Im Bereich Finanzen will die LBBW 30 Stellen abbauen. Gehen sollen auch langjährige und ältere Beschäftigte. Doch nicht nur die Auswahl irritiert: In der Bank wird befürchtet, dass es erst die Vorboten eines größeren Personalabbaus sind.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Ihren Personalabbau hat die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) bisher bemerkenswert geräuschlos bewerkstelligt. Im Zuge der Restrukturierung sank die Zahl der Stellen in den vergangenen Jahren um etwa 2500 auf heute gut 11 000, ohne dass es größere Verwerfungen gab. Die Bank habe bewiesen, dass sie mit dem „für alle belastenden Thema“ sehr angemessen umgehe und „soweit irgend möglich sozialverträgliche Lösungen bevorzugt“, sagt ein Sprecher.

 

Nun aber wächst in der LBBW die Sorge, ob das auch in Zukunft so bleibt. Anlass ist ein geplanter Abbau im Bereich Finanzen, wo – wie die Bank bestätigt – etwa 30 Stellen wegfallen sollen. Nicht diese überschaubare Größenordnung irritiert die Mitarbeiter, sondern die als rigide empfundene Art und Weise, wie dabei vorgegangen wird. Zudem fürchten sie, dass es sich nur um die Vorboten weitaus umfangreicherer Stellenstreichungen handeln könnte.

Betroffene fallen aus allen Wolken

Überraschend kommt der Personalabbau eigentlich nicht. Er war bereits 2011 angekündigt, dann aber verschoben worden. Darüber habe der Vorstand die Mitarbeiter intern wiederholt informiert, sagte der LBBW-Sprecher. Grund: die vielen zusätzlichen regulatorischen Anforderungen hätten gerade im Rechnungswesen zu Mehrbelastungen geführt. Während fast überall sonst Stellen wegfielen, wurde in diesem Bereich sogar zusätzliches Personal angestellt; insgesamt hätten 70 Mitarbeiter davon profitiert. Nun aber seien die Kapazitäten überprüft worden – mit dem Ergebnis, dass 30 Stellen gestrichen würden.

Gleichwohl fielen Betroffene aus allen Wolken, als ihnen jetzt von Vorgesetzten eröffnet wurde, dass sie künftig nicht mehr gebraucht würden. Nach StZ-Informationen sind darunter etliche ältere und langjährige Beschäftigte, die mit einem solchen Schritt nie gerechnet hatten; die neuen, jüngeren und billigeren Kräfte will man offenbar halten. Die Auswahl sei schwer nachvollziehbar, wird intern moniert, soziale Kriterien spielten offenbar keine Rolle. Entsprechend überrumpelt fühlen sich manche derer, denen nun ein Aufhebungsvertrag angeboten wird. Teilweise stünden sie „unter Schock“ und fühlten sich psychisch unter Druck gesetzt, hört man. Der Personalrat ist eingeschaltet, wollte sich auf StZ-Anfrage derzeit aber nicht äußern.

Bank: Art des Abbaus noch offen

Aus Sicht der Bank klingt der Vorgang deutlich nüchterner: „Derzeit finden im Bereich Finanzen Mitarbeitergespräche statt, in deren Verlauf auch darüber informiert wird, wenn Mitarbeiter künftig keine Stelle mehr haben.“ Über die Modalitäten eines Personalabbaus sei „noch gar nicht entschieden worden”. Unruhe in der Belegschaft kann die LBBW „nicht erkennen“, aber „Besorgnis“ der Betroffenen, für die man „natürlich großes Verständnis“ habe. Man wolle wie bisher behutsam vorgehen.

Mit Argusaugen wird der Abbau auch von Mitarbeitern beobachtet, die nicht tangiert sind. Beim nächsten Mal, fürchten sie, könnte es auch sie treffen. Dass mit weiteren Einsparungen zu rechnen ist, hatte der LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter erst im März durchblicken lassen. Bankweit bleibe die „Verbesserung der Effizienz“ eine Daueraufgabe, interne Prozesse und Strukturen würden „kontinuierlich überprüft“. Besonders ein Beispiel ließ die LBBW-ler aufhorchen: Die Kreditbearbeitung könne durch eine stärkere Standardisierung „schlanker, schneller und kostengünstiger“ werden. Da sei man tatsächlich noch üppig besetzt, bestätigen Bankinsider; wenn beim Sparen hier angesetzt werde, gehe es nicht um 30 Stellen, sondern um ungleich mehr.

Druck durch die Digitalisierung

Selbst Kritiker des Personalabbaus bestreiten nicht, dass Handlungsbedarf besteht. Letztlich sei es im Interesse aller Beschäftigten, die Bank zukunftssicher aufzustellen. Der technologische Wandel erhöhe den Veränderungsdruck „in atemberaubender Weise“, hatte Vetter gemahnt. Vorbei seien die gemütlichen Zeiten, wo man sich alle paar Jahre mit technischen Neuheiten beschäftigten musste und dann wieder Ruhe hatte. Glaubhaft vermittelte der LBBW-Chef, dass ihm der Personalabbau nicht etwa Lust, sondern Last ist. Als er in einer internen Versammlung einmal schilderte, wie schwer ihm solche Schritte fielen, waren die Zuhörer ganz ergriffen. Man hätte ihn, berichtete ein Teilnehmer, fast „in den Arm nehmen und trösten mögen“.