Mitarbeiter des Marienhospitals sind nicht begeistert darüber, dass das Parkraummanagement eingeführt wird.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - So mancher Einwohner im Stuttgarter Süden freut sich auf die Einführung des Parkraummanagements im Oktober dieses Jahres. Einige Vorschläge im Bürgerhaushalt haben sich damit beschäftigt. Die Hoffnung der Anwohner: Pendlerverkehr, der sich in den vergangenen Jahren vom Westen auf Heslach verlagert habe, könnte man so aus dem Stadtbezirk heraushalten. Dass in weiten Teilen des Bezirks Anwohnerparkplätze eingeführt werden, wird von vielen begrüßt. Sie fordern sogar eine schnellstmögliche Ausweitung auf das gesamte Viertel.

 

Den ansässigen Firmen fehlt es dann an Parkplätzen

Schwierig wird es hingegen für ansässige Firmen wie das Marienhospital. Als einer der größten Arbeitgeber im Stuttgart Süden mit 1970 Mitarbeitern hat das Hospital nicht die Möglichkeit, allen einen Parkplatz zur Verfügung zu stellen. Bisher haben Mitarbeiter, Patienten und Besucher auch die umliegenden Parkplätze genutzt. Schon jetzt ist es schwierig, rund um das Marienhospital einen Parkplatz zu finden.

Durch die Einführung des Parkraummanagements wird laut einer Klinikmitarbeiterin, die anonym bleiben möchte, die Suche nach einem freien Platz zu einem Glücksspiel. Hinzu komme, dass die Plätze nun kostenpflichtig sind. „Ich kann doch nicht alle zwei Stunden den Katheder ablegen um Geld für den Parkautomat nachzuwerfen“, sagt die Hebamme.

Die Mitarbeiter des Marienhospitals sind deshalb von den Plänen der Stadtverwaltung alles andere als begeistert. „Das ist eine Riesen-Herausforderung für uns“, sagt Christoph Stöcker, der Verwaltungsleiter und Prokurist des Marienhospitals, welches zu der gemeinnützigen GmbH Vinzenz von Paul Kliniken gehört. Lange sei man davon ausgegangen, dass die Bewirtschaftung der Parkplätze erst im Jahr 2016 anstehe. Zufällig habe er im Bezirksbeirat Süd gehört, dass dies sein Haus nun schon von Oktober an betreffe. „Wir stellen uns nicht dagegen, das können wir auch nicht“, sagt Stöcker. Dennoch: „Wir wurden zu spät informiert, jetzt fehlt uns Zeit.“

Hausintern gibt es nun eine Projektgruppe unter der Leitung von Carsten Medinger, stellvertretender Leiter der Hauswirtschaftsabteilung. Diese bemüht sich derzeit um Lösungsoptionen, wenn von Herbst an die kostenlosen Parkplätze rund um das Marienhospital durch das Parkraummanagement wegfallen.

Parken am Marienplatz war schon immer schwierig

Die Parksituation für die Mitarbeiter, Patienten und Besucher des Krankenhauses war für Medinger und Stöcker schon immer ein Thema. Bereits jetzt herrsche ein Mangel an Parkplätzen für Mitarbeiter, sagt Medinger. Rund 300 stehen zur Verfügung, auf seiner Warteliste stehen noch 200 Namen. Auswege, die die Gruppe diskutiert, reichen vom Neubau von Park-and-ride-Parkplätzen über die Erweiterung der Klinikparkhäuser. Weitere Optionen sind laut Stöcker neue Fahrradparkplätze, die Förderung von Fahrgemeinschaften oder die Zusammenarbeit mit einem Carsharing-Unternehmen. Auch Zuschüsse für Tickets des öffentlichen Nahverkehrs stehen zur Debatte. Medinger könnte sich um die zehn Euro im Monat als Unterstützung vorstellen. „Mehr können wir als privates Krankenhaus nicht leisten“, sagt er. Aber damit wolle man einen kleinen Anreiz für die Mitarbeiter schaffen, vielleicht doch auf den Nahverkehr umzusteigen.

Die Hebamme, die über die fehlenden Parkplätze klagt, fühlt sich gegenüber den Angestellten der städtischen Kliniken benachteiligt. Die bekommen von der Stadt einen Zuschuss für das VVS-Ticket (siehe „Das Parkraummanagement und der öffentliche Nahverkehr“). Das werde von ihren Steuergeldern bezahlt, es werde somit mit zweierlei Maß gemessen, kritisiert die Hebamme. Aufgrund des Schichtdienstes sei es ohnehin nicht ganz einfach, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen, sagt sie. Bei den Krankenschwestern fange die Frühschicht um 6.20 Uhr an, bei Hebammen ende die Spätschicht oft um 23 Uhr. Zu diesen Uhrzeiten werde die Bushaltestelle vor dem Marienhospital nicht mehr angefahren.

Nächste Woche trifft sich die Projektgruppe mit Mitarbeitern der Stadt, um über Lösungen zu diskutieren. „Wir sind zuversichtlich, dass wir alle Mitarbeiter sicher zur Arbeit bekommen “, kündigt Sven Matis, Pressesprecher der Stadt Stuttgart, dazu an.

Das Parkraummanagement und der öffentliche Nahverkehr

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Der Bezirk ist für das bewirtschaftete Parksystem in sechs Gebiete unterteilt. Die Gebiete S1 bis S3 sowie ein Teil des Gebietes S4, der sich über das Eiernest erstreckt, sind von Oktober 2015 an betroffen. Generell soll das System Bewohner gegenüber Pendlern bevorzugt. Diese sollen auf den ÖPNV ausweichen.

Befragung
Im Marienhospital gab es eine große Befragung, mit welchen Verkehrsmitteln die Mitarbeiter zur Arbeit fahren. Die Umfrage basierte auf der Initiative „Nachhaltige Mobiliät“ von OB Fritz Kuhn. Das Marienhospital war eines von wenigen Stuttgarter Großunternehmen, welches die Befragung bei allen Mitarbeitern durchgeführt hatte.

Jobticket
Die Stadt Stuttgart hat erfolgreich das Jobticket für ihre Mitarbeiter eingeführt, damit sie auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Diese erhalten ein im Schnitt pro Monat um 28,15 Euro billigeres Ticket. Dafür muss die Stadt im Jahr rund 1,4 Millionen Euro extra ausgegeben, weil so viele Beschäftigte das Angebot annehmen.