Die Pläne des Landrats und der Krankenhausleitung, am neuen Klinikum in Winnenden ein Parkhaus zu bauen, erzürnen die Kreisräte. Harsche Kritik wird am Zeitpunkt des Vorschlags geäußert.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Winnenden - Bodo Kern, der Fraktionssprecher der Freien Wähler, hätte die Debatte eigentlich lieber im zuständigen Gremium, dem Aufsichtsrat der Rems-Murr-Kliniken, geführt. Man müsse schließlich vermeiden, dass das neue Krankenhaus in Winnenden vor dessen Eröffnung imagetechnisch weiter beschädigt werde. Dann aber ließ der frühere Kaisersbacher Schultes in der Sitzung des Kreistags in der Weissacher Seeguthalle doch durchblicken, was er von dem überraschenden Vorschlag der Bauherren hält, am Standort vier Millionen Euro in ein bisher so nicht vorgesehenes Parkhaus zu investieren: „Wir fühlen uns hinters Licht geführt.“

 

Kreisräte überrascht

Zuvor hatte der Backnanger Oberbürgermeister und CDU-Kreisrat, Frank Nopper, ungleich deutlichere Worte gefunden. Der Vorstoß, von dem alle Räte überrascht worden seien, sei möglicherweise schon von langer Hand geplant worden. Anders sei die Sache kaum zu erklären, schließlich habe sich seit der denkbar knappen Entscheidung für den Krankenhausneubau vor sechs Jahren nichts an den Parkraumanforderungen geändert. Einmal mehr zeige sich, dass die Wahrheit nur scheibchenweise serviert werde, polterte Nopper. „Man darf gespannt sein, welche Überraschung der Landrat noch parat hat.“

Wie berichtet, hatte Johannes Fuchs die Kreisräte am vergangenen Freitag davon in Kenntnis gesetzt, dass im Aufsichtsrat der Kliniken der Vorschlag erörtert worden sei, auf dem Klinikgelände ein dreigeschossiges Parkhaus mit insgesamt 357 Stellplätzen zu bauen und so die bisher geplanten Kapazitäten um 217 Plätze zu erweitern.

Der Unmut, davon erst jetzt erfahren zu haben, sei „nicht gering“, betonte die Backnanger SPD-Abgeordnete Christa Elser. Zumal man Schwierigkeiten habe, der Öffentlichkeit zu verkaufen, warum jetzt zusätzliches Geld für Parkplätze in die Hand genommen werden solle, die ursprünglich als nicht nötig erachtet worden waren.

„Warum müssen wir das in letzter Sekunde machen?“

Ähnlich äußerte sich auch die Backnanger Ärztin Ute Ulfert (CDU). Schließlich sei vonseiten einzelner Kreisräte immer wieder nachgefragt worden, ob die geplanten 700 Parkplätze für das neue Großkrankenhaus ausreichend seien. „Fragen über Fragen“ seien nun zu klären. Das Thema zu erörtern, sei zwar wichtig und richtig, aber: „Warum müssen wir das in letzter Sekunde machen?“

Einzig der FDP-Kreisrat und Landtagsabgeordnete, Jochen Haußmann, nahm seinen Parteifreund Johannes Fuchs in Schutz. Natürlich sei es ärgerlich, dass sich das Klinikprojekt nun möglicherweise erneut verteuern werde. „In unserer unmittelbaren Nachbarschaft gibt es aber ähnliche Projekte, die deutlich schlechter kalkuliert worden sind.“

„Viel zu spät“ – kommentiert Frank Rodenhausen

Über die sachliche Notwendigkeit muss man nachdenken, wahrscheinlich ist der Bau eines Parkhauses am Winnender Krankenhaus sogar dringend geboten. Der Zeitpunkt, zu dem der Vorschlag jetzt gemacht wird, ist aber – euphemistisch ausgedrückt – schwer nachvollziehbar. Die Kreisräte sind zu Recht irritiert bis erzürnt darüber, dass ihn die Krankenhausleitung und der Landrat erst jetzt, kurz vor der mehrfach verschobenen Eröffnung des neuen Rems-Murr-Klinikums, unterbreiten.

Eine Aufstockung der Parkplatzkapazitäten erscheine sinnvoll, weil nach der Weiterentwicklung des Standorts mit einem Gesundheitszentrum, dem Verwaltungssitz und einer Kindertagesstätte Parkraum auch von jenen Einrichtungen beansprucht werde, rechtfertigt sich der Landrat. Das entkräftet den Verdacht, man habe die Mehrkosten schon vor der Grundsatzentscheidung für den Krankenhausbau im Hinterkopf gehabt, diese aus abstimmungstaktischen Gründen aber nicht in der Gesamtrechnung ausweisen wollen.

Eine vorausschauende Planung sieht allerdings anders aus. Die Zusatzeinrichtungen sind nicht etwa erst vergangene Woche beschlossen worden, sondern mittlerweile längst fertig gestellt.