Die Parklets in Stuttgart sorgen für heftige Diskussionen auf Facebook. Die elf Bretterverschläge sollen auf Parkplätzen zum autofreien Verweilen einladen. Das finden nicht alle gut.

Stuttgart - Eigentlich sind es nur elf Bretterverschläge. Elf Standorte, an denen bislang ein Parkplatz war, sind bis Ende September blockiert. Die kleinen Kunstwerke aus Holz in Stuttgarts Parkbuchten nennen sich Parklets und sind nichts anderes als ein Experiment – ein Forschungsprojekt von Studenten.

 

Die Idee ist einfach: Die Straßen sollen wieder zu Orten werden, an denen man sich gerne aufhält. Ein Platz für Menschen und nicht nur für Autos. Ein Impuls, um darüber nachzudenken, wie man die Stadt und ihre Straßen als Bürger gerne nutzen würde. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Die Parklets finden unterschiedliche Verwendung: Als Sitzbank zum Beispiel, aber auch als Blumenbeet. Ein geselliges Plätzchen eben. Doch das sehen längst nicht alle so.

"Ich parke mein Auto ja schließlich auch nicht im Schlossgarten"

Auf Facebook bricht ein regelrechter Sturm der Entrüstung aus. Parkplätze sind in Stuttgart ohnehin ein sensibles Thema. Damit ist nicht zu spaßen – und schon gar nicht zu experimentieren.  Marcel Wasilewski kommentiert ironisch: „Super Sache, Stuttgart hat ja genug Parkplätze, vor allem kostenlose. Und wenn man mal keinen findet, fährt man eben mit der Bahn, ist ja mittlerweile richtig günstig.“ Dafür kassiert er auf Facebook eine Menge Likes.

 

Sven Vogel pflichtet ihm bei: „Ja, super Sache. Können dann die Penner einziehen und den geselligen Parkplatzstreitereien zuschauen. Also im Ernst, wer genehmigt so einen unausgegorenen, weltfremden Studenten-Schwachsinn?“ Unter Gegnern und Befürwortern der Aktion entfacht eine Grundsatzdiskussion zum Thema „Wie sinnvoll ist ein Auto in der Stadt?“ – erkennbare Gewinner oder Verlierer gibt es dabei nicht. 

Ein User mit dem Namen Ben Zin schreibt: „Bei der Parkplatzsituation im Westen gehören solche Aktionen unterbunden, ich parke mein Auto ja schließlich auch nicht im Schlossgarten.“ Marc Henning setzt noch einen drauf und bringt den Stuttgarter Oberbürgermeister ins Spiel: „Man sollte prüfen lassen, ob das rechtlich haltbar ist, erst Parkausweise verkaufen und Strafzettel im großen Stil verteilen und dann blödsinnige Bretterbuden zum Verweilen drüber bauen. Geht’s eigentlich noch blöder, Herr Kuhn?“ Dabei scheint der Verdacht, die Politik habe ihre Finger mit im Spiel, weit verbreitet.  „Was soll denn der Quatsch?“, schimpft Thomas Drewitz und ergänzt: „Naja, wo Grüne Umweltterroristen am Ruder sind darf man nichts Vernünftiges erwarten. So haben wenigstens die Obdachlosen des Nachts eine Unterkunft und OB Kuhn hat sein Wahlversprechen gehalten: mehr sozialen Wohnraum schaffen! Immerhin!“ Ingo Häringer schlägt vor: „Soll doch Herr Kuhn in so einer Holzbude sein Büro einrichten und das Rathaus können wir für andere Dinge nutzen?“

"Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung"

Andere verstehen die Aktion nicht so richtig. Cornelia Foltyn kann den Reiz daran nicht erkennen: „Irgendwie ist das so albern! Wer setzt sich denn gerne an eine befahrene Straße? Wäre es da nicht sinnvoll, den Hintern ein bisschen zu lupfen und zu den naheliegenden Anhöhen zu laufen?“ Auch Emily Montana kann sich Schöneres vorstellen: „Ich verweile lieber auf meinem schönen Balkon, anstatt den anderen aus einem Bretterverschlag bei der Parkplatzsuche zuzusehen.“

Doch nicht alle verteufeln die Aktion. Manche sind regelrechte Fans. Michi Beck schwärmt auf Facebook: „Bin heute dran vorbei gelaufen und find‘s richtig geil. Autos dominieren einfach die komplette Stadt und man muss sich schon mal fragen warum eigentlich. Das ist schließlich kein Naturgesetz.“ Auch Tobias Heinen lobt: „Tolle Idee, ich hoffe Sie setzt sich durch. Stuttgart muss seine Mobilitätskultur endlich verändern, ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.“

Andere sind geteilter Meinung. Die Parklet-Aktion scheint ein klassischer Fall von „Eine schöne Idee, aber …“ zu sein. Oliver Siegle beispielsweise schreibt, dass es an sich eine sehr schöne Initiative sei. Allerdings seien viele Menschen leider auf ihr Auto angewiesen. „Im Stuttgarter Westen Parkplätze zu reduzieren mindert Lebensqualität“, findet er.  

Andere sehen in den Parklets eine Steigerung eben dieser Lebensqualität: „Der wenige Platz zwischen den Wohnblöcken muss einfach zum Leben dienen“, schreibt Björn Geissler und begründet es damit, dass in der Stuttgarter Innenstadt kaum jemand einen Garten, Balkon und immer mehr gar kein eigenes Auto haben.  Auch Kerstin Steglich gefällt das Projekt: „Der öffentliche Raum gehört eben auch normalen Menschen, die kein Auto haben. Coole Aktion.“  Und ein User mit dem Namen Oli Obispo versteht die ganze Aufregung nicht: „Es fallen für einen begrenzten Zeitraum elf Parkplätze in ganz Stuttgart weg. Geht jetzt die Welt unter?“