Die zwölfjährige Glyzelle Palomar, die als Straßenkind aufwuchs, gewinnt beim Besuch des Kirchenoberhauptes in der philippinischen Hauptstadt Manila das Herz von Papst Franziskus.

Manila - Strömender Regen hat die Begeisterung der philippinischen Jugend für Papst Franziskus am Sonntag nicht gedämpft. An der Universität Santo Tomas in der Hauptstadt Manila standen mehr als 15.000 unter freiem Himmel, um das Kirchenoberhaupt zu hören. Der Papst wurde als erstes eine Beschwerde los: Er beklagte sich über den Frauenmangel unter den Ausgewählten, die dem Papst ihre Anliegen vortragen durften. Nur ein Mädchen war darunter. „Das ist zu wenig“, monierte der Papst. „Wir sind oft zu „macho“ und lassen den Frauen keinen Raum. Aber sie sehen die Dinge mit anderem Blick und können Fragen stellen, die wir Männer noch nicht einmal verstehen. Also: Wenn der nächste Papst kommt: bitte mehr Frauen und Mädchen!“ Franziskus war mehrfach wegen seiner Bemerkungen über Frauen kritisiert worden, etwa als er Theologinnen als „Erdbeeren auf dem Kuchen“ bezeichnete oder Europa mit einer Großmutter verglich, die nicht mehr fruchtbar sei.

 

Straßenkind Glyzelle rührt den Papst

Das Mädchen, das reden durfte, war die zwölfjährige Glyzelle Palomar, die als Straßenkind aufwuchs. Sie rührte den Papst zutiefst, wie er sagte. Palomar berichtete, dass sie auf der Straße mit Drogen und Prostitution konfrontiert gewesen sei, und fragte den Papst unter Tränen: „Warum lässt Gott das zu?“. Nur wer weinen könne, könne die wichtigen Fragen zur Sprache bringen, sagte der Papst später in spontanen Bemerkungen, die er anstelle seiner vorbereiteten Rede äußerte.

Franziskus bat die Studenten um Gebete für eine junge Frau, die bei der päpstlichen Messe in Tacloban am Vortag von einem umstürzenden Lautsprecher erschlagen worden war. Franziskus wollte am Nachmittag im Rizal-Park unter freiem Himmel seine große Abschlussmesse feiern. Hunderttausende waren schon Stunden vorher unterwegs. Veranstalter hofften, mit sechs Millionen Teilnehmern den Rekord für die größte päpstliche Messe aller Zeiten zu brechen.

Es gab zunächst keine Anzeichen, dass der Regen die Menschen abhielt. „Es macht uns nichts, es ist, als würden wir mit Weihwasser gesegnet“, meinte eine pitschnasse Frau im Fernsehen. Das schlechte Wetter geht auf Ausläufer des Tropensturms „Mekkhala“ zurück, der am Samstag schon die päpstlichen Aktivitäten im Taifungebiet in Tacloban durcheinanderwirbelte. Franziskus musste seinen Besuch dort nach vier Stunden abbrechen und vorzeitig nach Manila zurückkehren.