Das Echo auf die Verpflichtung des Startrainers Josep Guardiola fällt fast ungeteilt begeistert aus – nicht nur in München. Und Uli Hoeneß hat eh schon immer vom FC Bayern Deutschland geträumt. Alles gut also in München?

München – Dass die „Oiztaler Mammuts Emmading“ wegen Josep Guardiola noch einmal zu besonderen Ehren kommen würden, hätten sie vermutlich auch nicht gedacht. In Niederbayern ist dieser Fanclub des FC Bayern ansässig, und im Dezember, als die Münchner Profiabteilung zu den traditionellen Weihnachtsbesuchen aufbrach, hatte man nahe Burghausen das große Los gezogen. Uli Hoeneß war es, der zu Besuch kam und dabei kurzerhand die Zukunft des Fußballs umriss.

 

In fünf bis sechs Jahren, sagte der Präsident, werde die Arena abbezahlt sein, „dann ist der FC Bayern der wohlhabendste Club der Welt“. Wenige Tage später, das hat Guardiolas Berater José Maria Orobitg inzwischen ausgeplaudert, sei die spektakuläre Trainerverpflichtung der Münchner bereits perfekt gewesen. Noch vor dem Fest habe man sich geeinigt – und bei den Mammuts durfte Hoeneß schon mal frohlocken.

Der Weltfußball wird schon sehen

Nun horcht ganz Europa auf. Und so wie es aussieht, soll schon jetzt der Weltfußball die wirtschaftliche Macht der Bayern zu spüren bekommen. Jene Stärke, die Hoeneß schon mehrfach in rosigen Zukunftsszenarien beschrieben hat. Die bisherige Statik des Spitzenfußballs wollen die Bayern mit dem Dreijahresvertrag für den ehemaligen Trainer des FC Barcelona verändern.

Gewonnen, findet sogar die Konkurrenz, hat der deutsche Fußball insgesamt durch den Coup. „Das ist eine Riesengeschichte für die Liga und gibt ihr international noch mehr Reputation“, sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Bayerns Kapitän Philipp Lahm bezeichnete Guardiola als „Königslösung“. Und der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge schwärmte am Donnerstag über den Spanier: „Wenn man mit ihm am Tisch sitzt, merkt man sofort: das ist ein Supertyp. Er hat eine unglaubliche Aura.“

Was wird aus Heynckes?

Jupp Heynckes, 67, dessen Vertrag im Juni ausläuft, wird sich wohl am Saisonende in den Ruhestand verabschieden, obwohl ihm von Rummenigge eine anderweitige Tätigkeit im Verein in Aussicht gestellt wurde. Dass die Münchner ein schlechtes Gewissen plagt, weil sie ihren Trainer vor vollendete Tatsachen gestellt haben, ist nicht zu kaschieren. Rummenigge behauptete zwar im Gegensatz zu Guardiolas Berater, die Einigung sei erst nach Weihnachten erfolgt, doch im Zuge der Verpflichtung war ja schon mehrfach und noch ganz anders geflunkert worden („Alles Unsinn“).

Nebenbei glauben die Münchner, mit Guardiola, Rufname „Pep“ und seit heute 42, dem BVB ein Argument in eigener Sache entzogen zu haben. Nicht mehr Jürgen Klopp, 45, wird nun als bester Trainer der Liga betrachtet. Vom 1. Juli an sitzt der Beste auf der Bank der Bayern, so sehen sie das jedenfalls. Deshalb scheinen sie ihm für Münchner Verhältnisse ungewöhnlich freie Hand zu lassen. Guardiola werde wohl zwei Assistenten mitbringen, sagte Rummenigge, Details, auch zu möglichen Spielertransfers, seien aber noch nicht diskutiert worden. Vorerst werde Guardiola erst einmal in New York bleiben.

Kritik ist im allgemeinen Jubel kaum zu vernehmen

Kritische Zwischentöne sind im allgemeinen Jubel kaum zu vernehmen, ebenso wenig Fragen wie jene, was eigentlich passiert, wenn die neue AG nicht so überragend funktioniert, wie alle glauben? Oder wenn Guardiolas Erfolge doch vor allem auf den Ausnahmekünsten Messis, Iniestas und anderer beruhten und er mit den Münchner Strukturen nicht zurechtkommt? Und wenn er gar nicht der smarte Saubermann ist, als der er allgemein gilt? Zwei positive Dopingproben als Profi stehen in seiner Vita, von denen er allerdings freigesprochen wurde. Spaniens Sport werden immer wieder Verstrickungen mit dem Dopingmilieu nachgesagt und teils auch nachgewiesen, das gilt auch für den Fußball.

Doch Titel sind ja das, was zählt. In vier Jahren als Barcelonas Trainer hat Guardiola 14 Meisterschaften gewonnen und zugleich das schnelle, offensive Kurzpassspiel perfektioniert. Damit übt der Katalane eine magische Anziehungskraft auf technisch versierte Fußballer aus, wie ein fleischgewordener Magnet. Bei Barça fürchtet man bereits die Strahlkraft des ehemaligen Trainers, der sich im Sommer zu seinem Sabbatical nach New York verabschiedet hatte. „Hoffentlich wird er sich auf andere Spieler fokussieren und sein Augenmerk bei seinem neuen Projekt nicht auf unsere Mannschaft richten“, sagte der Präsident Sandro Rosell.

Der Traum vom FC Bayern Deutschland

Statt mit Lionel Messi ist in München aber eher mit potenziellen Weltfußballern wie Dortmunds Mario Götze zu rechnen. Denn die Bayern werden kaum einen Aufkauf oder eine Kopie Barcelonas anstreben. Sie wünschen sich trotz möglicher Stareinkäufe im Ausland hauptsächlich mit vielen jungen deutschen Spielern eine eigene Fußballkunst zu erschaffen.

Vom FC Bayern Deutschland hat Hoeneß schon immer geträumt. Er will verstärkt auf heimische Talente setzen. Die Verpflichtung des Mainzer Innenverteidigers Jan Kirchhoff, 22, soll nur der Anfang gewesen sein. Guardiola soll die Talente zu perfekten Tiki-taka-Kickern formen. Wenn er dieses Konzept umsetzt, dürfte das auch dem Bundestrainer Joachim Löw gefallen.