Trotz einer Reihe von Verwarnungen sind die Politessen überrascht, wie gut das neue Parkmanagement im Westen funktioniert.  

Stuttgart - "Bewohnerparkausweis“ heißt es auf dem Zettel an der Eingangstür des Bürgerzentrums West an der Ecke Schwab-/Bebelstraße. Der Geradeauspfeil darunter führt direkt zu der Schlange vor dem Ausgabebüro. Immer noch stehen viele Bewohner aus dem Westen an, um ihre grüne Lizenz zum Parken im Stadtbezirk zu erhalten. „Der Andrang ist sehr groß, deshalb ist die Ausgabe auch am Samstag von 8.30 bis 13 Uhr geöffnet“, heißt es bei der Stadt.

 

Auch draußen – an den Straßenrändern – ist der Andrang auf Parkplätze in dem dicht besiedelten Stadtbezirk nach wie vor groß. „Aber nicht mehr so schlimm wie vor dem Start des Bewohnerparkens“, sagt die Politesse Karen Rath. Die erfahrene Kontrolleurin muss es wissen – schließlich fahndet sie seit 22 Jahren im Westen nach Falschparkern. „Es gibt plötzlich freie Parkplätze am Straßenrand, die es früher nicht gegeben hat.“ Das haben auch viele überraschte West-Bewohner bereits am Dienstag festgestellt. Doch wo die früher dort stehenden Fahrzeuge plötzlich geblieben sind, wissen die beiden Politessen auch nicht.

Das Kennzeichen muss auf dem Ausweis gut zu sehen sein

Auch hinter dem Bürgerzentrum parken Fahrzeuge. Der schwarze Golf und der silberne Opel Corsa stehen allerdings in der hinunter zur Forststraße führenden Fußgängerzone. Das ist für Rath und ihre Kollegin Susanne Pavkovic kein in der Anfangsphase tolerierbares Kavalierdelikt mehr: Rath gibt die Codenummer für den Verstoß in ihr tragbares Computerterminal ein. Wenig später spuckt der an ihrem Gürtel hängende Drucker den Strafzettel über 30 Euro aus.

„Ich darf hier parken, der Hausmeister hat mir das erlaubt“, erklärt ein Sportlehrer, der wegen eines Jugendfußballturniers in der Sporthalle West in der Fußgängerzone parkt. „Feuerwehrzufahrt“, steht direkt auf dem Schild, neben dem sein Wagen parkt. „Wegfahren oder es wird sehr teuer“, rät Susanne Pavkovic. Ihre klare Empfehlung wird widerwillig angenommen. Der silberne Golf in der Forststraße hat weder einen Parkschein noch einen Bewohnerausweis hinter der Windschutzscheibe. „Dafür gibt es diese Woche nur eine gelbe Karte“, so Rath. Davon müssen die beiden Politessen auf den nächsten hundert Metern noch einige ausstellen. Eine der Karten erhält ein Autofahrer, dessen Bewohnerausweis nicht ganz zu sehen ist. „ Kennzeichen und Ausstellungsdatum müssen gut zu lesen sein“, erklärt Rath.

Seite 2: Kein einziger Wagen blockiert den Gehweg

Die A-Klasse, die direkt an der Ecke Forst-/Gutbrodstraße steht, kommt allerdings nicht mit einer kostenlosen Verwarnung davon. „Wer an Ecken und auf Sperrflächen parkt, wird kostenpflichtig verwarnt“, so Rath. Ursula Marini, die ihren neun Monate alten Sohn Valentino im Kinderwagen hat, findet das Knöllchen für den Parksünder an der Ecke „richtig“. Sie muss mit ihrem Kinderwagen an vielen Kreuzungen ständig um Falschparker herumkurven. Aber auch als Autofahrerin ist die junge Mutter vom Bewohnerparken angetan. „Als ich am Dienstagabend nach Hause gekommen bin, hatte ich drei Parkplätze zur Auswahl.“ Das sei früher so gut wie nie der Fall gewesen.

Eine Kreuzung weiter, an der Ecke Gutbrod-/Rosenbergstraße ist die Politesse Rath völlig von den Socken: Kein einziger Wagen blockiert die Gehwege an den Ecken. „Das habe ich hier noch nie erlebt.“ Erst in der Klopstockstraße registrieren die beiden Politessen wieder einen Verstoß: Code 112352 – verbotenes Parken in einer Grenzmarkierung. Sekunden später wirft der Drucker das Knöllchen aus, das Rath dem Transporter, der in dem weiß schraffierten Kreuzungsbereich steht, hinter einen Scheibenwischer klemmt.

„Ich bin überrascht, wie gut der Start gelungen ist“, sagt Joachim Elser, der Leiter der städtischen Verkehrsüberwachung. Sogar in der Johannesstraße im Westen, die bis jetzt ein Eldorado der Falschparker gewesen sei, „gibt es jetzt tagsüber freie Plätze“. Auch die ersten Abendkontrollen hätten aufgezeigt, dass sich die Parksituation im Westen deutlich entspannt habe. „Die normale Stellplätze waren bis 22 Uhr alle belegt“, so Elser, „es gab aber viel weniger Falschparker an Kreuzungen, auf Gehwegen und auf Sperrflächen.“

Das neue Parksystem hat aber nicht nur Freunde gefunden: In der Rosenbergstraße beschädigten Unbekannte drei Parkscheinautomaten. Laut Polizei verklebten die Täter zwischen 10 und 10.30 Uhr die Karten- und Münzfächer. Die Polizei (Telefon 8990-3300) bittet um Hinweise.