken, Anwaltskanzleien und Briefkastenfirmen genutzt haben, um ihr Vermögen vor den Steuer- und Finanzbehörden zu verstecken. Die Daten beziehen sich auf einen Zeitraum von 1977 bis Ende 2015.

Der an der Recherche beteiligte „Guardian“ veröffentlichte am Sonntagabend ein Interview des schwedischen Fernsehsenders SVT mit dem isländischen Ministerpräsidenten Sigmundur David Gunnlaugsson. In dem Gespräch wird Gunnlaugsson nach einem Unternehmen namens Wintris gefragt. Der Politiker besteht daraufhin darauf, dass die Firmengeschäfte absolut rechtens seien, die Frage aber völlig unangebracht sei. Anschließend bricht er das Interview ab.