Transparente, die Autofahrer auf den Feinstaubalarm in Stuttgart aufmerksam machen sollen, sind am Donnerstag von Unbekannten für politische Parolen missbraucht worden. Tatorte waren der Süden und Norden Stuttgarts.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Was haben Bundeskanzlerin Merkel, der Islam oder Pegida mit Feinstaub zu tun? Mit seltsamen Botschaften an den Einfallstraßen in die Stadt sind am Donnerstagmorgen Berufspendler in ihren Autos überrascht worden. Transparente an Brücken und Unterführungen, die Autofahrer auf den Feinstaubalarm in Stuttgart aufmerksam machen sollen, sind am Donnerstag von Unbekannten für politische Parolen missbraucht worden. Die Polizei vermutet die Täter in rechten Kreisen, die Beamten vom Dezernat Staatsschutz ermitteln.

 

Nach den bisherigen Ermittlungen dürften die Unbekannten in der Nacht zum Donnerstag mindestens fünf Transparente ins Visier genommen haben, die eine Plakatwerbungsfirma im Auftrag des Landes aufgehängt hatte. Die Sprayer besprühten jeweils die Rückseite und platzierten die Transparente wieder an Ort und Stelle. Wessen Geistes Kind da am Werke war, lässt womöglich die Botschaft über der B 27 südlich des Echterdinger Eis auf Gemarkung Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) erahnen: „Islam tötet.“

Ein Fall für den Staatsschutz

Die islamfeindliche Botschaft war zunächst gegen 7.40 Uhr der Stuttgarter Polizei gemeldet worden, die den Fall nach dem Fund des Transparents an das zuständige Revier Filderstadt weitergab. Polizei und Straßenmeisterei entfernten das Plakat. „Der Fall wird nun vom Dezernat Staatsschutz des Polizeipräsidiums Reutlingen bearbeitet“, sagt Polizeisprecher Josef Hönes.

Parallel dazu sind auch die Staatsschützer der Stuttgarter Polizei aktiv. Denn in der Stadt sind drei weitere zweckentfremdete Transparente entdeckt worden. An einer Fußgängerbrücke über der B 10 bei Zuffenhausen, auf Höhe Wollinstraße, sowie an der Unterführung der Neuwirtshauskreuzung gab es Botschaften wie „Merkel weg“ und „Merkel Ferkel“ sowie „Heimatliebe“. Auch hier: „Die Plakate wurden sichergestellt, das Dezernat Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen“, sagt der Stuttgarter Polizeisprecher Jens Lauer.

Verkehrsminister erstattet Strafanzeige

„Mit Feinstaub haben die Parolen jedenfalls nichts zu tun“, sagt Edgar Neumann, Sprecher des Landes-Verkehrsministeriums, das Eigentümer der Transparente ist. Nach seinen Angaben kommt ein fünftes Plakat hinzu, dessen Botschaft allerdings nicht in den Zusammenhang passt: „Fuck Pegida“ war am Neckartor zu lesen – dort, wo die Feinstaubmessungen seit Jahren die zulässigen Höchstwerte sprengen. Eine Replik linker Gruppierungen auf die Aktion?

Autofahrer werden auf die Information des Feinstaubalarms nicht verzichten müssen, sagt der Ministeriumssprecher: „Die Transparente werden ersetzt.“