Vor gut einem halben Jahr hatte keine der Parteien eine regierungsfähige Mehrheit bekommen, jetzt sind die Spanier erneut aufgefordert, ein Parlament zu wählen. Ob es diesmal eine klare Mehrheit gibt, ist ungewiss.

Madrid - In Spanien haben am Sonntag vorgezogene Parlamentswahlen begonnen. Rund 25 Millionen Stimmberechtigte waren aufgerufen, über die Verteilung der 350 Abgeordnetensitze zu entscheiden, nachdem bei der Wahl vor gut einem halben Jahr keine Partei eine regierungsfähige Mehrheit erhalten hatte und auch danach auch keine Koalition zustande gekommen war. Die Wahllokale schließen um 20.00 Uhr deutscher Zeit. Ergebnisse wurden für 23 Uhr erwartet.

 

Beobachter befürchten, dass sich auch diesmal keine klare Mehrheit ergibt und sich der politische Stillstand in dem EU-Staat fortsetzt. Umfragen zufolge dürfte die bisher regierende konservative Volkspartei PP des amtierenden Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zwar wieder die meisten Stimmen erringen, aber erneut die Mehrheit verfehlen.

Politische Landschaft hat sich verändert

Im Dezember waren die Konservativen auf 123 Mandate gekommen, gefolgt von der sozialistischen Arbeiterpartei PSOE mit 90 und den beiden erstmals landesweit angetretenen jungen Parteien Podemos (Wir können) und Ciudadanos (Bürger) mit 69 beziehungsweise 40 Sitzen. Nachdem Podemos sich mit kleineren Linksparteien zu Unidos Podemos (Gemeinsam können wir) zusammenschloss, könnte sie die Sozialisten diesmal auf Platz drei verdrängen.

Das starke Abschneiden der linken Podemos und der liberalen Ciudadanos, die viele Protestwähler an sich zogen, hat die politische Landschaft Spaniens radikal verändert. Bislang hatten PP und PSOE an den Urnen die Mehrheit unter sich ausgemacht. Dass jetzt vier starke Parteien mitmischen, die zum Teil extrem unterschiedliche Ansichten vertreten, erschwerte auch die Verhandlungen für eine Koalition nach dem ersten Urnengang.