Beim Bremer Schokoladenhersteller Hachez herrscht Krisenstimmung. Die Gewerkschaft NGG befürchtet, dass jede vierte Stelle gefährdet ist.

Weihnachten ist nicht nur für Kinder ein Fest der Freude, sondern auch für Süßwarenhersteller. Normalerweise. Doch beim Bremer Schokoladen- und Pralinenproduzenten Hachez herrscht derzeit eher Krisen- als Adventsstimmung. Denn der 125 Jahre alte Traditionsbetrieb ist in die roten Zahlen geraten und plant einen massiven Personalabbau. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) befürchtet, dass im ersten Halbjahr 2016 bis zu 99 Stellen gestrichen werden, also mehr als ein Viertel der derzeit 360 Arbeitsplätze.

 

Ob es bei dieser Zahl bleibt, soll jetzt in Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat geklärt werden. Wie viele der Betroffenen dann tatsächlich gekündigt werden oder „freiwillig“ gehen – auch das steht noch nicht fest.

Bis 2012 schien die Schoko-Welt noch in Ordnung

Dabei schien bis 2012 die Edelschokoladenwelt an der Weser noch einigermaßen in Ordnung zu sein. Die damaligen Eigentümer, Hasso Nauck und Wolf Kropp-Büttner, hatten als Qualitätshersteller zwar mit Billigkonkurrenz und anderen widrigen Marktverhältnissen zu kämpfen; deshalb verzichtete die Belegschaft nach Angaben der Gewerkschaft NGG zum Beispiel auf das Weihnachtsgeld. Aber unterm Strich sollen schwarze Zahlen gestanden haben.

Kurz nach Ostern 2012 verkündeten Nauck und Kropp-Büttner überraschend, dass sie Hachez und die Schwesterfirma Feodora rückwirkend zum 1. Januar an den Toms-Konzern verkauft hätten, den größten dänischen Süßwarenhersteller. Durch die internationale Zusammenarbeit sollte die Zukunft des Bremer Unternehmens mit seinen damals noch 450 Beschäftigten gesichert werden, hieß es damals.

Anscheinend war das nötiger, als es seinerzeit den Anschein hatte. „Das Unternehmen hatte seit langem Schwierigkeiten, positive operative Ergebnisse zu erzielen“, so die heutige Sicht einer Hachez-Sprecherin. „Steigende Konkurrenz und Erhöhungen der Rohstoffpreise machen es nicht einfacher.“ Jedenfalls scheint Hachez seit der Übernahme durch Toms eindeutig ins Minus gerutscht zu sein. Dem Vernehmen nach soll der Verlust derzeit bei 2,5 Millionen Euro liegen, bei einem Jahresumsatz von angeblich 50 Millionen Euro. Das Unternehmen äußert sich dazu nicht.

Die Situation ist ernst, sagt eine Unternehmenssprecherin

Nur soviel bestätigt die Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung: „Die Situation ist ernst und wir müssen unserem Eigentümer zeigen, dass wir schwarze Zahlen erreichen können. Es ist erforderlich, in Verhandlungen mit dem Betriebsrat eine tragfähige Lösung für die Zukunft zu finden.“ Was genau dabei am Ende herauskommen wird, ist noch offen. Erste Sparmaßnahmen wurden bereits 2014 eingeleitet. Damals beschloss das Unternehmen, einen Teil der Verpackungsarbeiten nach Polen zu verlagern. 71 Beschäftigte, vor allem Frauen, sollten ihre Stelle in Bremen verlieren – nach Verhandlungen mit den Belegschaftsvertretern traf es am Ende nach Angaben des Unternehmens 33 Mitarbeiter. Drohen jetzt weitere Verlagerungen ins kostengünstigere Ausland? Die Antwort der Unternehmenssprecherin klingt nicht unbedingt beruhigend: „Es werden derzeit keine Erwägungen angestellt, den Standort Bremen komplett zu verlassen.“