Weil viele Läden beim Besuch des Papstes in Freiburg geschlossen bleiben, soll als Ausgleich ein verkaufsoffener Sonntag stattfinden.
 

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Eines ist sicher: Freiburg wird am 24. und 25. September, dem Wochenende, an dem Papst Benedikt XVI. die Stadt besucht, im Ausnahmezustand sein. Einkaufen in der Innenstadt wird zwar möglich, aber schwieriger sein als sonst. Rund um den Münsterplatz herrscht die Sicherheitsstufe eins. Dort müssen die Läden geschlossen bleiben. Auch auf der Protokollstrecke des Papamobils, der Kaiser-Joseph-Straße, wird sich das Geschäft zur samstäglichen Mittagszeit in Grenzen halten, weil die Schaulustigen den Papst sehen und nicht shoppen wollen.

 

Doch der Pontifex maximus soll jetzt für eine Ausnahme sorgen, die es bisher in Freiburg noch nie gegeben hat: einen verkaufsoffenen Sonntag zu einem späteren Zeitpunkt als Ausgleich für entgangenen Umsatz des Einzelhandels.

Das wäre der erste verkaufsoffene Sonntag überhaupt in Freiburg, den letzten Vorstoß dazu hatte eine Mehrheit von SPD, Unabhängigen Listen (UL) und Teilen der CDU im Gemeinderat im März 2006 mit 23 gegen 17 Stimmen abgelehnt. Die damalige CDU-Fraktionsvorsitzende Martina Feierling-Rombach stützte sich auf die christliche Regel, wonach Gott am siebten Tage Ruhe gebietet. SPD und Linke vertraten den Standpunkt der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Kaufhausbetriebsräte, die sich gegen mehr Lasten für die Beschäftigten der Handels wandten.

"Das war mit der Kirche abgesprochen"

Ob dem Ersten Bürgermeister Otto Neideck (CDU) sein Vorschlag des verkaufsoffenen Sonntags, den er eher beiläufig als Zuckerle am Schluss einer Informationsveranstaltung im Collegium Borromäum zum Papstbesuch ausgepackt hatte, als Knallbonbon um die Ohren fliegt, wird sich noch zeigen. "Das war mit der Kirche abgesprochen", sagt Walter Preker, Sprecher des Oberbürgermeisters Dieter Salomon.

Der OB und die Grünen waren 2006 für den verkaufsoffenen Sonntag. Der Koordinator für den Papstbesuch, Peter Birkhofer, nickte bei der Ankündigung Neidecks jedenfalls freundlich. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Renate Buchen ist überrascht und "äußerst befremdet", dass der Erste Bürgermeister davon im Hauptausschuss des Gemeinderates am Montag dieser Woche "keinen Ton gesagt hat". "Es gab aus gutem Grund bisher in Freiburg keine verkaufsoffenen Sonntage", betont Buchen.

Das Echo von Verdi ist eindeutig

Es habe auch Umsatzeinbußen beim Staatsbesuch von Merkel und Sarkozy im letzten Jahr gegeben. Aber da sei niemand auf die Idee gekommen, eine Kompensation anzubieten. "Ich will dazu erst einmal hören, was die Kirche sagt, und will das noch einmal diskutiert haben", sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende und macht erhebliche Vorbehalte geltend.

Noch eindeutiger ist das Echo von Verdi. "Das kommt überhaupt nicht in die Tüte", erklärt die für den Handel zuständige Gewerkschaftssekretärin Doris Below-Kowal. Auch für den Papst gebe es keinen Sonderbonus. Sonntagsarbeit gehe zu Lasten der sowieso schon durch lange Öffnungszeiten gebeutelten Beschäftigten und mache keinen Sinn, das zeigten alle Umfragen, die die Gewerkschaft landesweit durchgeführt habe. "Wir werden das im Arbeitskreis der Betriebsräte diskutieren", sagt Doris Below-Kowal, "aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kollegen dafür sind."

Nach der Sommerpause wird weiter diskutiert

Aber wenn die Kaufhäuser nicht mitmachen, ist der Plan gestorben, so sieht es Einzelhandelsgeschäftsführer Manfred Noppel, der daran glaubt, dass die CDU dem Sonntagsplan zustimmen wird. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion, Berthold Bock, zumindest meint, das sei "ein gangbarer Weg, um allen gerecht zu werden". Die Entscheidung im März 2006 sei unter ganz anderen Voraussetzungen getroffen worden, da ging es um die Fußball-Weltmeisterschaft und nur um den Kommerz. "Es gibt nichts, wo man nicht eine Ausnahme machen könnte", meint Bock.

Und nach den Erfahrungen mit den deutsch-französischen Konsultationen im letzten Jahr sei ein Ausgleich für die Einzelhändler vertretbar, "es darf aber kein Dauerzustand werden und muss eine einmalige Sache bleiben". Wie sich die CDU-Fraktion insgesamt zum Antrag der Verwaltung stellen wird, will Bock nicht voraussagen, das werde man diskutieren, wenn es so weit ist. Also nach der Sommerpause.

Zu Besuch in Freiburg

Orte: Bei seinem Staatsbesuch in Deutschland wird der Papst vom 22. September bis 25. September Berlin, Erfurt, das thüringische Eichsfeld und Freiburg besuchen. Am 24. und 25. September wird er sich in Freiburg aufhalten.

Personen: Während seines Aufenthaltes in Deutschland soll der Papst Gespräche führen unter anderen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dem Bundespräsidenten Christian Wulff und dem Altkanzler Helmut Kohl (CDU). Benedikt XVI. wird in den vier Tagen zehn Ansprachen und zwei Reden halten.