Bilderbuchstart für das Sommerfest. Keine Regenwolke trübt den Himmel und die heitere Stimmung Tausender Gäste. Und auch die weitere Wettervorhersage stimmt optimistisch.

Stuttgart - 75 Prozent Luftfeuchtigkeit! Das ist wie in den Tropen. Da bleibt ein herzhafter Guss vom Himmel nicht aus, aber das war es dann auch schon. Die Gäste beim Sommerfest lassen sich deshalb den Spaß nicht verderben. Kurz in einem der weißen Zelte unterstellen, oder, noch besser, sich zum Dinner niederlassen und schon ist das Vergnügen ungetrübt. Denn nach dem Guss gab es nur noch Sonnen- und Mondschein.

 

Austern vom Feinsten

Zu den Gastronomen der ersten Stunde auf dem Sommerfest gehört die Familie Looß. Neben der Freiluft-Dependance der Markthallen-Lokale Empore und Tapas-Bar Desirée überrascht Holger Looß mit einer Neuigkeit: dem Ableger seiner Austernbar in der Fischhalle, die er seit Ende letzten Jahres in der Markthalle betreibt. Zu den Huitres d’été (Sommeraustern), die auf der Ile d’Oleron in der Bretagne gezüchtet und täglich frisch angeliefert werden, kann Enrico Accorsini, der Leiter der Fischhalle, ganz genau erklären, was den Unterschied zwischen den Sorten Fines de Claires, Triploide Speciale und Royale ausmacht. Und warum die Preise für ein halbes Dutzend von 19,80 bis 37,20 Euro reichen. Weil die königlichen Austern vier Jahre im Meer gedeihen und in dieser Zeit sogar die verschiedenen maritimen Aromen von Frankreich, Portugal, Spanien und Irland aufnehmen. Um das zu schmecken, sollte man sie keineswegs nur schlürfen, sondern beißen – und mit Champagner nachspülen.

Noch mehr Meer

Lust auf Luxus? Da wird man auf dem Sommerfest problemlos fündig. Gosch-Sylt, der sein Zelt am Planie-Rand des Schlossgartens aufschlägt, hat Langustenschwänze im Angebot – für 39 Euro. Kommen die auch aus dem Atlantik? Nein, erklärt der Fachmann nachsichtig, der wäre den Schalentieren viel zu kalt. Darum werden sie aus der Karibik eingeflogen.

Auch das Dekor zählt

Hohe Qualität und stilvolle Eleganz heißen vom ersten Sommerfest anno 1991 an die Prinzipien, denen sich die Wirte unterwerfen müssen. Da ist es ganz selbstverständlich, dass Joachim Breitmayer in seiner Schluckspecht-Dependance zwischen Eckensee und Neuem Schloss hervorragende Burger serviert. Sogar als Oceanburger mit Seafood. Was den Genuss der Gäste aber noch steigern dürfte, ist der Tischschmuck: Raffinierte und außergewöhnliche Arrangements mit Artischocken und Gräsern. Die originellen Kreationen stammen von der Floristin Sabine Franke am Killesberg.

Es gibt noch Plätze

Kenner sichern sich auch auf dem Sommerfest ihren Tisch mit einer Reservierung. Im Schluckpecht-Zelt bestehen dafür noch gute Chancen, sagt Eva Rein. Der Sommerfest-Gast liebt das Flanieren und die kurzfristige Entscheidung. Ganz anders der Weindorfhocker, heißt es. Dort sei man zwei Wochen später schon so gut wie ausgebucht.

Ausflug mit Aufgaben

Wo kommen bloß die vielen Gruppen mit Kindern und Jugendlichen her, die schon untertags das Sommerfest am Schlossplatz stürmen? Zum Beispiel aus dem Sillenbucher Ferienwaldheim wie Laura, Liv, Luna, Carlotta, Robin, Dominik und weitere 17 Buben und Mädchen. „Wir machen einen Ausflug“, erklärt Hannes Umber, einer der Betreuer. Aber keineswegs nur zum Gucken oder gar Shoppen. Die Truppe muss einen ganzen Katalog an Aufgaben erledigen. Wie diese: Sucht das teuerste Lebensmittelprodukt in der Markthalle und macht ein Foto davon! Oder: Wie lautet das Programm des Staatstheaters am Samstag? Wir verraten es: Spielzeitferien. Ganz schön reingelegt.

Attraktiver Oldtimer

„Bonjour, alors, merci, salut les copains“: Rund um die Jubiläumssäule existiert eine französische Enklave, in der zweisprachig parliert wird. Hier serviert Remy Butterlin, der Wirt von Louis Bauerstüble in Nellingen, Bouillabaisse und Coq au vin blanc, unterstützt von seinem Landsmann Olivier André. Der sorgt als Caterer für Büfetts im Rathaus. Da dort auch Urlaubsflaute herrscht, kann er sich Zeit für seinen Freund Remy nehmen. Aber genauso viel Anziehungskraft wie die Küche des Elsässers hat sein Oldtimer: ein Renault-Pritschenwagen von 1928, mit dem schon der Großvater vom Elsass nach Paris gefahren ist. Ordentlich angemeldet und durch den Tüv gekommen. Und dann kommt auch noch Wolfgang Höflacher, der Einsatzleiter der Polizei fürs Sommerfest, vorbei – um über Oldtimer zu plaudern.